Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken (Andrea Kranzer)

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken: Eine Investorin erzählt

Wie Business Angel-Netzwerke funktionieren und dass ein Investment über ein Business Angel-Netzwerk für viele Startups Sinn macht, habe ich in meinem letzten Post bereits beschrieben.

Aber wieso lassen sich Business Angels darauf ein, gemeinsam zu investieren?

Das zu verstehen, ist auch für dich als Gründerin oder Gründer wichtig. So kannst du besser einschätzen, wer da beim Pitch vor dir sitzt und warum.

Was machen Business Angels in ihren Netzwerken?

Manche Business Angels bevorzugen es, sich in thematischen oder lokalen Netzwerken mit anderen (erfahreneren) Business Angels über Startups auszutauschen, für deren Branche sie sich interessieren oder in die sie investieren wollen. Teilweise investieren sie in solchen Netzwerken sogar zusammen mit anderen Angels. Das nennt sich „Syndikation“ und ist vor allem in den USA und in Frankreich ein bei Angels beliebtes Vorgehen.

In Deutschland dominieren aktuell die informellen Netzwerke, die dem Austausch dienen, aber es gibt auch Netzwerke, in denen die Angels explizit gemeinsam nach Startup-Investment-Chancen suchen.

Warum manche Business Angels lieber gemeinsam investieren

Es gibt drei Gründe, warum manche Business Angels lieber in einem Netzwerk investieren:

Warum manche Business Angels lieber in Netzwerken investieren

Warum manche Business Angels lieber in Netzwerken investieren

  1. Sie bekommen Deals vorgelegt. Als Teil eines Netzwerks bekommt der Business Angel Zugang zu Startups, die über ihre persönlichen Kontakte hinaus nach Kapital suchen. So bekommt sie oder er zahlreiche Investment-Chancen präsentiert, ohne viel dafür tun zu müssen.
  2. Sie haben begrenzte Mittel. Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Business Angels und anderen Arten von Investoren ist, dass das verfügbare Kapital der meisten Angels begrenzt ist. Teil eines Business Angel-Netzwerks zu sein (und mit anderen Mitgliedern gemeinsam zu investieren) ermöglicht es dem Angel, Investments über mehrere unterschiedliche Startups zu streuen und so das eigene Portfolio zu diversifizieren.
  3. Mehr Augen prüfen den selben Deal. Business Angels haben (anders als VC-Fonds) kein großes Team von Angestellten, um einen Deal zu analysieren, da sie meistens als Privatpersonen allein arbeiten. Indem sie sich im Business Angel-Netzwerk engagieren, können sie einen potenziellen Deal mit anderen Mitgliedern besprechen und abschließen, was das wahrgenommene Risiko des Investments in das Unternehmen begrenzt.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Business Angel gefragt, warum sie in Netzwerken statt alleine investiert.

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken: Eine Investorin erzählt

Die Mannheimerin Andrea Kranzer setzt seit 2014 ihr Knowhow, ihr Kapital und ihre Kontakte als Frühphasen-Investorin in den Bereichen Tech, IT und Healthcare ein. Inzwischen ist sie in mehreren Angel-Netzwerken aktiv und hat selbst die Angels4Health gegründet, Deutschlands einziges auf Life Science spezialisiertes Business Angel-Netzwerk. 2019 wurde sie vom Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND e.V.) zum Business Angel des Jahres gewählt.

Andrea Kranzer erläutert:

„Auch wenn ich dies früher in einigen Investments gemacht habe:

Andrea Kranzer, Business Angel des Jahres 2019

Andrea Kranzer, Business Angel des Jahres 2019

Heute würde ich nicht mehr alleine investieren.

Als einziger Business Angel oder Investor bist du der alleinige Ansprechpartner für dein Startup und gerätst schnell selbst in eine Gründerrolle, die du gar nicht übernehmen willst.

Außerdem ist meiner Meinung nach die Kombination des Wissens und der Fähigkeiten von mehreren Personen für den Erfolg notwendig.

Netzwerke unterstützen uns Business Angels maßgeblich dabei, unseren Job zu machen.

Ich investiere am liebsten mit Investorinnen und Investoren, die ich kenne und denen ich vertraue. Unschätzbar wertvoll ist für mich auch die Kompetenzerweiterung und der Erfahrungsaustausch im Netzwerk. Selbst in unserem spezialisierten Life Science-Netzwerk präsentieren Startups manchmal Themen, bei denen ich mich nicht auskenne. Ich kann dann bei anderen Angels nachfragen und wir können die Deals in der Gruppe diskutieren.

Das kommt auch Startups zugute, denen ich sonst einfach absagen müsste, weil ich durch den Austausch auf für mich bis dahin unbekannte Details hingewiesen wurde.“

Mehr zu Business Angel-Investments für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

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So findest du Investoren über Business Angel Netzwerke

So findest du Investoren über ein Business Angel-Netzwerk

Suchst du für die Seed-Finanzierung deines Startups Investoren und hast noch nicht so viele Kontakte in die Szene? Dann kann es hilfreich sein, sich an Business Angel-Netzwerke zu wenden.

Ich selbst habe über ein Business Angel-Netzwerk in Startups investiert. Mir macht es Spaß, mich hier mit anderen Business Angels auszutauschen (wie es auch Business Angel Andrea Kranzer in ihrem Beitrag beschreibt) – aber auch für Gründerinnen und Gründer haben die Netzwerke große Vorteile. Darum ist Business Angel-Netzwerken in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ganzes Unterkapitel gewidmet.

Zunächst einmal möchte ich aber klären: Was ist der Vorteil an einem Business Angel-Netzwerk und wie funktioniert das aus Startup-Sicht?

Vorteile eines Investments über Business Angel-Netzwerke

Für dich als Startup-Gründerin oder Gründer haben Business Angel-Netzwerke gleich mehrere Vorteile:

  • Du hast die Chance, dein Startup mehreren Investorinnen und Investoren auf einmal vorzustellen. Selbst wenn du nicht alle begeistern kannst, reicht es, einige davon zu überzeugen.
  • Du musst nicht unbedingt vorgestellt werden, um eine Chance zu haben (auch wenn vorherige Kontakte ins Netzwerk helfen). Stattdessen wählt das Business Angel-Netzwerk vorab geeignete Startup-Kandidaten nach internen Kriterien aus.
  • Das Business Angel-Netzwerk wird dir bereits im Vorfeld helfen, dein Startup überzeugend zu präsentieren. Das steigert deine Chancen für einen erfolgreichen Pitch.

Wie funktioniert ein Investment über ein Business Angel-Netzwerk?

Wie unten abgebildet kommt dein Startup typischerweise in 6 Schritten über ein Business Angel-Netzwerk zu Investoren:

Business Angel Netzwerke - Ablauf Investment

Ablauf eines Investments in einem Business Angel-Netzwerk

  1. Bewerbung: Startups senden Unterlagen per Email oder Webformular ein, normalerweise Pitchdeck und Executive Summary.
  2. Vorauswahl: Unvollständige Bewerbungen und solche, die nicht in die Investment-Kriterien passen, werden aussortiert.
  3. Auswahl: Qualifizierte Bewerbungen werden für eine Beurteilung an Mitglieder des BA-Netzwerks weitergeleitet.
  4. Präsentation: Die vielversprechendsten Startups werden zum Pitch beim Mitgliedertreffen eingeladen.
  5. Due Diligence: Wenn sich Mitglieder für das Startup interessieren, recherchieren sie weiter und führen die Due Diligence durch. Wenn es mehrere Angels sind, schaffen sie meist ein Konsortium und wählen einen Angel als Deal Leader aus, der sie in den Verhandlungen mit dem Gründungsteam vertritt.
  6. Investment-Vereinbarung: Die Investment-Vereinbarung wird unterschrieben.

Wie findest du ein Business Angel-Netzwerk?

Um ein passendes Business Angel-Netzwerk zu finden, google einfach nach „Business Angel Netzwerk“ und dem Namen deiner Region oder Stadt (wenn du in einer größeren Stadt lebst).

Alternativ kannst du auch auf die Website des Business Angel Netzwerk Deutschland (www.business-angels.de) gehen und dort nach Gruppen in deiner Region suchen.

Mehr zu Business Angel-Investments für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
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Was die Höhle der Löwen deinem Startup wirklich bringt (Katharina Mayer)

Was die Höhle der Löwen deinem Startup wirklich bringt: Eine Gründerin erzählt

Heute Abend ist wieder Showtime für Startups: Die 7. Staffel von Die Höhle der Löwen läuft an!

Ich stehe der Show (genauso wie ihrem österreichischen Pendant 2 Minuten, 2 Millionen) etwas zwiegespalten gegenüber. Einerseits finde ich es gut, dass dank ihr inzwischen viel mehr Leute als vorher etwas mit Begriffen wie “Startup” und “Pitch” anfangen können. Und auch Nicht-Gründerinnen und Gründer wissen nun zumindest ansatzweise, was eine “Bewertung” oder gar “Traction” ist.

Andererseits ist natürlich (auch ohne skandalöse Enthüllungsnachrichten) klar: Die Höhle der Löwen spiegelt die Gründerszene in etwa so realistisch wider wie Der Bachelor die Dating-Realität.

Und in der echten Welt bekommst du kein Kapital nach einem 15-minütigen Treffen mit einem Business Angel. Logisch also, dass manche Deals nach der Aufzeichnung in der Due Diligence doch noch platzen. Trotzdem schaue ich gerne zu und habe schon manchem Startup aus meinem Netzwerk die Daumen gedrückt.

Was bringt ein Auftritt in der Höhle der Löwen für ein Startup?

Aus Sicht der Löwinnen und Löwen macht es Sinn, echte Deals vor laufender Kamera abzuschließen. Die enorme Publicity durch die Show wiegt für sie das Risiko mehr als auf, ungeprüft und nur auf Basis des Pitchs in ein Startup-Unternehmen zu investieren.

Aber gilt das auch für Gründerinnen und Gründer auf Finanzierungssuche?

Ich habe diese Frage für mein Buch „Startup-Finanzierung“ einer Gründerin gestellt, die 2018 in der Höhle des Löwen aufgetreten ist und einen Deal mit nach Hause genommen hat.

Wenn dein Produkt ins Fernsehen passt, ist die „Höhle der Löwen“ ein echter Boost für dein Unternehmen

Katharina Mayer ist Gründerin von Kuchentratsch, einem Münchner Startup, in dem echte Omas (und Opas) Kuchen backen und inzwischen deutschlandweit vertreiben.

Als Sozialunternehmen arbeitet Kuchentratsch gewinnorientiert, stellt aber den positiven gesellschaftlichen Einfluss in den Vordergrund: Einen Ort zu schaffen, an dem verschiedene Generationen miteinander im Austausch stehen, voneinander lernen und eine gute Zeit zusammen beim Arbeiten haben.

Katharina Mayer erzählt, wie sich ihr Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ Ende 2018 auf ihr Unternehmen ausgewirkt hat:

Katharina Mayer, Gründerin von Kuchentratsch

Katharina Mayer, Gründerin von Kuchentratsch (Foto: Lara Freiburger)

„Auf die Idee zur Bewerbung bei der Höhle der Löwen sind wir gekommen, weil wir überzeugt waren, dass wir ein spannendes Produkt für die Löwen und die Fernsehzuschauerinnen und Fernsehzuschauer bieten können.

Für den geplanten deutschlandweiten Versand der Kuchen versprachen wir uns einen positiven Marketingeffekt, da die Sendung immerhin von drei Millionen Menschen gesehen wird.

Dass wir in der Sendung tatsächlich ein Investment bekommen würden, darauf hatten wir gar nicht zu hoffen gewagt. Sozialunternehmen sind dort sehr wenig vertreten und hatten in der Vergangenheit nie ein Investment bekommen. Als zwei der Löwen, Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl, unser Angebot von 10 Prozent für 100.000 Euro annahmen, war das eine echte Überraschung für uns.

Beworben hatten wir uns einfach über das Online-Formular der Produktionsfirma.

Schon am nächsten Tag wurden wir zurückgerufen und um einen Businessplan sowie ein Vorstellungsvideo gebeten – natürlich will der Sender vorher wissen, ob man überhaupt ‚fernsehtauglich‘ ist. Und nur 10 Tage später hatten wir dann bereits unseren Drehtermin!

Das Format ist immer gleich: Ein Drei-Minuten-Pitch, dann eine bis anderthalb Stunden Diskussion. Alles wird als One-Take gedreht und dann für die Sendung auf zehn bis zwanzig Minuten geschnitten. Bei der Vorbereitung waren wir weitestgehend auf uns alleine gestellt und auch die Investorinnen und Investoren haben wir erst in der ‚Höhle‘ getroffen.

Natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht: Was, wenn etwas schiefgeht, wenn der Kuchen runterfällt oder den Löwen nicht schmeckt?

Darum habe ich mir fest vorgenommen: Immer schön lächeln, auf keinen Fall traurig oder enttäuscht gucken – nicht, dass der Sender die Szene schwarzweiß mit trauriger Musik untermalt und es aussieht, als würde ich weinen!

Obwohl in der Sendung schon ein Deal geschlossen wird, kann in den anderthalb Stunden nicht das tiefe Kennenlernen stattfinden, das vor einem Investment sinnvoll ist. Dass die Verträge der Löwen problematisch sein sollen, kann ich nicht bestätigen. Viele Deals platzen im Nachhinein allerdings, weil die Gründerinnen oder Gründer nicht alles erzählt haben oder irgendwo Leichen vergraben haben.

Wir haben in der Sendung die ganze Wahrheit erzählt und beide Löwen zu uns in die Backstube eingeladen, wo sie die Omas kennenlernen konnten. Zwei Monate nach der Aufzeichnung waren wir beim Notar und haben die Beteiligungsverträge unterschrieben.

Katharina Mayer (Kuchentratsch-Gründerin) mit Oma Renate

Katharina Mayer (Kuchentratsch-Gründerin) mit Oma Renate

Zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung lagen sechs Monate, die wir intensiv zur Vorbereitung des erwarteten Ansturms genutzt haben.

Wir haben mit anderen Höhle der Löwen-Startups gesprochen und versucht, deren Learnings umzusetzen: Eine stabile und professionelle Website aufzubauen, Aufgaben im Team zu verteilen, Kuchen vorzuproduzieren – und einfach nicht unterzutauchen. Die Omas hatten wir schon vorab ins Boot geholt, indem wir mit ihnen über die Vorteile der Sendung gesprochen und ihnen die Investoren bei ihrem Besuch später auch persönlich vorgestellt haben.

Durch die gute Vorbereitung konnten wir die erwartete große Resonanz auf die Ausstrahlung gut abfangen. Während der Sendung, die rund drei Millionen Menschen sehen, waren gleichzeitig 50.000 Besucher auf der Website. In den ersten 24 Stunden bekamen wir 400.000 Klicks, 4.000 Emails und zahlreiche Bestellungen. Allein 2018 waren wir 200 Mal in der Presse – das war schon ein gutes Stück Arbeit.

Der Auftritt in Die Höhle der Löwen hat sich für uns definitiv langfristig gelohnt.

Mit dem Investment konnten wir den Relaunch unserer Website und das Neudesign unserer Verpackung sowie eine große Gastro-Spülmaschine finanzieren. Heute haben wir etwa 30 Prozent mehr Bestellungen, als wir es ohne die Sendung gehabt hätten.

Zu mir als Gründerin und zu unserem Produkt hat das Format und das Investment insgesamt sehr gut gepasst – ob das auf das eigene Startup zutrifft, muss allerdings jede Gründerin und jeder Gründer für sich selbst entscheiden.“

– Katharina Mayer, Gründerin von Kuchentratsch

Mehr von erfolgreichen Startup-Gründerinnen und Gründern

Wenn du mehr Stories von erfolgreichen Gründerinnen und Gründern lesen möchtest, findest du über 70 davon in meinem Buch „Startup-Finanzierung“. Unter anderem:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • André Schwämmlein (Flixbus) – „So haben wir mit Flixbus den neu entstehenden Fernbusmarkt erobert“
  • Bastian Nominacher (Celonis) – „Ohne Disziplin verlierst du dein strategisches Ziel aus den Augen“
  • Maria Sievert (inveox) – „Für eine langfristige Zusammenarbeit müssen die Konditionen des Deals stimmen – und zwar für alle Parteien“

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Fotocredit (Titelbild und Artikelbild): Kuchentratsch (www.kuchentratsch.com)

Warum Investoren nicht in GreenTech-Startups investieren

6 Gründe, warum Investoren nicht in dein GreenTech-Startup investieren (und wie du sie trotzdem überzeugst)

GreenTech, CleanTech, Renewable Energy – auch Investoren tun gerne Gutes, und das am besten mit weltweitem Impact. Nicht erst seit den „Fridays for Future“ ist klar, dass Umwelt- und Klimaschutz im wahrsten Sinne des Wortes Themen mit Zukunft sind.

Bei vielen Gründerinnen und Gründern, die sich schon länger im Markt tummeln und nach Investoren oder einer Finanzierung für ihr Startup suchen, drängt sich die Frage auf:

Wenn „grüne“ Startups für Investoren angeblich so interessant sind – warum investieren sie dann oft doch nicht in GreenTech?

Aus meiner Erfahrung als Business Angel und Gesprächen in meinem Netzwerk habe ich 6 Gründe dafür identifiziert, warum Investoren vor einem Investment in dein GreenTech-Startup zurückschrecken.

6 Gründe, warum Investoren nicht in dein GreenTech-Startup investieren

1. Monetarisierung I – Wer zahlt denn für das gesparte CO2?

Schön, dass deine Technologie CO2 spart. Aber am Ende ist es (heute leider noch) oft die Ökonomie, die am Ende bei der Kaufentscheidung die Oberhand hat. Wenn du nicht darstellen kannst, dass deine ökologisch bessere Lösung auch die ökonomisch beste ist, hast du sowohl bei deinen Kunden als auch bei den Investoren gleich ganz schlechte Karten.

2. Monetarisierung II – Gibt es irgendwann einen plausiblen Käufer für dein Startup?

Der GreenTech- und CleanTech-Markt ist zwar riesig, aber auch noch recht neu. Hier fällt es schwer, aus dem Stehgreif logische Exit-Kandidaten zu finden, die dein Unternehmen in einigen Jahren kaufen werden. Denn hier gibt es noch kein Google oder Amazon, deren Geschäftsmodell dein Unternehmen perfekt ergänzen würde. Abgesehen davon stellen sich Investoren oft die Frage: Wenn du dich so sehr mit deiner grünen Mission identifizierst – wirst du dann überhaupt in 5, 7 oder 10 Jahren verkaufen wollen und dein Unternehmen auf dieses Ziel hin optimieren?

3. Stereotype – Kann der „Gutmensch“ auch Shareholder Value konsequent optimieren?

Deine Motivation als Gründerin oder Gründer in allen Ehren – aber Umwelt- und Klimaschützer haben leider nicht den besten Ruf als Unternehmer. Überspitzt gesagt: Wenn dir vor allem Eisbären und Bienen am Herzen liegen, wirst du dich dann überhaupt ausreichend um den Cash-Return deiner Investoren und Gesellschafter kümmern? Dazu kommt, dass Investoren die Erfahrung gemacht haben, dass in grünen Startups oft die Grenze zwischen Aktivismus und Geschäft verschwimmt. Das birgt Potenzial, aber auch Risiken: Wenn dein Team vor allem aus deinen Freunden und anderen Verbündeten besteht, bist du dann willens, auch diesen Personen klare Ansagen im Sinne deines Geschäfts zu machen? Oder wirst du davor zurückschrecken, um deine Freundschaften zu erhalten?

4. Regulatorik – Ist der Markt abhängig vom Regulator und politischen Prozessen?

Es muss nicht gleich ein Donald Trump sein, der den Klimawandel ganz verleugnet. Aber gerade die Branchen GreenTech, CleanTech und Erneuerbare Energien stehen und fallen mit der aktuellen politischen Stimmung. Schon an der deutschen Solarindustrie, die anfangs boomte und dann von der Politik fallen gelassen wurde, haben sich zahlreiche Investoren die Finger verbrannt. Das wirkt bis heute nach.

5. Öffentliche Beschaffung – Ist das nicht noch schwerer und langsamer als B2B-Vertrieb?

Nicht genug damit, dass dein Startup in den Augen von Investoren so sehr von den unvorhersehbaren Launen der Politik abhängt. Wenn du dich in Bereichen der Infrastruktur (Energieversorgung) oder Verkehr (E-Mobilität) tummelst, hast du es oft mit öffentlichen Kunden zu tun. Und angesichts der zahlreichen Restriktionen, die deren Vergabeverfahren so mit sich bringen, kann es ein sehr, sehr mühsames Geschäft werden, mit öffentlichen Abnehmern bis zum Vertragsabschluss zu kommen.

6. Entwicklungsbedarf – Welche Kosten und Risiken lauern in der Technik und IP?

Um den Klimawandel zu stoppen, brauchst du nicht weniger als eine revolutionäre Lösung. Und was revolutionäre Lösungen so an sich haben, ist oft ein großes technisches Risiko. Wird dein Wellenkraftwerk wirklich so funktionieren wie geplant? Wenn deine Batterie so energieeffizient ist, wie du sagst, warum hat sie dann bisher noch niemand sonst gebaut? Und selbst, wenn alles erwiesenermaßen funktioniert: Kannst du deine IP selber nutzen oder wird deine Lösung sowieso in Nullkommanichts nachgebaut?

Wie du es schaffst, dass Investoren trotzdem in dein GreenTech-Startup investieren

Ganz ehrlich: Um institutionelle Investoren (VC-Fonds oder Banken) von einem Investment in dein GreenTech-Startup zu überzeugen, brauchst du angesichts der oben genannten 6 Punkte vermutlich handfeste Nachweise dafür, dass die Risiken nicht auf dein Geschäftsmodell zutreffen. Oder noch besser: dass du diese Hürden erwiesenermaßen schon überwunden hast.

Bereits vorher hast du aber gute Chancen, einen Business Angel auch schon in einer frühen Phase von einem Investment in dein GreenTech-Startup zu überzeugen – wenn du den richtigen Angel ansprichst.

Du musst den jeweiligen Business Angel und seine Motivation verstehen, um den richtigen anzusprechen!

Wie Nicolaj und ich in unserem Buch im Detail darstellen, ist Business Angel nicht gleich Business Angel. Sie haben zwar statistisch gewisse Charakteristika gemeinsam – sind etwa mehrheitlich männlich, mit eigener Unternehmererfahrung und vorrangig deutschen Startups aus ihrer Nähe im Portfolio – unterscheiden sich aber stark in ihrer Investment-Motivation.

Warum investieren Business Angels?

Einen Angel, der vor allem zu seinem eigenen Wohl investiert – um Geld zu verdienen oder durch dich weiter unternehmerisch erfolgreich zu sein – wirst du mit einem hoch risikobehafteten Investment wie deinem GreenTech-Startup aus den oben genannten 6 Gründen schwer überzeugen können. Eine Angel-Investorin hingegen, die sich als Impact-Investorin sieht und ihr Kapital „zum Wohl der Welt“ einsetzen möchte, wird sich viel eher auch schon früh mit dir auf das Risiko einlassen.

Natürlich kannst du nicht von außen in die Business Angels hineinschauen. Aber du kannst dich strategisch nach geeigneten Business Angels umsehen, die deine Motivation teilen.

Wo findest du Business Angels, die in GreenTech investieren?

1. Events und Pitchwettbewerbe

Solche Investoren findest du beispielsweise im Publikum oder der Jury von Pitchwettbewerben, bei denen es explizit um GreenTech oder CleanTech geht. Dazu gibt es viele: von lokalen Pitch-Events wie Samsungs Life’s A Pitch: Empower Society über die deutschlandweiten Next Economy Awards bis hin zu den international renommierten Green Awards (ehemals GreenTec Awards). Auch das Business Angels Netzwerk Deutschland (BAND e.V.) und der Bundesverband Deutscher Startups veranstalten regelmäßig solche Events für GreenTech-Startups. Und würden sich die Investoren nicht für dein Thema interessieren, wären sie nicht hier!

2. GreenTech- und CleanTech-Acceleratoren

Stehst du mit deiner Idee noch ziemlich am Anfang, kannst aber bereits ein Team und eine überzeugende Geschäftsidee vorweisen? Dann stehen dir die Türen zu verschiedenen GreenTech-Acceleratoren offen, die genau solche Ideen wie deine fördern wollen. Den besten Ruf hat hierzulande der von der EU unterstützte Climate-KIC, aber es gibt auch andere spezialisierte oder regionale Programme wie beispielsweise den Baden-Württemberger Smart Green Accelerator, die GreenTech-Startups wie deines suchen.

Diese Programme machen dich fit für ein Investment. Und am Ende der meist 3- oder 6-monatigen Programme steht der Demo Day, an dem du dein Startup einer ausgewählten Anzahl an interessierten Investoren präsentieren kannst. Das ist deine Chance, bei interessierten Business Angels zu punkten und ein Investment einzustreichen!

3. Neue Angels mit grüner Motivation

Eine andere Möglichkeit ist, unter den Unternehmerinnen und Unternehmern in deiner Region nach Personen zu suchen, die sich bereits durch ihr Engagement für die Umwelt oder grüne Technologien hervorgetan haben. Vielleicht findest du unter ihnen einen „Neuen Angel“: Also eine Person, die vielleicht noch nicht einmal weiß, dass er „Business Angel“ ist – aber Lust hat, dein GreenTech-Startup zu unterstützen?

Du musst schon etwas kreativ werden – wenn du deine Investorensuche aber strategisch angehst, erhöhst du deine Chancen auf ein Investment enorm. Und du sparst dir eine Menge Zeit, in der du dir von irrelevanten Investoren die oben genannten 6 Gründe anhören musst, warum sie dein Startup zwar toll finden, aber nie investieren würden…

Warum Investoren nicht in GreenTech-Startups investieren

Wie hast du deinen Investor für dein GreenTech-Startup gefunden?

Teile deine Erfahrungen mit uns! Vielleicht interviewen wir dich und dein Startup dann für die nächsten Ausgabe von „Startup-Finanzierung: Dein Insider-Guide“.

Bis dahin kannst du noch einige Tage kostenlos in unser Buch reinschauen. Nutze deine Chance und trag dich ein auf StartupFinanzierung.com!