So kam ich über das McCloy-Programm nach Harvard: Meine Bewerbungs-Tipps als Alumnus
Wenn du schon länger meinen Blog verfolgst und die vielen Interviews in meinem Buch Startup-Finanzierung gelesen hast, ahnst du es vielleicht: Networking spielt in meinem Leben eine zentrale Rolle. Nicht nur, was die Vernetzung von Startups und Investoren angeht, die ich bei XPRENEURS ja auch beruflich betreibe. Sich ein Netzwerk aufzubauen, ist auch eine tolle Möglichkeit, Erfahrungen zu teilen. Ich liebe es, selbst von anderen zu lernen und inzwischen auch einiges von meinem Wissen weitergeben zu können.
Eines meiner wertvollsten Netzwerke ist das aus meiner Zeit als McCloy-Stipendiat an der Harvard Kennedy School of Government. Als Alumnus möchte ich dir heute vorstellen, wie ich in das McCloy-Programm gekommen bin und was es mir gebracht hat. Vieles, was ich in dieser Zeit gelernt habe, wende ich heute noch in meiner Arbeit mit Startups an.
Vielleicht reizt auch dich die Herausforderung genauso wie mich damals? Dann habe ich natürlich auch ein paar Bewerbungstipps für dich.
Wie ich über das McCloy-Programm an die Harvard Kennedy School of Government gekommen bin
Schon während meines Jura- und Journalistikstudiums in Hamburg bin ich im Jahresbericht der Studienstiftung immer beim Harvard-Programm hängengeblieben. Und als sich dann gegen Ende meines Studiums die Frage nach dem nächsten Schritt stellte, dachte ich mir: Harvard, warum eigentlich nicht?
Als ich mich 1996 für das zweijährige McCloy-Programm der Studienstiftung beworben habe, war ich noch Student. Ich hatte also noch keine Berufserfahrung in einem regulären Job. Allerdings hatte ich zu der Zeit schon umfangreiche internationale Praktika an spannenden Orten im Ausland in großen Institutionen wie der UNO und dem WEF gemacht.
Mein Lebenslauf war also interessant genug, dass ich zu einem Auswahlgespräch eingeladen wurde. Damit hatte ich schon die größte Hürde überwunden: An diesem Punkt war die Chance schon etwa 50/50, einen Platz im Programm zu bekommen. Und so wurde ich schließlich auch als einer von 6 Stipendiatinnen und Stipendiaten für das McCloy-Programm ausgewählt.
Meine Erfahrung als Student an der Harvard Kennedy School
Ich habe mich damals für den Master in Public Administration eingeschrieben. Weil die Harvard Kennedy School eine Graduate School bzw. Professional School ist, geht es dabei nicht darum, einen weiteren akademischen Titel zu sammeln. Was die HKS so wertvoll macht – das kann ich persönlich zu 100% unterschreiben – ist die Praxisnähe der Kurse.
Ich erinnere mich an einen Kurs in Policy Analysis von Professor Zeckhauser. Hier saßen wir mittags in der Pause noch da und versuchten, analytische Probleme zu knacken. Sie waren so originell und schwierig, dass sie eine echte Herausforderung waren. Wenn ich aus Datensätzen heute noch mehr herauslese als andere, verdanke ich das direkt diesem analytischen Training im „Geradeausdenken“ an der HKS.
Harvard wäre aber nicht Harvard ohne den Zugang zu Lehrenden, die echte Insider-Perspektiven mit in ihre Kurse bringen. Ich war damals recht interessiert an Außen- und Sicherheitspolitik und besuchte einen Kurs, der von zwei ehemaligen Mitgliedern des National Security Council unterrichtet wurde. Ein anderer Kurs zu US-Wahlkämpfen wurde unterrichtet von einer Dozentin, die den Präsidentschafts-Wahlkampf für Walter Mondale organisiert hatte. Der war zwar bekanntermaßen nicht so erfolgreich 😉 Er ermöglichte ihr aber dennoch, Gastredner und Praktiker in den Kurs einzuladen, die aus dem damals aktuellen Wahlkampf von George W. Bush gegen Al Gore berichteten.
Für mich als vielseitig interessierte Person war es damals ein besonderer Bonus, dass ich als eingeschriebener Student auch Kurse an anderen Professional Schools in Boston besuchen konnte. Teilweise haben diese „Seitenwege“ mein Leben tatsächlich entscheidend geprägt: Auf dem Kurs zu Negotiation mit Roger Fisher an der Harvard Law School, bei dem ich später Teaching Assistant wurde, bauen heute noch meine Negotiation-Seminare auf. Und meine Ausflüge ans MIT haben mein Interesse an Startups geweckt.
Das Netzwerk aus meiner Zeit als McCloy-Stipendiat an der Harvard Kennedy School
Mindestens ebenso wertvoll wie die Inhalte und Lehrpersonen waren für mich die Kontakte zu meinen Kommilitoninnen und Kommilitonen. Über 30 Prozent davon waren internationale Studierende. Alle waren angenehme, pfiffige Leute, die mit Energie bei der Sache waren. Ein wirklich inspirierendes Umfeld!
Natürlich haben viele Studierende in Harvard auf gewisse Weise einen privilegierten Hintergrund. Umso mehr habe ich wie die anderen im McCloy-Programm davon profitiert, dass das Programm ein Vollstipendium für die Lebenshaltungskosten, weitere Zuschüsse für Reisekosten und den Start in den USA beinhaltet. Und vielleicht das Wichtigste: das McCloy-Programm erstattet die Studiengebühren, die natürlich für normale Leute auch nicht von Pappe sind.
Schon während unserer Zeit in Harvard haben wir uns über unsere McCloy-Kohorten hinweg vernetzt. Wir haben sogar eigene Veranstaltungen wie eine Elefantenrunde zur Bundestagswahl in Deutschland oder den „Viennese Ball“ organisiert.
Das McCloy-Netzwerk besteht aber auch darüber hinaus. Gerade letzte Woche hatten wir ein virtuelles Jahrestreffen, bei dem viele der über 100 Alumnae und Alumni zusammengekommen sind. Es ist eine spannende Community, von der viele im diplomatischen Dienst oder internationalen Organisationen arbeiten, neben Positionen in der Wirtschaft oder der öffentlichen Verwaltung oder Politik.
Meine Bewerbungstipps für das McCloy-Programm
- Mein wichtigster Tipp ist: Trau dich! Gemessen an der Qualität des Programms bewerben sich gar nicht sooo viele Personen auf das Stipendium. Wenn du erst einmal zu den Auswahlgesprächen eingeladen wirst, ist die Chance schon sehr hoch, dass du einen der 6 oder 7 Plätze für das Programm bekommst.
- Aus welcher Fachrichtung du kommst oder was deine Eltern verdienen, ist nicht wichtig. Das McCloy-Programm ist offen für alle Fachrichtungen und fördert ein zweijähriges Studium an der Harvard Kennedy School. Das Ziel des Programms ist, vielversprechende deutsche Nachwuchskräfte für allgemeinwohlorientierte Positionen in Deutschland und bei internationalen Organisationen auszubilden und die transatlantischen Beziehungen zu stärken.
- Je früher du mit Resume Building anfängst, desto schneller kannst du in den “virtuous cycle” einsteigen, der dir die Türen zum Programm öffnet. Die Programmrichtlinien sagen: Bewerberinnen und Bewerber sollten erste Berufserfahrung mitbringen, sowie Engagement für das Gemeinwohl und den Öffentlichen Sektor, gute Noten und ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Ich habe diese Hürden damals vor allem durch meine Praktika und mein vielseitiges Engagement genommen. Ein erster Fuß in der Tür hat mich damals für den nächsten Schritt qualifiziert, und von dort ging es weiter zum nächsten.
- Verwerte die Arbeit an deiner Stipendien-Bewerbung für deine Uni-Bewerbung. Du kannst deine (zugegebenermaßen recht ausführlichen) Bewerbungsunterlagen auch für die Bewerbung der Harvard Kennedy School verwenden. Diese musst du separat einreichen, aber Harvard berücksichtigt die Entscheidung des McCloy-Komittees.
Mehr Infos zum McCloy-Programm der Studienstiftung
Weitere Infos zu dem McCloy Programm und seinen Leistungen und Anforderungen findest du unter www.studienstiftung.de/mccloy-programm, www.mccloys.org und auf der Seite von Mathias Risse, Direktor des Programms an der HKS.
Die Frist für den (recht umfangreichen) Bewerbungsprozess ist der 1. November 2020 für das McCloy Programm und Anfang Dezember 2020 für die Kennedy School (für den Studienstart im August 2021). Das Programm richtet sich an Personen, die das Allgemeinwohl voranbringen möchten – also nur Mut zur Bewerbung!
Bei Fragen zu Programm, Bewerbung, Studium etc. sende mir einfach eine Nachricht auf LinkedIn oder sprich mich direkt an.
Viel Erfolg bei deiner Bewerbung!