Worauf ich bei einem Gründungsteam achte (Rolf Christof Dienst)

Worauf es beim Gründungsteam ankommt: Ein VC-Investor erzählt

Natürlich versuche ich, die Tipps in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ so sachlich wie möglich zu formulieren. Aber bei einem Thema kommt die Subjektivität des Finanzierungsprozesses doch immer wieder deutlich ans Licht: beim Gründungsteam.

Zwar gibt es dabei inhaltliche Kriterien (wie die Qualifikation in den Bereichen Entwicklung und Vertrieb) oder Kriterien zur Anzahl der Gründungsteam-Mitglieder (drei scheint eine ganz gute Zahl zu sein).

Wie dein Gründungsteam einen guten Eindruck auf den VC oder Business Angel machen wird, kann ich dennoch nicht ganz in Worte fassen. Muss ich aber auch nicht. Denn das hat VC-Urgestein Rolf Christof Dienst freundlicherweise im Interview getan 😉

Worauf ich bei einem Gründungsteam achte: Ein VC-Investor erzählt

Rolf Christof Dienst investiert seit über 40 Jahren in junge Unternehmen. 1991 gründete er den VC-Fonds Wellington Partners, dessen Partner Emeritus er ist. Über Wessel Management ist er aktuell an mehr als 30 Unternehmen beteiligt.

Seit 4 Jahren bin ich ebenso wie er bei KINEXON investiert einem Startup mit Top-Management-Team. Für mein Buch Startup-Finanzierung“ habe ich Rolf gefragt, worauf er bei der Auswahl investment-tauglicher Gründerinnen und Gründer achtet.

Er erläutert:

Rolf Christof Dienst von Wessel Management

Rolf Christof Dienst von Wessel Management

Ich habe mehrfach den Fehler gemacht, mich von einem Thema und einer Technologie begeistern zu lassen und dafür Kompromisse beim Team einzugehen.

Das ist meistens schief gegangen. Ein Startup braucht ein unternehmerisch denkendes und handelndes Kernteam mit höchster Energie, das bereit ist, alle Schwierigkeiten – die bestimmt auftauchen werden – zu meistern.

In Einzelpersonen investieren wir generell nicht. Und auch um Teams mit großen Lücken in den Schlüsselpositionen machen wir lieber einen Bogen.

Die Teams gut kennenzulernen, ist bei uns ein wichtiger Baustein im Investmentprozess.

Dazu gehören nicht nur der Lebenslauf, Telefonate und persönliche Treffen. Gerne lernen wir einen Menschen auch in seinem Umfeld kennen. Dazu laden wir ihn oder sie mal mit seiner Partnerin oder seinem Partner zu uns nach Hause oder in die Oper ein. Dass wir Referenzen prüfen, ist ebenfalls eine Selbstverständlichkeit (falls die Teams nicht direkt aus der Uni kommen und schon einen relevanten beruflichen Werdegang haben).

Einige Eigenschaften werden für den Erfolg unbedingt gebraucht.

Deshalb legen wir in der Auswahl darauf besonderen Wert. Dazu gehören:

  • Energie
  • Vision
  • Charisma
  • Präsentieren können
  • Verkaufen können
  • Menschenführung – unter anderem die Fähigkeit, Top-Kandidaten dauerhaft ans Unternehmen zu binden
  • Humor
  • Demut – also Bereitschaft zum Lernen
  • Loyalität – auch dem künftigen Investor gegenüber
  • Ein glückliches Händchen – oder anders gesagt, eine positive Lebenseinstellung

Die letzte Eigenschaft ist am schwierigsten zu erkennen. Aber wenn wir uns mit Kandidatinnen und Kandidaten und ihrem Werdegang beschäftigen, erkennen wir schon, ob sie ihren Weg auch in widrigen Situationen finden.

Manche Kandidatinnen und Kandidaten verkaufen sich leider sehr unter Wert.

Wenn der Vortrag lustlos vorgetragen wird, keine klare Botschaft enthält, schlecht eingeübt ist, die Hände beim Vortrag in den Hosentaschen stecken oder die Körpersprache nicht passt, ist die Chance schnell vertan. Schließlich beurteilen wir immer auch, ob wir diesem Team zutrauen, Kunden und weitere Investoren zu überzeugen.

Negativ fällt auf, wenn das Team rein von der Aussicht auf das große Geld getrieben ist. Solche Teams verlieren oft bei den ersten Schwierigkeiten die Lust. Auch ein zu großes Ego wirkt auf uns aus dem gleichen Grund abschreckend.“

– Rolf Christof Dienst, VC-Investor

Mehr zum idealen Gründungsteam für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du ein Gründungsteam zusammenstellst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Warum Mitgründerinnen und Mitgründer suchen?
  • Was für Mitgründerinnen und Mitgründer brauchst du?
  • Outsourcing und normale Angestellte als Alternative?
  • Wie du die richtigen Personen für dein Gründungsteam findest
  • Anreize für Mitgründerinnen, Mitgründer und erste Angestellte geben

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Diese Gründer haben trotz Risiko Investoren gefunden

Investoren finden trotz Risiko? So schafften es diese Startup-Gründer

„Deine Geschäftsidee ist genial – aber das Risiko ist zu hoch.“

Hast du schon einmal eine solche Absage von Investoren bekommen?

Investoren interessieren sich nicht für Ideen – sie bewerten Risiken

Risiken gibt es in der Startup-Welt wahrlich genug:

  • Marktrisiko: Kunden kaufen lieber bei der Konkurrenz. Oder niemand braucht dein Produkt, weil es kein Problem löst.
  • Technisches Risiko: Dein Produkt funktioniert nicht. Oder es ist einfach viel zu teuer.
  • Teamrisiko: Dein Team schafft es nicht, deine Geschäftsidee (schnell genug) in die Tat umzusetzen.

Jedes dieser Risiken kann dazu führen, dass dein Startup scheitert und dein Investor sein gesamtes Geld verliert. Und deswegen schaut er oder sie sich diese Risiken sehr, sehr genau an.

Für unser Buch haben wir erfolgreiche Gründerinnen und Gründer gefragt: Wie habt ihr es geschafft, das Risiko eurer Geschäftsidee soweit zu senken, dass Investoren bereit waren, in euer Startup zu investieren?

So haben es diese Gründer geschafft, Risiken zu senken und Investoren zu finden

1. Marktrisiko

Von der Konkurrenz ausgestochen zu werden ist einer der häufigsten Gründe für das Scheitern eines Startups. Noch bevor es überhaupt zur Investorensuche kam, hatten die Gründer von FlixBus selbst große Bedenken, dass das Marktrisiko zu hoch sein könnte. Gründer und CEO André Schwämmlein erläutert:

André Schwämmlein, CEO und Gründer von FlixMobility

André Schwämmlein, CEO und Gründer von FlixMobility

„Wir hatten im Gründerteam schon 2009 den bald liberalisierten Fernbusmarkt als äußerst attraktiv identifiziert. Dann haben wir das Projekt aber doch beiseitegelegt, weil wir davon ausgingen, dass die Deutsche Bahn den durch die Liberalisierung neu entstehenden Markt dominieren wird. In 2011 äußerte sich aber ein Bahnvorstand in einem Interview, dass die DB nicht an den Markt glaubt und kein neues Angebot aufbauen wird. Erst dann sind wir mit voller Kraft durchgestartet.“

– André Schwämmlein, Gründer und CEO von FlixMobility

Die Story ging bekanntermaßen gut aus: FlixMobility ist heute Marktführer in Europa und zählt als Unicorn zu den größten Startup-Erfolgsgeschichten Deutschlands.

Was passiert, wenn ein Produkt nicht funktioniert, hat Freya Oehle von Spottster erlebt. Die Preisplattform benachrichtigte Nutzer, sobald ein vorgemerktes Produkt günstiger zu bekommen war. Das Startup schrieb dank viel positiver PR und Fernsehauftritten bei DHDL und Galileo eigentlich schwarze Zahlen. Aber:

Freya Oehle, ehem. Gründerin und Geschäftsführerin von Spottster

Freya Oehle, ehem. Gründerin und Geschäftsführerin von Spottster

„Unser B2B-Geschäft ist am Markt nie richtig ins Laufen gekommen. Bei den großen Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiteten, wurden wir von Abteilung zu Abteilung durchgereicht. Es dauerte oft fünf bis sechs Iterationen, bis die Kunden verstanden hatten, was wir eigentlich wollten. Nach 24 Monaten intensiver Arbeit mit zwei Pilotkunden hatten wir erst zwei Testkampagnen starten können, die zudem so vorsichtig und klein angelegt waren, dass die Ergebnisse praktisch wertlos waren. Bei diesem Tempo hätten wir noch zwei Jahre auf Sparflamme weiterarbeiten müssen, bis wir wirklich erfolgreich gewesen wären.“

– Freya Oehle, ehem. Gründerin und Geschäftsführerin von Spottster

2017 entschlossen sich Freya und Tobias freiwillig, ihr Unternehmen aufzugeben. Heute sind sie erfolgreich mit dem Softwareentwicklungs-Startup 3tausendsassa am Markt.

2. Technisches Risiko

Auch wenn es eine Marktchance gibt, könnten dich technische Herausforderungen daran hindern, diese Chance zu ergreifen. Verbraucher und die Industrie wünschen sich beispielsweise schon lange effizientere Lösungen für Energiespeichertechnologien – aber es ist ein langer und steiniger Weg von den ersten Ergebnissen im Labor bis zur marktreifen Anwendung. Und so ist es nicht leicht, Investoren zu finden, die dieses Risiko in Kauf nehmen.

Wie es gelingen kann, Investoren davon zu überzeugen, das Risiko einzugehen, erzählt Michael Peither vom Münchner Startup VoltStorage:

Michael Peither, Gründer und CTO von VoltStorage

Michael Peither, Gründer und CTO von VoltStorage

„Unser potenzieller Investor war sehr erfahren im Energiesektor und stellte zahllose Fragen zu unserer Technologie. Wir mussten nicht nur zeigen, dass wir beim Thema Batterien sattelfest waren, sondern wir mussten den Fonds auch davon überzeugen, das wir das Gesamtkonzept wirklich umsetzen konnten. Immerhin ging es hier um so unterschiedliche und komplexe Bereiche wie Rohstoffe und Chemie, Elektronik, Hardware-Entwicklung, IT – und wir waren im Endeffekt immer noch nur drei Studenten mit einer rudimentären Prototypen-Batterie und einer Powerpoint-Präsentation. Die Due Diligence war also extrem hart, aber wir haben den Fonds schließlich überzeugt.

Allen Tech-Startups würde ich raten: Sucht euch jemanden mit gutem Standing in der Branche, der eure Technologie und eure Geschäftsidee extern validiert – das überzeugt auch andere, an euch zu glauben. Gerade wenn ihr noch nicht so viel vorzuweisen habt, ist ein fachlich und persönlich überzeugendes Auftreten entscheidend. Auch das gibt euch die Glaubwürdigkeit, die Investoren für ihre Entscheidung brauchen.“

– Michael Peither, Gründer und CTO von VoltStorage

3. Teamrisiko

Das Teamrisiko besteht … aus dir! Es ist das Risiko, dass du und dein Team nicht die Fähigkeiten oder die Erfahrung haben, die bestehende Marktchance voll auszunutzen. Vielleicht überrascht es dich, aber: Selbst bei Startups, die ein hohes Marktrisiko und/oder ein hohes technisches Risiko mit sich bringen, sehen viele Investoren das Team als größten Risikofaktor an. Denn wenn du und dein Team nicht die erforderlichen Fähigkeiten habt, um das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, werdet ihr in der Entwicklungs- oder Vertriebsphase scheitern. Oder die Konkurrenz überholt dich, weil sie die Marktchance besser und schneller nutzt.

Das bedeutet aber nicht, dass du bereits erfahrener Seriengründer sein musst, um einen Investor zu finden, der in dich und dein Team investiert. Wie du es schaffst, selbst als Student ein Raketenunternehmen (buchstäblich!) zu gründen und zu finanzieren, erklärt Daniel Metzler von Isar Aerospace:

Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

„Dass es uns gelungen ist, praktisch noch als Studenten-Projekt erst das Vertrauen der Kunden und dann auch das der Investoren zu gewinnen und eine einstellige Millionensumme einzuwerben, lag meiner Einschätzung nach vor allem daran, dass wir bereits intensive Praxiserfahrungen aus dem Projekt vorweisen konnten. Dort arbeiten seit etwa fünf Jahren regelmäßig 40 Studierende an der Entwicklung von Höhenforschungsraketen, die dann auch gelauncht werden – es sind also bereits eine Menge Personenjahre in die Entwicklung geflossen!“

– Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

Welches Risiko ist für dein Startup am größten?

Hat ein Investor dein Startup schon mal wegen eines hohen Risikos kritisiert? Wir wollen deine Erfahrungen hören. Teile sie mit uns in den Kommentaren!Startup Finanzierung - Buch-Cover

Wenn dich die Erfahrungen anderer Gründerinnen und Gründer interessieren, schau dir unbedingt unser Buch an: Hier erzählen wir die ausführlichen Stories von Freya Oehle, André Schwämmlein, Michael Peither, Daniel Metzler und mehr als 35 anderen Startup-Gründern!

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