Drei ist die magische Zahl für ein Gründungsteam (Amir Schlachet)

Drei ist die magische Zahl für ein Gründungsteam: Die Sicht eines Startup-Gründers

Solo-Gründer wie Elon Musk oder Steve Jobs inspirieren viele Startup-Gründerinnen und Gründer. Und dank ihrer schillernden (man könnte sogar sagen exzentrischen) Persönlichkeiten und enorm ehrgeizigen Visionen berichten die Medien gerne über solche einzelnen Gründerpersönlichkeiten.

Professionelle Investoren sind allerdings oft skeptisch, was Solo-Gründer angeht. Selbst wenn du jemand bist, der alle Kompetenzen von Technologie-Entwicklung bis Vertrieb selbst abdeckt, wird dir das im Kontakt mit Investoren wenig helfen.

Investorinnen und Investoren glauben an das Team und investieren in das Team. Denk dran, du baust das Team nicht nur für die Kapitalsuche auf, sondern auch für die langfristige Entwicklung des Unternehmens. Wenn das Team nur aus dir besteht, werden Investoren vermutlich „Nein“ sagen.

Warum sind Investoren Einzelgründern gegenüber skeptisch?

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine einzelne Person all die unterschiedlichen Fähigkeiten hat, die zum Vorantreiben des Startup-Projekts notwendig sind.

Selbst wenn Investoren eine Person träfen, von der sie glauben würden, dass sie alle diese Fähigkeiten hat (so jemand ist uns noch nicht begegnet), würden sie sich fragen, was passiert, wenn die Person morgen vom Auto überfahren wird.

Sie hätten außerdem Bedenken, dass es sich um eine One-Man-Show (oder One-Woman-Show) handelt, weil die Person es nicht geschafft hat, irgendjemand anders zu überzeugen, Teil des Unternehmens zu werden. Stimmt da etwas nicht? Will sie niemanden dabei haben oder will wegen ihr niemand mitmachen? So oder so ist das ein Warnzeichen in den Augen der meisten professionellen Investoren.

Was ist die richtige Anzahl von Mitgründerinnen und Mitgründern für ein Startup?

Nicolajs und meine Meinung ist: Die richtige Anzahl von Mitgründerinnen und Mitgründern im Gründungsteam ist normalerweise 2 bis 4.

Das hängt einerseits mit den Kompetenzen zusammen, die diese Personen mitbringen: Mehr Personen können mehr Bereiche abdecken. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Vielfalt der Perspektiven, die jede einzelne Person im Gründungsteam mitbringt. Bedenke aber, dass jede zusätzliche Person die Entscheidungsfindung in deinem Unternehmen auch komplizierter macht!

Für unser Buch Startup-Finanzierung haben wir auch Gründer befragt, was sie zu der Frage nach der richtigen Anzahl von Mitgründerinnen und Mitgründern denken. Eine Perspektive dazu hat uns der Startup-Gründer Amir Schlachet gegeben.

Die Sicht eines Gründers: 3 ist die magische Zahl für ein Startup-Team

Amir Schlachet ist Mitgründer und Geschäftsführer von Global-e, einem Startup, das Online-Einzelhändler in Europa und den USA mit seiner kostengünstigen und risikofreien Dienstleistung dabei unterstützt, ihren komplexen internationalen Vertrieb zu managen.

Amir erläutert seine Ansicht zur optimalen Anzahl der Mitgründerinnen und Mitgründer für ein Startup:

Amir Schlachet, Gründer und Geschäftsführer von Global-e

Amir Schlachet, Gründer und Geschäftsführer von Global-e

„Ich glaube, dass ein Team aus drei Gründerinnen und Gründern mit gleichen Anteilen die optimale Struktur für ein Startup-Gründungsteam ist.

Ich habe keine Ahnung, wie ein Einzelgründer irgendetwas erreichen kann, ohne Superman zu sein oder eine Menge Glück zu haben.

In der heutigen hochkomplexen und schnelllebigen Welt ist es superwichtig, mehrere Perspektiven von Leuten zu haben, die sich dem Unternehmen gleich verpflichtet fühlen, besonders bei wichtigen Entscheidungen (und in einem Startup kann fast jede Entscheidung potenziell strategische Folgen für das Unternehmen haben).

Zwei Gründerinnen oder Gründer sind besser.

Aber unter der Annahme, dass sie unterschiedliche Ansichten zu vielen Themen haben werden (was sie auch sollten), ist die Entscheidungsfindung nicht einfach. Das könnte dazu führen, dass sie unnötige Kompromisse schließen oder dass sich eine Seite ständig übergangen fühlt.

Vier Gründerinnen oder Gründer sind schon eine „Menschenmenge“, was zahlreiche Probleme hervorruft.

Dazu gehören die Entscheidungsfindung (siehe die Begründung für zwei Gründer, die sich hier noch verdoppelt) und die Aufspaltung des Gründungsteams in zwei „Parteien“ aus je zwei Gründerinnen oder Gründern, deren Ansichten sich entgegenstehen. Ich habe tatsächlich von einem Fall gehört, bei dem der wichtigste VC-Investor gefordert hat, dass nur ein Paar bleiben kann und das andere herausgekauft werden muss. Dazu kommt noch, dass jeder im Gründungsteam nur 25 Prozent Anteile an dem Unternehmen hat, die in den ersten paar Runden schnell verwässert werden. Das führt möglicherweise bis an den Punkt, an dem der Anteil jedes einzelnen Mitglieds des Gründungsteams zu unbedeutend wird, dass er oder sie noch die Zeit, das Geld und die Mühe aufwendet, um das Unterfangen zum Erfolg zu führen.

Zusammengefasst glaube ich, dass drei Personen die magische Zahl für ein Gründungsteam ist.

Dadurch entsteht die nötige Vielfalt an Perspektiven, Mehrheiten zu finden ist sehr einfach, und jedes Mitglied des Gründerteams behält einen ausreichend hohen Anteil am Unternehmen.“

Mehr zum idealen Gründungsteam für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du ein Gründungsteam zusammenstellst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

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Warum du Investoren VOR dem Crowdfunding suchen solltest (Teja Philipp)

Warum du Investoren VOR dem Crowdfunding suchen solltest: Ein Gründer erzählt

Als ich selbst vor anderthalb Jahren in das Crowdfunding-finanzierte Startup Spyra investiert habe, habe ich das gemacht, noch bevor ich das fertige Produkt in den Händen halten konnte.

Dass die Spyra One in dem Jahr das erfolgreichste deutsche Crowdfunding-Projekt war, hat definitiv mein Interesse geweckt – der Markt war also da.

Aber obwohl es einen Prototypen der Hightech-Wasserpistole gab, war die sprichwörtliche Kuh zu dieser Zeit noch lange nicht vom Eis. Deshalb habe ich mich gemeinsam mit meinen technisch versierten Co-Investoren vor dem Investment erst einmal zwei Stunden mit den Gründern zusammengesetzt und eine intensive Due Diligence zur Produktionsplanung und der IP-Situation gemacht.

Warum eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne nicht unbedingt ein Investment bedeutet

Nicht jeder Investor – mich normalerweise eingeschlossen – gibt Crowdfunding-finanzierten Startups bei jedem Investment so einen Vertrauensvorschuss. Denn ein strahlender Crowdfunding-Erfolg ist nicht das Ende der Fahnenstange. Jeder Crowdfunder weiß, dass jetzt die eigentliche Arbeit erst beginnt: Das Produkt muss produziert und ausgeliefert werden. (Was passiert, wenn dieser Teil schiefgeht, erzählt Amabrush-Gründer Marvin Musialek sehr persönlich in diesem Blogpost.)

Auch das Team des Münchner Startups Mr Beam Lasers hat die Erfahrung machen müssen, dass eine enorm erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne nicht automatisch ein sicheres Ticket zum Investoren-Investment bedeutet.

Mr Beam entwickelt und verkauft einen Desktop-Lasercutter, mit dem auch ungelernte Nutzerinnen und Nutzer leicht eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien schneiden und gravieren können. Sein erstes Lasercutter-Kit verkaufte Mr Beam Lasers 2014 erstmals über eine Kickstarter-Kampagne. 2016 launchte das Startup eine zweite Kampagne für den weiterentwickelten Lasercutter Mr Beam II, die zur zweiterfolgreichsten deutschen Crowdfunding-Kampagne bis heute wurde.

Deshalb solltest du schon vor deiner Crowdfunding-Kampagne einen Investor suchen: Ein Gründer erzählt

Teja Philipp ist Gründer und Geschäftsführer von Mr Beam Lasers. In meinem Buch Startup-Finanzierung erläutert er:

Teja Philipp, Gründer und Geschäftsführer von Mr Beam Lasers

Teja Philipp, Gründer und Geschäftsführer von Mr Beam Lasers

„Nachdem wir 2017 für den Mr Beam II auf Kickstarter knapp eine Million Euro eingesammelt hatten, begannen wir, nach einem Investor zu suchen, um unser Unternehmen bis zur tatsächlichen Auslieferung und dem regulären Markteintritt zu finanzieren.

Es stellte sich heraus, dass unsere anfängliche Erwartung, durch die erfolgreiche Kickstarter-Kampagne leicht einen Investor finden zu können, ziemlich naiv war. Investoren investieren nicht in reine Ideen, sondern zusätzlich in die gute Umsetzung und Vermarktung der Idee. Eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne ist für den Investor erst mal eine gute Idee – inklusive Beweis des Potenzials. Die eigentliche Entscheidung hängt jetzt davon ab, wie du und dein Team das Projekt umsetzen.

Und Investoren nach der Kampagne anzusprechen, ist eine Steilvorlage für sie, sich deine Aktivitäten bis zur Auslieferung erst einmal anzuschauen.

Eigentlich hatten wir hier gute Karten: Viele finanzielle Fallstricke konnten wir bei unserer zweiten Kampagne vermeiden, da wir bereits aus den Erfahrungen der ersten viel gelernt haben. Wir ließen unseren Steuerberater beispielsweise einen speziellen Deal aushandeln, um nicht sofort die gesamte Umsatzsteuer für die vermeintlichen „Einnahmen“ zahlen zu müssen und so größere Liquidität zu haben. Und wir hatten bereits vor Kampagnenstart alle Angebote mit unseren Lieferanten auf die letzte Schraube ausgehandelt. Denn unsere Erfahrung war, dass eine erfolgreiche Kampagne manche Lieferanten durchaus motiviert, einen maximalen Anteil des Kickstarter-Erfolgs absahnen zu wollen.

Dennoch spielte die Zeit in dieser Situation gegen uns, denn je länger wir brauchten, desto mehr standen wir mit dem Rücken zur Wand.

In unserem Fall kam sogar noch höhere Gewalt dazu: Durch eine plötzliche Gesetzesänderung, die unsere Zertifizierung verzögerte, verschob sich unsere Auslieferung um mehr als ein Jahr – ein Jahr, in dem die Fixkosten unseres Unternehmens weiterliefen, während wir keine Umsätze machten. So etwas kann immer passieren, und dadurch war unser Verhandlungsspielraum gegenüber dem Investor leider sehr klein.

Ich würde daher jedem raten, Investoren bereits ein halbes Jahr vor der geplanten Kampagne anzusprechen.

Mit der Idee gewinnst du ihr Interesse, mit dem Projekt „Kampagne“ demonstrierst du die Umsetzungskraft deines Teams, und am Ende kannst du deinen Crowdfunding-Erfolg dann als überzeugenden Meilenstein präsentieren. Außerdem ermöglicht dir ein Investor in der Hinterhand, bereits vor der Kampagne größer zu denken: Du kannst mehr Leute für die Unterstützerbetreuung einstellen, Partnerschaften und neue Vertriebskanäle anstoßen und gleich in größere Produktionskapazitäten investieren.“

Mehr zu Crowdfunding für dein Startup

Du möchtest mehr darüber erfahren, ob Crowdfunding für dein Startup das Richtige sein könntest und wie du eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchführst? In meinem Buch „Startup-Finanzierung“ findest du ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Was ist Crowdfunding und welche Arten von Crowdfunding gibt es?
  • Was sind die Voraussetzungen, Vorteile und Nachteile von Crowdfunding?
  • Was ist Eigenkapitalbasiertes Crowdfunding (Crowdinvesting)?
  • Was ist Kreditbasiertes Crowdfunding (Crowdlending)?
  • Was ist Crowdfunding über Initial Coin Offerings (ICOs)?

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So haben wir den EXIST-Forschungstransfer bekommen: Ein Gründer erzählt (mit Pedro Gómez)

So haben wir den EXIST-Forschungstransfer bekommen: Ein Gründer erzählt

Viele Startups sind aktuell auf der Suche nach Startup-Förderungen. Sich auf Förderungen zu bewerben, macht gerade in der Corona-Krise Sinn: Während private Investoren und Geldgeber in Krisenzeiten ihr Geld meist lieber zusammenhalten, hat der Staat ein besonderes Interesse daran, die Wirtschaft schnell wieder in Gang zu bringen. Förderprogramme für Startups sind ein Mittel, das zu erreichen.

Besonders in der Krise sollten sich Gründer jedoch darüber im Klaren sein: Wer sich auf eine Startup-Förderung bewirbt, muss geduldig sein. Reguläre Förderprogramme brauchen oft einige Monate von der Bewerbung bis zur Bewilligung. Das gilt auch für den „EXIST-Forschungstransfer“ der Bundesregierung.

In diesem Blogpost möchte ich einen Gründer zu Wort kommen lassen, der euch von den Erfahrungen mit der Bewerbung zum EXIST-Forschungstransfer berichtet.

Was ist der EXIST-Forschungstransfer?

Die offizielle Seite zum EXIST-Forschungstransfer des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beschreibt die zwei Phasen des Förderprogramms so:

„In der ersten Förderphase sollen Forschungsergebnisse, die das Potenzial besitzen, Grundlage einer Unternehmensgründung zu sein, weiterentwickelt werden. Ziel ist es, die Entwicklungsarbeiten zur Klärung grundlegender Fragen einer Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in technische Produkte und Verfahren durchführen [sic], die darauf basierende Geschäftsidee zu einem Businessplan ausarbeiten und die geplante Unternehmensgründung gezielt vorbereiten.

In der zweiten Förderphase stehen die Durchführung weiterer Entwicklungsarbeiten, Maßnahmen zur Aufnahme der Geschäftstätigkeit sowie die Schaffung der Voraussetzungen für eine externe Unternehmensfinanzierung im Fokus.“ (Quelle)

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Gründer interviewt, der es geschafft hat, mit Geduld und viel Arbeit dieses hoch dotierte Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums zu bekommen. Pedro Gómez erzählt hier von seinen Erfahrungen.

So haben wir den EXIST-Forschungstransfer bekommen: Ein Gründer erzählt

Team ORBEM: Pedro Gomez (rechts), Maria Laparidou, Miguel Molina

Team ORBEM: Pedro Gomez (rechts), Maria Laparidou, Miguel Molina

Pedro Gómez ist Mitgründer und Geschäftsführer von ORBEM. Das Münchner Tech-Startup hat eine KI-gestützte Lösung entwickelt, mit der Eier berührungslos untersucht und automatisch nach ihrem Befruchtungsstatus oder dem Geschlecht des Kükens sortiert werden können. Für diese Technologie wurde dem Gründungsteam im Mai 2019 eine siebenstellige Fördersumme über den EXIST-Forschungstransfer bewilligt.

Pedro Gómez erläutert:

„Dass wir gute Chancen auf eine Förderung haben, haben wir bereits daran gemerkt, dass wir mit ORBEM bei Startup-Wettbewerben immer unter den ersten drei Preisträgern gelandet sind. Wir führen das darauf zurück, dass wir die ideale Mischung aus einem echten Industrieproblem, einer technisch guten Lösung und einem breit aufgestellten Team mit viel Erfahrung anzubieten haben.

Um den EXIST-Forschungstransfer zu bekommen, war es außerdem aber wichtig, ein Patent vorweisen zu können. Denn das Ziel des Programms ist es, anspruchsvolle Grundlagenforschung in die kommerzielle Anwendung zu bringen. Auch deswegen haben wir noch kurz vor unserem ersten Antrag Ende 2017 ein Patent eingereicht.

Nicht zuletzt brauchten wir einen langen Atem für den Förderantrag.

Allein das Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen dauerte vier Monate in Vollzeit. Bei uns waren es schließlich knapp 200 Seiten (!), bestehend aus etwa 40 Seiten Projektbeschreibung, Proof of Principle und Arbeitsplanung, 30 Seiten Formularen und weiteren 130 Seiten Anlagen wie Absichtserklärungen, Unterstützungsschreiben, Referenzen und Zeugnissen, Presseberichten sowie Hintergrundinformationen zum Markt und dem Stand der Technik.

Mit diesem Paket haben wir die Förderung dann im zweiten Anlauf, ein Jahr nach unserem ersten Versuch, bekommen.

In unserem Fall war das kein Problem, weil wir noch an der TU München als Doktoranden angestellt waren und auf diese Weise gesichert war, dass wir in der Zwischenzeit bezahlt werden und unsere Lösung weiterentwickeln können. Aber auch das ist eine Voraussetzung für die Bewerbung für ein solch umfassendes Programm: Man muss in der Lage sein, warten zu können!“

Mehr zu öffentlichen Förderprogrammen für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du öffentliche Förderungen für dein Startup einwirbst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wie funktionieren öffentliche Förderungen?
  • Welche Arten öffentlicher Förderungen gibt es?
  • Was ist Co-Finanzierung?
  • Öffentliche Eigenkapitalfinanzierung
  • Kreditförderung und Bürgschaften

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So gelingt der Strategiewechsel („Pivot“) mit dem Startup: Ein Gründer erzählt

Die Corona-Krise hat viele Gründerinnen und Gründer gezwungen, ihr Geschäftsmodell anzupassen. Allerdings passiert es nicht nur in Krisenzeiten, dass sich die Ausrichtung eines Startups ändert. Mit neuen Erkenntnissen aus der Entwicklung und dem Feedback von Kundinnen und Kunden werden ständig neue Strategien notwendig.

Wenn der Richtungswechsel wirklich radikal ist, nennt man ihn im Startup-Jargon „Pivot“. Den Begriff hat „Lean Startup“-Entwickler Eric Ries geprägt.

In diesem Blogpost gehe ich den Fragen nach:

  • Was ist der entscheidende Erfolgsfaktor hinter einem Pivot?
  • Wie wirkt sich ein radikaler Strategiewechsel auf die Investorensuche aus?

Strategiewechsel sind nur mit einem starken Team möglich: Ein Gründer erzählt

Willem-Jan van Loon ist Gründer des Startups Beamler mit Sitz in Amsterdam und München. Beamler ist eine Plattform, die es Nutzern ermöglicht, 3D-Druckaufträge an ein weltweites Netzwerk von Druckern zu senden. Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich Willem-Jan zum Thema Pivot interviewt.

Der Weg zur heutigen Lösung begann vor knapp neun Jahren, als Willem-Jan im Studium eine Faszination für 3D-Druck entwickelte und über Geschäftsmodelle nachzudenken begann, die 3D-Druck mit den Möglichkeiten des Internets verbanden. So gründete er 2014 „SaveYourPrint“. Seither hat das Team bereits zweimal grundlegend die Ausrichtung des Produkts und des Unternehmens geändert.

Willem-Jan van Loon erläutert:

Willem-Jan van Loon, Gründer und Geschäftsführer von Beamler

Willem-Jan van Loon, Gründer und Geschäftsführer von Beamler

„2014 gründeten wir „SaveYourPrint“ (SYP) mit dem Plan, eine Verschlüsselungstechnik zu verkaufen, um das geistige Eigentum auf dem Weg vom Desktop zum Drucker bestmöglich zu schützen. Wir hatten ein tolles Pitchdeck und sogar Interesse von Investoren, die bereit waren, 650.000 Euro für 30 Prozent der Anteile zu investieren.

Zum Glück haben wir das Geld nicht genommen – denn gleichzeitig haben wir an der Kundenfront gemerkt, dass unser Produkt am Markt vorbei entwickelt war.

Die Traction war mittelmäßig und wir hatten mit mehreren technischen Herausforderungen zu kämpfen.

Unser Kunden-Feedback zeigte, dass der tatsächlich größte Bedarf eine Dropbox-artige Lösung für den 3D-Druck war, nach dem Prinzip „Lade deinen 3D-Druckauftrag hoch und drucke ihn anderswo“. Nachdem wir die Richtung geändert und dieses Produkt entwickelt hatten, funktionierte unser Business schon deutlich besser. Aber wir waren überzeugt, dass anderswo noch mehr Geld zu holen war.

In einem weiteren, zweiten Pivot haben wir uns daher stark auf zahlungskräftige B2B-Kunden (vor allem Automotive und Medical) fokussiert und uns das Ziel gesetzt, den gesamten Ende-zu-Ende-Prozess für den Kunden abzudecken. Unsere weltweit einzigartige Datenbank mit Daten zu über 20.000 Geräten bei 450 Druckanbietern weltweit erlaubt es uns inzwischen, Herstellern eine komplette Analyse zu geben, welche Artikel ihres Ersatzteilekatalogs durch 3D-Druck ersetzt oder ergänzt werden können. Als „Beamler“ zeigt unser Unternehmen jetzt gesundes Wachstum und konnte 2017 über eine Crowdinvesting-Kampagne 250.000 Euro einwerben.

Ich bin überzeugt, das beide Pivots nötig waren – aber sie fühlten sich an wie eine Operation am offenen Herzen.

Nur mit unserem starken Team konnten wir nach der bitteren Erkenntnis, dass wir gerade mit viel Leidenschaft und langen Arbeitstagen in die falsche Richtung gerannt sind, mit ebensolchem Schwung erneut in eine andere Richtung starten.

Dass wir diese Motivation an den Tag legen konnten, hat uns auch geholfen, den Pivot kurz vor der Finanzierungsrunde vor unseren Investoren zu erklären. Es erst nach der Runde zu erklären, dass wir die Strategie ändern wollten, wäre naturgemäß eine ziemlich unangenehme Überraschung gewesen. Den Pivot rechtzeitig zu kommunizieren und die Investoren sehen zu lassen, dass das Team voll hinter der neuen Strategie steht und hart daran arbeitet, hat sie weiter an uns glauben lassen.“

Ist ein Pivot gut oder schlecht für deine Startup-Finanzierung?

Eine spannende Studie über die Faktoren für den Erfolg oder das Scheitern von Startups liefert Startup Genome. Das Forscherteam von Startup Genome untersuchte Daten zu 3.200 Startups. Die Frage dabei war: Wie beeinflusst es die Erfolgschance des Startups, wenn das Startup entweder seine anfängliche Geschäftsidee beibehält oder alternativ seine Strategie auf dem Weg ändert?

Startup Genome kam zu dem Schluss, dass Startups, die einen großen Teil ihres Geschäfts ein- oder zweimal geändert hatten (also einen Pivot hinter sich haben), erfolgreicher waren als Startups, die ihre Strategie entweder mehr als zweimal oder gar nicht geändert hatten.

Wieso sind sie erfolgreicher? Ganz einfach: Die anfänglichen Annahmen hinter deinem Startup sind mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch. Du wirst sie anpassen müssen, sobald du mehr über deine Kunden und ihre Wünsche herausgefunden hast. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, dass deine anfängliche Idee ausgefeilt genug ist, um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen.

Alle Investoren wissen das. Deswegen werden sie nicht allein von deiner Idee beeindruckt sein. Sie wollen ein Team, das so stark ist, dass es den „schlechten“ Plan A in einen erfolgreichen Plan B oder C verwandeln wird.

Mehr zu den Faktoren, nach denen Investoren Startups aussuchen

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, welche Faktoren sich positiv oder negativ auf die Beurteilung deines Startups durch Investoren auswirken, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ausführliche Infos dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:Startup Finanzierung - Buch-Cover

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Wie du als Student ein Raketenunternehmen gründest (mit Daniel Metzler)

Wie du schon als Student ein Raketenunternehmen gründen kannst: Ein Gründer erzählt

Am Wochenende hat Elon Musk es geschafft: Seine Space X-Rakete hat zwei Astronauten zur ISS gebracht. Und das, obwohl er bei der Gründung des Unternehmens 2002 noch dachte, dass es maximal eine 10-prozentige Chance gäbe, mit seinem Vorhaben erfolgreich zu werden. Das war angesichts des hohen technischen Risikos eines Raumfahrtunternehmens vermutlich sogar noch optimistisch geschätzt.

Andererseits war es eben auch Elon Musk – die Gründer-Legende und Startup-Ikone. Wenn es einer schafft, dann er, oder?

Teamrisiko – das größte Risiko bei Startups aus Investorensicht

Sogar bei Startups, die ein hohes Marktrisiko und/oder ein hohes technisches Risiko mit sich bringen, sehen viele Investoren das Gründungsteam als größten Risikofaktor an. Dabei ist es egal, ob die Marktchance riesig ist und die Technologie für das Produkt existiert. Wenn du mit deinem Team nicht die erforderlichen Fähigkeiten hast, um das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, werdet ihr in der Entwicklungs- oder Vertriebsphase scheitern oder von der Konkurrenz überholt werden, die die Marktchance besser und schneller nutzt.

Dass viele Startups an der Finanzierung durch Investoren scheitern, liegt nicht daran, dass sie die enorme Größe der Geschäftschance nicht vermitteln können. Das Problem ist, dass sie die Investoren nicht überzeugen können, dass sie – das Team – diese Chance zu Geld machen können.

Das Gegenteil von Teamrisiko – Startups, die durch ihr Team überzeugen

Auch das Gegenteil ist möglich. Ich kenne Investorinnen und Investoren, die ein Startup finanziert haben, ohne dass sie von der Marktchance überzeugt waren und obwohl sie wussten, dass es ein hohes technisches Risiko gibt. Warum? Weil sie ein starkes Team angetroffen haben, das die Ausdauer und den Antrieb hatte, den Herausforderungen des Markts und der Technologie ins Auge zu sehen und sie zu überwinden.

Elon Musk ist ein herausragendes Beispiel für die Überzeugungskraft, die eine einzelne Gründerpersönlichkeit entwickeln kann. Das ist jedoch eine Ausnahme. Im Normalfall zählt das Team als gesamtes, mit den Erfahrungen und Kompetenzen aller Mitgründerinnen und Mitgründer kombiniert.

Ein gutes Beispiel dafür, wie ein tolles Team Investoren beeindrucken kann, ist Airbnb. Paul Graham vom Y Combinator hatte Zweifel an dem Geschäftsmodell von Airbnb, aber er sah ein tolles Team, das ein Jahr lang ohne Investorengelder überlebt hatte, indem es Müsli verkauft hatte. Er glaubte, wenn sie Müsli verkaufen könnten, könnten sie alles verkaufen und so auch Airbnb zu einem Erfolg machen.

Mit glaubwürdigen Erfahrungen kannst du selbst als Student ein Raketenunternehmen gründen und finanzieren: Ein Gründer erzählt

Auch ich habe für mein Buch im Sommer 2019 einen Startup-Gründer interviewt, der das Unwahrscheinliche dank seines Teams geschafft hat.

Daniel Metzler ist Mitgründer und Geschäftsführer von Isar Aerospace, das sich der Herstellung von Trägerraketen für den Transport kleiner Satelliten widmet. Ende 2018 konnte sich das Tech-Startup eine Seed-Finanzierung im einstelligen Millionenbereich sichern. Bereits ein Jahr später schloss Isar Aerospace seine A-Finanzierungsrunde über 15 Millionen Euro ab. (Unter anderem investierte Bulent Altan, der 12 Jahre bei SpaceX arbeitete.) Die ersten Raketenstarts sind für Ende 2021 geplant.

Daniel erläutert:

Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

„Unser Unternehmen ist entstanden aus dem Projekt „Cryosphere“ an der TU München, in dem ich und die meisten meiner Teamkollegen während unseres Studiums aktiv waren. Dort haben wir mehrere Raketentriebwerke mit Flüssigsauerstoff entwickelt, einem hoch performanten, aber gefährlichen Oxidator, was im universitären Rahmen einzigartig ist.

Bereits während unserer Zeit als Studierende an der TU München bekamen wir Anfragen von Unternehmen, die unser Antriebssystem kaufen wollten.

Ein Raketentriebwerk von Studenten kaufen? Das klingt natürlich erstmal seltsam. Dazu muss man wissen, dass man ein Raketentriebwerk nicht einfach so am Markt bekommen kann. Viele Systeme wurden von Staaten entwickelt oder liegen in der Hand politisch beeinflusster Unternehmen, sind also nicht oder nur für sehr viel Geld erhältlich.

Die Anfragen waren ausschlaggebend dafür, dass wir uns aus dem Studium heraus Anfang 2018 dafür entschieden haben, als Unternehmer in diesen Markt einzusteigen. Unser Ziel ist, ein Komplettsystem aus Träger und Antrieb zu entwickeln und damit Raketenstarts für Satelliten anzubieten. Das Umsatzpotenzial ist hoch, aber wir benötigen auch eine Menge Kapital: Wir schätzen, dass die Entwicklung bis zum Launch unserer ersten kommerziellen Raketen Ende 2021 etwa 100 Millionen Euro kosten wird.

Es ist uns gelungen, praktisch noch als Studenten-Projekt erst das Vertrauen der Kunden und dann auch das der Investoren zu gewinnen und eine einstellige Millionensumme einzuwerben.

Das lag meiner Einschätzung nach vor allem daran, dass wir bereits intensive Praxiserfahrungen aus dem Projekt vorweisen konnten. Dort arbeiten seit etwa fünf Jahren regelmäßig 40 Studierende an der Entwicklung von Höhenforschungsraketen, die dann auch gelauncht werden – es sind also bereits eine Menge Personenjahre in die Entwicklung geflossen!

Zugute gekommen ist uns auch die exzellente Lehre an der TU München, die zahlreiche talentierte Raumfahrtingenieure anzieht und die Studierenden auf höchstem Niveau ausbildet. Auch dass wir am Münchner Standort nahe an allen wichtigen Zulieferern sind, die ihrerseits die Projekte genau beobachten und sich oft durch Sponsoring an der Entwicklung beteiligen, hat uns enorm weitergebracht.

Für die Finanzierung waren wir wohl auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Hätten wir nur zwei Jahre später angefangen, wäre angesichts der langen Entwicklungszeit der Investment-Trend in die Raketentechnik, der sich in Europa gerade erst zögerlich entwickelt und in den USA derzeit bereits in vollem Gange ist, vermutlich an uns vorbeigezogen. Ein bisschen Glück gehört also auch dazu, wenn man ein so ehrgeiziges Gründungsprojekt verfolgt.“

Mehr zu den Kriterien, nach denen Investoren Startups aussuchen

Nicolaj und ich fragen in unserem Buch Startup-Finanzierung ganz provokant: Was könnten Gründe sein, warum du (noch) keinen Investor für dein Startup findest? In einem ausführlichen Kapitel erläutern wir diese Themen:Startup Finanzierung - Buch-Cover

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Achtung, betrügerische Finanzierungs-Vermittler (Johannes Sréter)

Achtung, betrügerische Finanzierungs-Vermittler: Ein Gründer erzählt

Auf Startups, die gerade eine Finanzierungsrunde abschließen wollten, lastet aktuell ein hoher Druck. Durch die Corona-Krise sind viele Startups aktuell in eine schwierige finanzielle Lage geraten. Viele Investoren halten ihr Geld zurück, geplante Runden können plötzlich doch nicht stattfinden. Und welche öffentlichen Fördertöpfe in Frage kommen, ist auch noch nicht klar.

Unseriöse Anbieter, die Startups auf der Finanzierungssuche ausnutzen, gibt es aber nicht nur in Krisenzeiten.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Gründer befragt, der in der Anfangszeit seines Startups einem solchen Anbieter zum Opfer gefallen ist. Um anderen zu helfen, solche Fehler zu vermeiden, teilt er seine Story über den betrügerischen Finanzierungs-Vermittler.

Startups, haltet euch von betrügerischen Finanzierungs-Vermittlern fern!

Johannes Sréter war Gründer und Managing Director von Shopeur, einem Concierge-Service für chinesische Luxusreisende. In Kooperation mit europäischen Premium-Marken hatte Shopeur Luxusprodukte gekauft, die die chinesischen Reisenden im Voraus auswählen konnten. Außerdem bot Shopeur exklusive Touren prestigereicher Hersteller an. So hatte es Shopeur den chinesischen Reisenden erleichtert, ihrer sozialen Verpflichtung nachzukommen und auf ihrer Europareise Luxusprodukte für Freunde und Verwandte einzukaufen.

Im Rückblick auf seine erste Finanzierungsrunde erzählt Johannes, der nach der Liquidation von Shopeur seit Anfang 2020 neben der Vorbereitung des nächsten Startup-Projekts CLEAND weiterhin als Lecturer für Nachhaltigkeit in der Schweiz tätig ist:

„Unsere Firma war gerade erst gegründet worden und wir waren fleißig auf Startup-Veranstaltungen unterwegs, um Investorenkontakte zu knüpfen und als Neulinge ein Gefühl für die Szene zu bekommen.

Johannes Sréter, Gründer und Geschäftsführer von Shopeur

Johannes Sréter, Gründer und Geschäftsführer von Shopeur

Dabei wurde ziemlich schnell klar, dass wir auf überlaufenen Events wenig Chancen auf einen zielführenden Austausch mit potenziellen Investorinnen und Investoren haben würden. Daher sahen wir uns vermehrt nach Alternativen wie kleineren Business Angel Dinners um.

Wir waren zwar von befreundeten Gründerinnen und Gründern bereits vor fadenscheinigen Investitionsvermittlungen gewarnt worden, mussten aber leider trotzdem unser Lehrgeld bezahlen.

Ein Vermittler kontaktierte uns via Email, lobte unsere Geschäftsidee und stellte uns auch gleich eine mögliche Finanzierung aus seinem privaten „Investment-Netzwerk“ in Aussicht.

Unsere Internetrecherche ergab ein seriöses Bild und so reagierten wir erfreut auf das Angebot. Wir führten zwei einstündige Telefonate, in denen der Vermittler aus unserer Sicht die richtigen Fragen zu unserem Konzept und dem Team stellte. Darauf folgte die Einladung zu einem Pitch-Event in Hamburg, bei dem eine hochkarätige und handverlesene Auswahl an Investoren und Family Offices anwesend sein sollte.

Zudem sollte unser Konzept auf einer Onlineplattform gelistet und so die Investoren-Reichweite nochmals erhöht werden. Hierzu fiel „lediglich“ eine Listing-Fee von 1.000 Euro an. Der Vermittler erläuterte dazu, dass wir diese Gebühr eher als zusätzliche Versicherung unsererseits verstehen sollten, dass wir es mit unserem Startup auch wirklich ernst meinten.

Achtung, betrügerische Finanzierungs-Vermittler (Symbolbild)

Anstelle von Investoren finden Gründerinnen und Gründer auf teuren Networking-Events von betrügerischen Vermittlern nur eine Enttäuschung vor (Symbolbild)

Das Pitch-Event entpuppte sich als eine Abendveranstaltung, auf der neben fünf weiteren Startups gerade einmal zwei „Investoren“ anwesend waren.

Diese hatten keinerlei Interesse an auch nur einem einzigen der teilnehmenden Konzepte. Zusätzlich zur Listing-Fee hatten mein Mitgründer und ich damit die Kosten für die Reise und die Übernachtung sowie unsere wertvolle Zeit in den Wind geschossen.

Auf diese Weise wurden wir mit der Realität konfrontiert, dass es Vermittlungen gibt, die sich die Unwissenheit und Hoffnungen frischgebackener Gründer zu Nutze machen, um diese schamlos auszunehmen. Als wir im Nachgang unsere Enttäuschung gegenüber dem Vermittler zum Ausdruck brachten, änderte sich schlagartig der bis dahin freundliche Umgangston und wir wurden arrogant abgespeist.

Seither haben wir keinerlei Angebote mehr wahrgenommen, bei denen bereits im Vorfeld Gebühren anfallen oder Finder’s Fees über den gängigen Raten von fünf bis sieben Prozent verlangt werden.“

So findest du seriöse Business Angel-Investments für dein Startup

Echte Business Angels findest du beispielsweise auf Events von Business Angel-Netzwerken – oder über eine persönliche Intro eines vertrauenswürdigen Kontakts.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du auch in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

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Bootstrapping - Eigenes Geld ausgeben statt rechtfertigen (Freya Oehle)

Warum Bootstrapping? (#2) – Eigenes Geld ausgeben statt rechtfertigen

Bootstrapping als Alternative zu Investoren oder anderen Kapitalgebern hat mehrere Vorteile für Startups.

In meinem letzten Post hat Lin Kayser von Hyperganic berichtet, wie sein Startup Hyperganic von der dafür erforderlichen Marktnähe profitiert.

Bootstrapping hat aber auch noch einen zweiten Vorteil für Gründerinnen und Gründer, der nicht zu unterschätzen ist. Das ist die Entscheidungsfreiheit.

Investoren sitzen bei Entscheidungen immer mit am Tisch

Es kommt selten vor, dass Investoren dir Geld geben und dir sagen: „Viel Erfolg! Melde dich einfach beim Exit!“. Weil es ihr Geld ist, lassen Investorinnen und Investoren sich im Normalfall zumindest ein gewisses Mitspracherecht an deinem Unternehmen zusichern. Das kann in den Anteilen verankert sein (weil sie eine Sperrminorität an deinem Unternehmen haben) oder auch in den Beteiligungsverträgen.

Idealerweise suchst du dir natürlich Investorinnen und Investoren aus, deren Meinung und Input du schätzt und die du gerne zu deinen Gesellschafterversammlungen einlädst.

Du kannst jedoch immer in Situationen gelangen, in denen du lieber alleine entscheiden würdest – sei es nur, weil schnell eine wichtige Entscheidung her muss, du aber nicht so kurzfristig alle Investoren versammeln kannst. Und mit mehr Leuten am Tisch tendiert jede noch so produktive Diskussion dazu, langwieriger zu werden.

Worst Case: Du gibst deine unternehmerische Entscheidungsfreiheit an Investoren ab

Schlimmer noch ist es, wenn deine unternehmerischen Ansichten und die deiner Investorinnen und Investoren darüber auseinandergehen, welche Strategie dein Startup zukünftig verfolgen soll.

Für mein Buch habe ich mehrere Startups interviewt, bei denen die Zusammenarbeit mit Investoren aus verschiedenen Gründen nicht gut funktioniert hat:

  • Diese Gründe können in der Person der Investorin oder des Investors liegen – wenn du etwa einen Business Angel erwischt hast, der nicht hilfreich ist und dich nur Zeit und Nerven kostet.
  • Oder die Probleme entstehen aus der Natur des Investors – wenn du einen VC-Fonds an Bord hast, der dein Unternehmen mit aller Kraft in Richtung Exit schiebt.
  • Oder wenn dein Startup durch eine Crowd finanziert wird – die Unterstützer würden bei einer grundlegenden Änderung der Produktausrichtung (im Startup-Jargon „Pivot“) auf die Barrikaden gehen.

Der Seriengründer Lin Kayser sagt dazu aus eigener Erfahrung:

Lin Kayer, Seriengründer und Geschäftsführer von Hyperganic

Lin Kayer, Seriengründer und Geschäftsführer von Hyperganic

„Mit einem VC-Fonds an Bord entsteht immer auch ein Kontrollverhältnis. Bei manchen VCs hatte ich das Gefühl, sie wären eigentlich am liebsten selber CEO gewesen. Mit einem VC-Investment kann es sein, dass du das Schlimmste aus dem Angestelltendasein und dem Unternehmertum kombinierst: Du gibst deine Entscheidungsfreiheit ab und hast trotzdem den Stress als Unternehmer!

Maximale Entscheidungsfreiheit behalten oder den Wachstums-Turbo einlegen?

Vielleicht ist aber auch alles gut mit deinen Geldgebern – und dir gefällt es trotzdem nicht, dir in deine Entscheidungen hineinreden zu lassen! Entscheidest du lieber selbst (zusammen mit deinem Kernteam)? Oder hilft es dir, bei wichtigen Entscheidungen andere mitsprechen zu lassen? Das ist zu einem großen Teil auch eine Frage deiner persönlichen Vorlieben und Einstellungen.

Manche Gründerinnen und Gründer fühlen sich allein durch den Gedanken, dass jemand ihnen sein Geld in der Erwartung gegeben hat, dass sie es vervielfachen werden, psychologisch unter Druck gesetzt. Sie denken, sie müssen jede Entscheidung rechtfertigen. Insbesondere, wenn zum Investor ein persönliches Verhältnis besteht oder durch die Zusammenarbeit entstanden ist, möchten sie diese Person oder Institution nicht enttäuschen.

Anderen Gründerinnen und Gründern geht es umgekehrt: Ihnen gibt das externe Kapital erst die Freiheit, wirtschaftlich und gewinnbringend mit Geld umzugehen – anders als mit dem eigenen Geld, das sie möglicherweise äußerst risikoavers und sparsam ausgeben.

Wir merken erst jetzt, wie viel Druck wir hatten: Eine Gründerin erzählt

Freya Oehle ist Mitgründerin von Dreitausendsassa, einem Hamburger Startup, das datenbasierte Software für andere Startups entwickelt. Zuvor hatte sie mit ihrem Mitgründer und vier Investoren das Preisportal Spottster gegründet.

In meinem Buch Startup-Finanzierung erläutert Freya:

Freya Oehle, Gründerin und Geschäftsführerin von Dreitausendsassa

Freya Oehle, Gründerin und Geschäftsführerin von Dreitausendsassa

„Nachdem wir unser erstes Startup Spottster freiwillig aufgegeben hatten, bekamen mein Mitgründer und ich direkt das Angebot zweier unserer alten Investoren, wieder in unser Team zu investieren, sollten wir ein neues Unternehmen gründen.

Wir hätten also kein Problem gehabt, eine Finanzierung für ein neues Vorhaben zu finden.

Als wir mit 3tausendsassa einige Zeit später das zweite Mal gründeten, haben wir uns dennoch entschieden, den Aufbau unseres Unternehmens diesmal selbst zu finanzieren.

Wir sind wirklich nicht Investoren-avers – insgesamt haben wir sehr gute Erfahrungen mit unseren bisherigen Investoren gemacht. Dennoch merken wir den Unterschied deutlich.

Heute ist alles Geld, was wir ausgeben, unser eigenes Geld.

Erst dadurch ist uns bewusst geworden, was das für ein ständiger unterbewusster Druck war, jede Entscheidung und jedes Ergebnis genau darlegen und erklären zu müssen.“

Mehr zu Bootstrapping für Startups

Auf meiner Ressourcen-Seite habe ich einen Vortrag zum Thema Bootstrapping veröffentlicht, in dem weitere Gründerinnen und Gründer zu Vor- und Nachteilen dieser Finanzierungsform zu Wort kommen.

Noch mehr Insider-Tipps zum Bootstrapping findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“. Darin habe ich ein vollständiges Kapitel zum Thema geschrieben, unter anderem mit folgenden Aspekten:

  • Willst du das Geld wirklich? Jetzt?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Vorteile und Fallstricke der Innenfinanzierung

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

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Bootstrapping - Organisch wachsen statt Luftschlösser bauen (Lin Kayser)

Warum Bootstrapping? (#1) – Organisch wachsen statt Luftschlösser bauen

Bootstrapping – der Aufbau eines Unternehmens ohne Geld von Investoren oder anderen Kapitalgebern – ist wahrscheinlich die unterschätzteste Finanzierungsform für junge Startups.

Natürlich investieren viele Gründerinnen und Gründer ihr eigenes Geld in ihr Startup. Mit Bootstrapping meine ich aber in diesem Fall noch etwas anderes: Bootstrapping als Innenfinanzierung.

Bei dieser Art von Bootstrapping geht es darum, echte Umsätze aus ersten Aufträgen für den Aufbau seines Startups zu verwenden. Das ist eine sehr interessante Alternative zu Investoren.

Mit Bootstrapping wächst dein Startup nah am Markt

Wenn du darauf angewiesen bist, dass deine Kundinnen und Kunden für dein Produkt zahlen, damit dein Unternehmen überlebt, hast du ein wichtiges Interesse: Dein Produkt muss so nützlich sein, dass sie dafür zahlen wollen!

Dieser Kundenfokus, den die Finanzierung aus dem operativen Geschäft zwangsweise mit sich bringt, verringert eine Gefahr deutlich: Du arbeitest jahrelang an einem Produkt, das vielleicht sogar ein paar Startup- und Innovationspreise gewinnt, das am Ende aber niemand wirklich haben will.

Bootstrapping verbessert dein Produkt

Auch dein Produkt selbst wird durch die Zusammenarbeit mit Kunden besser. Wenn du bereits früh mit Kundinnen und Kunden zusammenarbeitest, lernst du viel mehr über ihre tatsächlichen Probleme. Du kannst dann aktiv daran arbeiten, ein Produkt zu entwickeln, das diese drängenden Probleme wirklich löst. Und du sparst dir Zeit und Geld für die Entwicklung von Features, die dir zwar cool erscheinen, deine Kunden aber möglicherweise gar nicht interessieren.

Natürlich ist es auch mit einer externen Finanzierung möglich, nah am Kunden zu arbeiten. Wenn du erst einmal einen Haufen Geld auf dem Konto hast, ist die Versuchung allerdings erfahrungsgemäß größer, mit dem Investorengeld doch noch ein paar Monate im Labor zu arbeiten. Denn du möchtest dein Produkt noch „perfekter“ machen, bevor du es dem ersten Kunden präsentierst.

Organisch wachsen statt Luftschlösser bauen: Ein Seriengründer erzählt

Lin Kayser macht seit 25 Jahren als Unternehmer das technisch Unmögliche möglich: angefangen mit der Einführung von PCs in die industrielle Steuerungstechnik der 1990er Jahre über die Digitalisierung von Hollywood bis hin zu seinem aktuellen Startup Hyperganic, das er 2017 mitgründete. Hier entwickelt er ein Software-Ökosystem, das mittels intelligenter Algorithmen die Zukunft der Produktion verändern soll.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich Lin gefragt, was er von Bootstrapping hält und was für ihn der größte Vorteil daran ist, sein Unternehmen ohne Investoren aufzubauen. Er erläutert:

Lin Kayser, Seriengründer und Geschäftsführer von Hyperganic

Lin Kayser, Seriengründer und Geschäftsführer von Hyperganic

„Auch wenn nicht jeder einen Haufen Geld auf der hohen Kante hat oder sein Produkt im Wohnzimmer entwickeln kann:

Bei den meisten Geschäftsmodellen ist Bootstrapping relativ einfach.

Du bekommst 20 bis 30 Prozent Vorschuss vom Kunden oder arbeitest mit mehreren kleinen Kunden zusammen. Man muss allerdings immer vorsichtig sein, dass man vor lauter „Organisch wachsen“ nicht zurück fällt. Manche Dinge brauchen Kapital, und das muss dann eben von außen kommen.

Es hat natürlich Nachteile, sich durch laufende Aufträge organisch zu finanzieren. In gewisser Weise musst du dann kurzfristig agieren, statt dich auf die strategische Entwicklung zu konzentrieren. Aber die Kundenorientierung zeigt dir auch, ob dein Geschäftsmodell sinnvoll oder eine Lüge ist!

Während wir mit Hyperganic noch nach VC-Geld suchten, entfernten wir uns immer weiter von dem Markt und der Realität.

Stattdessen verbrachten wir ein Jahr damit, die Braut hübsch zu machen, indem wir Preise einsammelten und große Unternehmen als „Pilotpartner“ akquirierten, nur um ihre Logos auf unser Pitchdeck zu stellen.

Das sehe ich inzwischen sehr oft: Dass Startups mit großen Finanzierungsrunden und einer aufgeblähten Unternehmensbewertung prahlen, aber sehr spät mit dem eigentlichen Geldverdienen anfangen.“

Mehr zu Bootstrapping für Startups

Auf meiner Ressourcen-Seite habe ich einen Vortrag zum Thema Bootstrapping veröffentlicht, in dem weitere Gründerinnen und Gründer zu Vor- und Nachteilen dieser Finanzierungsform zu Wort kommen.

Noch mehr Insider-Tipps zum Bootstrapping findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“. Darin habe ich ein vollständiges Kapitel zu Thema geschrieben, unter anderem mit folgenden Aspekten:

  • Willst du das Geld wirklich? Jetzt?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Vorteile und Fallstricke der Innenfinanzierung

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So finden wir die richtigen Mitarbeiter für unser Startup (Oliver Trinchera)

So finden wir die richtigen Leute für unser Startup: Ein Gründer erzählt

Das Schönste an meinem Job als Business Angel? Ich lerne ständig exzellente Leute kennen, von denen ich lernen kann.

Eine Person, von der ich sehr viel gelernt habe, ist Oliver Trinchera, Mitgründer und Geschäftsführer des Münchner Startups KINEXON. Seine Methode, Personal für sein enorm schnell wachsendes Startup zu finden und zu binden, ist so erfolgreich, dass sie wert ist, geteilt zu werden.

Darum habe ich Oliver eingeladen, am Wochenende erneut in meinem und Laura Bechtholds Kurs „Entrepreneurial Leadership“ im Executive MBA der TU München zu sprechen. (Und natürlich kommt er auch in meinem Buch zu Wort.)

Auf Olivers Methode gestoßen bin ich … über KINEXONs sehr ungewöhnliche Personalstatistik.

Die Kunst, die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ein Startup zu finden

Anfang 2016 habe ich (mit der VC-Legende Rolf Christof Dienst) in KINEXON investiert. Einige Monate später war das Startup auf 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewachsen.

Auf der Arbeitgeber-Bewertungsplattform Kununu hält KINEXON derzeit einen sensationellen Score von 4,58/5 Sternen bei 103 Bewertungen. Und als Investor fiel mir schnell auf: Nur selten verlassen Angestellte das Unternehmen. Auch umgekehrt musste KINEXON sich nur in Ausnahmefällen von Angestellten trennen, die sich nicht bewährt haben. Wirklich ungewöhnlich für die schnelllebige Startup-Welt!

Für mein Buch „Startup-Finanzierung“ habe ich Oliver gefragt, wie KINEXON diese ungewöhnliche Stabilität unter seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erreicht.

Das Camelot-Prinzip: So entscheidet sich KINEXON für die richtigen Angestellten

Oliver erläutert:

Oliver Trinchera, Mitgründer und Geschäftsführer von KINEXON

Oliver Trinchera, Mitgründer und Geschäftsführer von KINEXON

„Wir investieren als Unternehmen viel in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Einarbeitung, ihre Zufriedenheit und ihre Weiterentwicklung. Außerdem sind wir beim Einstellen äußerst selektiv.

Eine unsere Methoden dafür nennen wir den „Camelot-Test“.

Sie ist angelehnt an das Prinzip der Gleichheit und Einstimmigkeit in der Tafelrunde.

Wenn wir jemanden zu Interviews einladen, achten wir darauf, dass sich mehrere von uns zunächst unabhängig eine Meinung bilden. Geht es um eine Führungsrolle, organisieren wir auch ein Kennenlernen mit dem künftigen Team.

Am Ende gibt es bewusst keine Mehrheitsentscheidung.

Eine klare skeptische Meinung oder zwei sehr reservierte Kollegen reichen aus, damit wir von einer Einstellung Abstand nehmen, auch wenn es ansonsten eine klare Mehrheit für die Kandidatin oder den Kandidaten gibt.

Das mag radikal klingen, und wir haben sicherlich auch die eine oder andere gute Kandidatin oder einen Kandidaten dadurch abgelehnt, aber für uns hat es sich bewährt.

Der Vorteil zeigt sich insbesondere dann beim Start der Kandidatin oder des Kandidaten. Alle freuen sich, sie oder ihn im Team willkommen zu heißen und niemand sucht (bewusst oder unbewusst) noch nach Bestätigung für seine Skepsis. Die Person weiß umgekehrt von Tag 1 an, dass sie auf die Unterstützung des gesamten Teams zählen kann – ein wichtiger Motivationsaspekt.“

– Oliver Trinchera, Mitgründer und Geschäftsführer von KINEXON

Mehr zum idealen Gründungsteam für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du ein Gründungsteam zusammenstellst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Warum Mitgründerinnen und Mitgründer suchen?
  • Was für Mitgründerinnen und Mitgründer brauchst du?
  • Outsourcing und normale Angestellte als Alternative?
  • Wie du die richtigen Personen für dein Gründungsteam findest
  • Anreize für Mitgründerinnen, Mitgründer und erste Angestellte geben

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Was passiert, wenn dein Crowdfunding-Versprechen platzt (Marvin Musialek)

Was passiert, wenn dein Crowdfunding-Versprechen platzt

Beim Launch meines Buchs „Startup-Finanzierung“ lief einiges anders als geplant.

Die Hardcover-Edition war zunächst nicht lieferbar, dann doch – dann wieder nicht… Die Kindle-Edition war zwar von Anfang an verfügbar, dafür gab es mit dem Rabatt Schwierigkeiten. Und das alles, nachdem ich bereits in meinem gesamten Netzwerk groß verkündet hatte, dass mein Buch endlich bestellbar wäre! 🙈

Ärgerlich, aber andererseits auch kein Weltuntergang. Inzwischen sollte jeder seine Wunschausgabe von „Startup-Finanzierung“ bekommen haben (wenn nicht, schaut auf Amazon vorbei!).

Dennoch war ich in diesen Momenten froh, dass sich eine Buch-Veröffentlichung in einigen Punkten deutlich von einer Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter unterscheidet.

Crowdfunding: Fluch und Segen der starken Aufmerksamkeit

Das Potenzial einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne ist zwar enorm, wie es Spyra im Sommer 2018 mit seiner Hightech-Wasserpistole auf Kickstarter vorgemacht hat. Vom Marketing dieses Startups, in das ich auch investiert bin, habe ich mir einiges abschauen können.

Bei den Interviews zu meinem Buch habe ich aber auch gelernt, dass anfängliche Begeisterung und Medienaufmerksamkeit für ein Produkt übel zurückschlagen können. Das ist einem Gründer passiert, den ich für „Startup-Finanzierung“ interviewt habe.

Tod durch Kickstarter: Das Beispiel Amabrush

Im Sommer 2017 sammelte das österreichische Startup Amabrush mit einer automatischen Zahnbürste, die alle Zähne auf einmal in nur zehn Sekunden putzt, auf Kickstarter und Indiegogo über 4,6 Millionen Euro ein. Als sich die Auslieferung verzögerte, schlug die anfängliche Begeisterung – hauptsächlich in Deutschland und Österreich – in einen Shitstorm um.

Die öffentliche Kritik strahlte bis in die Medien aus. Dies beunruhigte die internationalen Investoren des Startups so sehr, dass sie die zu diesem Zeitpunkt geplante Finanzierungsrunde absagten. Im Juni 2019 sah sich Amabrush schließlich gezwungen, Insolvenz anzumelden.

Noch heute kämpfen die Gründer mit den Folgen des Auslieferungs-Fails (wie der Brutkasten vor einigen Tagen berichtete).

„Der öffentliche Druck war enorm, während wir an allen Fronten kämpften, um unser Produkt auszuliefern“

Im Interview für „Startup-Finanzierung“ hat mir Amabrush-Gründer Marvin Musialek nach der Insolvenz des Startups erläutert, wie er die Zeit nach dem extremen unerwarteten Erfolg der Kampagne erlebte.

Er berichtet:

Marvin Musialek, Gründer von Amabrush

Marvin Musialek, Gründer von Amabrush

Die schiere Menge von Vorbestellungen, ungefähr 40.000 Sets, übertraf nicht nur unsere Erwartungen bei weitem, sondern auch die unserer geplanten Entwicklungs- und Produktionspartner – die uns prompt absagten. Nun mussten wir unter hohem Zeitdruck die Entwicklung neu organisieren und uns neue Lieferanten suchen.

Als wir die Produktion dann mit einem Jahr Verspätung im August 2018 endlich starten konnten, gab es erneut Probleme.

Jedes Mal, wenn wir die Stückzahlen steigerten, gab es neue Qualitätsprobleme.

Unter dem Druck der Unterstützerinnen und Unterstützer hatten wir aber bereits begonnen, die von unserem Hersteller freigegebenen Amabrush-Sets auszuliefern, die sich im Nachhinein als teilweise defekt herausstellten.

Die Folge waren viele Beschwerden von wütenden Unterstützerinnen und Unterstützern, die ihrem Unmut natürlich auch öffentlich Luft machten:

Kritischer Kommentar zu Amabrush auf Kickstarter

Kritischer Kommentar zu Amabrush auf Kickstarter

Die nächsten fünf Monate arbeiteten wir hart daran, diese erneuten Qualitätsprobleme auszumerzen, unter anderem mit einem erneuten Lieferantenwechsel. Seit Februar 2019 lief es gut und die Beschwerden gingen stark zurück. Aber immer noch posteten Leute wütende Kommentare auf unseren Kanälen.

Das war kein gutes Gefühl, auch wenn wir wussten, dass es nur etwa 30-40 Leute von 30.000 waren, die dort gegen uns mobil machten. Wenn wir die Kommentarseiten lasen, fühlte es sich manchmal so an, als ob alle Unterstützer gleich denken würden!

Wir waren keine Profis im Community Management und wussten einfach nicht, wie wir mit unzufriedenen Unterstützern umgehen sollten.

Jedes Update, jede Email an Einzelne wurde sofort veröffentlicht. Wir haben schließlich nur noch schwammige Aussagen gemacht oder uns gar nicht mehr geäußert, da wir das Gefühl hatten, es würde sowieso alles gegen uns verwendet.

So ist es uns leider – trotz zuletzt professioneller Unterstützung in der Kommunikation – auch nicht gelungen, zu vermitteln, dass wir kein gesichtsloser Konzern, sondern ein junges Startup sind, in dem die Leute bis spät in die Nacht arbeiten, um das Produkt auszuliefern.

Für mich war diese Zeit auch persönlich sehr stressig, denn ich habe mich natürlich für mein Team verantwortlich gefühlt, das an allen Fronten kämpfte.“

– Marvin Musialek, Gründer von Amabrush

Mehr zu Crowdfunding für dein Startup

Du möchtest mehr darüber erfahren, ob Crowdfunding für dein Startup das Richtige sein könntest und wie du eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchführst? In meinem Buch „Startup-Finanzierung“ findest du ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Was ist Crowdfunding und welche Arten von Crowdfunding gibt es?
  • Was sind die Voraussetzungen, Vorteile und Nachteile von Crowdfunding?
  • Was ist Eigenkapitalbasiertes Crowdfunding (Crowdinvesting)?
  • Was ist Kreditbasiertes Crowdfunding (Crowdlending)?
  • Was ist Crowdfunding über Initial Coin Offerings (ICOs)?

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