Über große und kleine Kuchen (oder: Willst du das Investment wirklich?)
Bei der Startup-Finanzierung dreht sich oft alles um die Frage „Wie komme ich an ein Investment für mein Startup?“. Auch in meinem Buch geht es in der Mehrzahl der Kapitel darum, wie Gründerinnen und Gründer es schaffen, Geldgeber von ihrem Startup zu überzeugen.
Ganz zu Anfang meines Buches stelle ich jedoch eine andere Frage: Willst du das Investment wirklich?
Warum ist es so wichtig, diese Frage zu stellen?
Jedes Investment hat seinen Preis
Auch wenn Investoren dein Startup schon früh als das nächste große Ding feiern und du die Chance hast, viel Geld einzuwerben: Externes Kapital wird dir nie geschenkt, sondern hat seinen Preis.
In jedem Fall wird es dich Zeit und Mühe kosten, ein Investment einzuwerben, eine Förderung zu beantragen oder eine Crowdfunding-Kampagne zu organisieren. Langfristig am entscheidendsten ist jedoch: Bei den meisten Finanzierungsformen wirst du Anteile an deinem Unternehmen für das Investment abgeben müssen.
Je mehr Geld du aufnehmen willst und je früher du Geld aufnimmst, desto mehr Unternehmensanteile musst du verkaufen.
Verwässerung – der Preis von Investments in verschiedenen Phasen
Das Beispiel unten verdeutlicht eine typische Verwässerung der Anteile in einem Unternehmen, das von den üblichen Verdächtigen in verschiedenen Phasen Kapital bekommt.
Es beginnt damit, dass du Anteile an eine Mitgründerin oder einen Mitgründer abgibst und Freunde, Business Angels und Acceleratoren in dein Unternehmen investieren. Als nächstes vergibst du Anteile an deinen ersten Angestellten und weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (über einen Anteilspool). Schließlich bekommst du ein riesiges Investment von einem lokalen Venture Capital-Fonds (VC-Fonds), und später noch ein weiteres von einem internationalen VC-Fonds. Am Ende hältst du nur noch 17 deiner ursprünglichen 100 Prozent Anteile an deinem Unternehmen.
Lohnt es sich, mit Investments deinen Startup-Kuchen zu vergrößern?
Lohnt es sich, statt 100 Prozent eines sehr kleinen Kuchens nur noch 17 Prozent eines (hoffentlich) großen Kuchens zu behalten?
Das hängt von deiner spezifischen Situation ab und davon, was du wirklich mit deinem Startup erreichen willst. Ist es dir wichtiger, dein Unternehmen selbst steuern zu können, selbst wenn es nur ein kleines ist, als es zu einem weltweiten Marktführer zu machen? Dann solltest du diesen Weg sicher nicht gehen!
Aber wenn du ein Startup hast, das Kapital braucht, um zu wachsen oder schnell genug zu wachsen, sind VC-Fonds und andere Arten von Investoren möglicherweise genau das, was du brauchst!
Du solltest dich fragen:
- Brauchen wir das Geld wirklich?
- Wird das Geld wirklich einen riesigen Unterschied für unser Unternehmen machen – oder könnten wir unsere Ziele auch ohne erreichen?
- Und wenn wir Geld brauchen, brauchen wir es jetzt oder kann das auch bis später warten?
Ein gut gehütetes Geheimnis: Nicht immer ist der größere Kuchen der bessere
Eine in der Startup-Welt oft ignorierte Tatsache ist: Oft ist das innovative Dienstleistungsunternehmen, über das Gründerszene oder TechCrunch niemals berichten werden, für dich als Gründerin oder Gründer deutlich lukrativer als das riesige, weltweit gehypte Produkt-Startup. Denn das kann nicht ohne externes Kapital abheben. So bist du gezwungen, einen Großteil deines Unternehmens an Investoren zu verkaufen, um überhaupt zum Ziel zu kommen. Den Gewinn beim Verkauf dieses nach außen hin riesigen Kuchens streichen dann größtenteils andere ein.
Dein Kuchen mag zwar kleiner sein, aber gehört er dir zu 100 Prozent, stehst du beim Verkauf möglicherweise sogar besser da.
Wie Rand Fishkin, Gründer des erfolgreichen SEO-Software-Unternehmens Moz und Autor des Buches Lost and Founder sagt:
„Wenn alles glatt geht, könntest du dir am Ende ein zusätzliches Batmobil oder zwei leisten!“
Mehr zur Finanzierungsstrategie für Startups
Wenn du noch mehr Insider-Tipps zur Finanzierungsstrategie für dein Startup suchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ mehrere ausführliche Kapitel dazu. Unter anderem zu folgenden Themen:
- Braucht dein Startup wirklich externes Kapital?
- Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
- Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
- Wie viel dein Startup wert ist
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