3 Tipps, wie du eine Intro zu einem Investor bekommst (Martin Giese)

3 Tipps, wie du eine Intro zu einem Investor bekommst

Der vielleicht wichtigste Teil meines Jobs als XPRENEURS-Leiter ist es, Startups mit Investorinnen und Investoren (oder anderen hilfreichen Kontakten) zu vernetzen – also im Startup-Jargon: „Intros“ (kurz für „Introductions“) zu machen.

Ich mache das gerne, weil ich weiß, wie wichtig es für Startups ist, vorgestellt zu werden. Denn ohne jemanden, der für das Startup bürgt, besteht ein hohes Risiko, dass die Anfrage unbeantwortet bleibt. Dabei ist es egal, wie gut der Kontakt inhaltlich passt!

Warum Investoren es bevorzugen, wenn Startups ihnen vorgestellt werden

Investorinnen und Investoren haben grundsätzlich wenig Zeit, aber viele Angebote. Ihnen werden so viele Geschäftschancen vorgestellt, dass sie kaum Zeit haben, sie zu beurteilen. Sie löschen deine Email deshalb vielleicht nicht gleich, aber verbringen im Schnitt nur etwa 10 Sekunden mit ihr. 10 Sekunden!

Von den Tausenden Gründerinnen und Gründern, die jedes Jahr an ihre Tür klopfen, investieren sie vielleicht in 1-5. Weil sie mit diesen ausgewählten Gründerinnen und Gründern eine Menge Zeit verbringen werden, müssen sie am Anfang des Prozesses Prioritäten setzen – das ist wie beim Sales Funnel eines Unternehmens.

Selbst wenn sie wollten, könnten sie sich nicht mit jedem treffen, der sie anspricht. Deswegen müssen sie zu vielen Anfragen „Nein“ sagen.

Wie ein Intro deine Chancen auf einen erfolgreichen Investorenkontakt ändert

Wenn du mit einer Investorin oder einem Investor in Kontakt treten willst, musst du unbedingt durch einen gemeinsamen Kontakt vorgestellt werden, der für dich bürgen kann. Dieser Kontakt muss die Person gut genug kennen, dass sein Wort bei ihr zählt.

Der gemeinsame Kontakt, der dich vorstellt, sagt: „Ich vertraue ihnen, übernimm du den Rest.“

Das ist im Geschäftsleben allgemein üblich: Dein gemeinsamer Kontakt baut Vertrauen auf. Dieses Vertrauen brauchst du, damit dich die Investorin oder der Investor ernst nimmt.

Wie sieht so ein Intro aus?

Erst vor ein paar Tagen habe ich ein Startup aus meinem Netzwerk einem Kontakt von mir vorgestellt. Zuvor hatte ich bereits mit der Zielperson über das Startup gesprochen. Ich habe deshalb dem Gründer geschrieben und den Kontakt in CC gesetzt:

„Hallo xxx,

ich möchte Dich gerne mit A. ([Link auf LinkedIn-Profil]) bekannt machen. A. ist seit vielen Jahren als COO großer Anwaltskanzleien aktiv und betreut dabei auch LegalTech und Innovationsthemen. Er wäre neugierig, mehr über Euch und [Euer Startup] zu erfahren und ich bin zuversichtlich, dass er Euch Tipps geben kann, Euer Produkt an die Bedürfnisse von Großkanzleien anzupassen.

Beste Grüße,
Martin“

Üblicher ist es, dass ich ein Startup einem Investor/Mentor (oder einer Investorin/Mentorin) vorstelle. Das kann dann so aussehen:

„Lieber H.,

ich hoffe, es geht Dir gut. Nochmals meinen herzlichen Dank für Deine Companion-Rolle im letzten XPRENEURS-Batch.

Ich möchte Dich gerne mit T. bekannt machen. T. ist eine sehr aktive Münchner Gründerin, die ich vor 3 Jahren in ihrer Rolle als xxx kennengelernt habe. Sie sucht gerade nach passenden Business Angels aus dem Bereich Personal und Organisationsentwicklung für die Seed-Finanzierung ihres B2B- SaaS-Startups.

[T.s Startup] entwickelt eine Community-Plattform für professionelles Mentoring und Wissenstransfer im Büro. Sie wurden soeben zu den #TOP10 Start-ups auf der [Fachmesse] nominiert und erfreuen sich seit Beginn der Remote Work-Welle über verstärktes Interesse von Unternehmen wie Telekom, Infineon, Capgemini oder Linde. Ihre Vision ist es, das “Slack nach dem Slack” zu werden und vollkommen neue, zukunftsträchtige Formen der agilen Zusammenarbeit zu ermöglichen (“people collaboration” statt “process collaboration”). Ihre Matchmaking App fürs Büro setzt dabei auf voll automatisiertes Engagement und Skill-basierte Vernetzung der Mitarbeiter. Das wird die Basis einer jeden Netzwerkorganisation in der Zukunft und vielleicht das nächste Personio.

Bist Du interessiert, sie kennenzulernen? Anbei ihr Pitch Deck und ein kurzes Video [Link zu YouTube].

Beste Grüße,
Martin“

Meine 3 Tipps, wie du an eine Intro zu einem Investor kommst

Ich habe drei Tipps für Startup-Gründerinnen und Gründer, die eine Intro zu einer Investorin oder einem Investor suchen:

  1. Derjenige, der dich einer Investorin oder einem Investor vorstellt, sollte voll und ganz an dein Unternehmen glauben. Nur dann wird er eine überzeugende Empfehlung abgeben – oder sich überhaupt dazu bewegen lassen, der Empfängerin oder dem Empfänger gegenüber mit seinem guten Namen dafür zu bürgen, dass es sich lohnt, sich mit deinem Thema zu beschäftigen.
  2. Dränge deshalb niemanden, derartige Intros für dich zu machen. Wenn du ein Zögern spürst, suche das Feedback der Person: „Was müsste ich noch tun, um aus deiner Sicht reif für einen Kontakt mit X zu sein?“
  3. Wenn du erfolgreich vorgestellt wurdest, behandle auch den neuen Kontakt mit äußerster Professionalität. Schließlich repräsentierst du nicht nur dich selbst, sondern auch deine Empfehlerin oder deinen Empfehler.

Ein Tipp zum Schluss

Apropos Empfehlerin und Empfehler: Auch diese Person freut sich zu hören, wenn ihre Empfehlungen Wirkung hatten. Vergiss daher nicht, dich zu bedanken und sie auf dem Laufenden zu halten, wenn sich aus dem Intro etwas Spannendes ergibt. So hältst du den wichtigen Kreislauf aus Intros in Schwung.

So habe ich auf die beiden obigen Intros folgendes Feedback bekommen:

„Danke Martin. Der Austauch war sehr fruchtend. A. hat wertvolle Einblicke in das, was wir machen; sowohl den Markt, als auch Anwendungsfälle.“

Eine andere Gründerin schrieb mir:

„Lieber Martin,

ich hoffe, Dir gehts gut, alle Deine Projekte laufen und Du kannst trotzdem einige Sonnentage im August genießen.

Schreibe Dir nur um mich für den Kontakt zu H. zu bedanken.

Wirklich sehr wertvoll 🙌 Merci!“

Mehr Tipps, wie du Investorinnen und Investoren kontaktierst

Kontakt zu Investorinnen und Investoren aufzubauen, ist eine Wissenschaft für sich. Deshalb findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Warum du keinen (langen) Businessplan schreiben solltest
  • Wie du das Vertrauen von Investorinnen und Investoren gewinnst
  • Wie du betrügerische Vermittlungsangebote vermeidest
  • Nach welchen Kriterien du Investoren aussuchen solltest, die du kontaktierst
  • Wie eine gute Email an Investoren aussieht

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

Startup Financing in Times of Corona

In March, when corona suddenly turned from a distant curiosity to the historical crisis that turned the whole world upside down, we had just finished the first two weeks of our XPRENEURS program with the startups of the current batch.

A moment ago, we had been sitting together in a mountain hut, drinking beer and looking forward to intensive 3 months together. And now we were forced to close our office at Munich’s Ostbahnhof and move our startup accelerator into the virtual world.

Even though digital working is not foreign to us, 100% home office is a completely new experience for us and the startups. We have tried to adapt as quickly as possible, and we are now getting on quite well. In the meantime, I’m glad that getting to know each other personally had still been possible. Because that’s what the program lacks the most: the opportunity for uncomplicated exchange. To pass on experience and knowledge in the coffee kitchen, at lunch or over a beer after work. And simply to have fun with like-minded people.

Beyond the Accelerator, however, I am often asked with a worried undertone: How are startups doing in the corona crisis?

How does the corona crisis affect startups?

Startup-Finanzierung in Zeiten von Corona

In an online panel hosted by The Mentoring Club on July 31st, four and a half months into the crisis, I discussed the effects of corona on startups with an international panel of experts. The discussion confirmed two key insights I already mentioned in an earlier version of this post:

  • The corona crisis affects every startup. I don’t know of any startup team that is currently not spending a significant amount of its time dealing with the crisis and its consequences both inside and outside the company.
  • But: The corona crisis does not affect every startup in the same way.

Factor 1: The startup industry

Decisive for the effects of the corona crisis on the startup is primarily the startup industry. Tourism, event and travel startups now find it much more difficult than before.

Other startups are seizing new opportunities: KINEXON, for example, has developed an application for its sensor technology to effectively implement social distancing within companies. And Custom Surgical has paused their core business to increase brand awareness with a 3D-printable face mask that has been downloaded more than 10,000 times – boosting sales and investor requests as a secondary effect.

In my German blog, I have presented another number of other startups whose solutions have particularly impressed me.

Factor 2: Business models for the time after the crisis

And there are also new opportunities for the time after the crisis, because I am pretty sure that the world will not look the same as before. Take the example of home office: I am sure that this form of work will remain much more widespread than before. And that has implications for the type and extent of mobility and the use of commercial property.

The digitalization of business processes has also received a boost. Startups can take advantage of these opportunities.

Factor 3: Customer availability

At XPRENEURS, I notice that B2B startups in particular are struggling with another challenge in their search for customers: finding the already difficult to convince pilot customer. At present, most companies are very reluctant to make decisions. Who knows how things will look in a few weeks or months? In crisis mode, unfortunately, companies are more likely to pull out red pencils than to sign investments in long-term innovation.

But practical problems in customer acquisition are also emerging. A startup suddenly could not continue talks that had been started: The contact person was on short-time work or in the home office and the fixed-line number of the contact person could no longer be reached.

Factor 4: Implementation of virtual collaboration

Even before the crisis, startups were at the forefront of virtual collaboration. The fact that digital tools and video conferencing can be efficient and save (travel) costs is something that most companies are only now realising – including us at XPRENEURS.

Sure, we know the tools from our startups. But only now have we really seen what is possible. For example, virtual breakfasts and after-work rounds. Or community events such as Powerpoint karaoke and Monday painting sessions. Not quite the same as an exchange over coffee in the office, but definitely not a bad substitute!

Also, as Petra Chequer, Managing Director of the Alliance of Chief Executives, stressed in the Mentorship Club discussion, virtual collaboration opens up chances for startups that are not usually in the geographical focus of startup institutions. In her words: In a Zoom meeting, it really does not matter whether the startup being interviewed for an accelerator or investor hails from Africa or Asia!

Startup financing in the corona crisis

Startup-Finanzierung in Zeiten von Corona

What effects does the corona crisis have on startups looking for an investment or needing financing? I am also currently experiencing this first-hand at XPRENEURS with our startups.

In general, it has suddenly become more difficult to get money for several reasons:

  • Most VC funds are holding their money together during the crisis. They prefer to use their funds to help their existing startup portfolio through the crisis.  Although they do not proclaim it offensively, anyone who asks VC funds for money these days has pretty bad cards. This also applies to international VC funds. Michael Meirer, former CEO of German Accelerator, confirmed in the Mentorship Club discussion that in Silicon Valley, especially early-stage startups struggle to find investors that are willing to take the high risks during the crisis.
  • Of the billions of euros in state support announced, nothing has yet reached the startups. Unlike other small businesses, they fall off the grid for normal emergency aid because they cannot show positive balance sheets for the last few years. It is therefore still unclear how the aid is to be allocated. Concrete ideas for support are only available for startups that are currently in the process of an investment round: Here the state fills the gap with co-investments, which I personally think is a good solution.
  • Many business angels are unsettled by the corona crisis or have even lost money as a result. These business angels also prefer to keep their money together at present.

However, there are also rays of hope:

  • Startups with strong ideas, business models and teams will manage to convince investors of themselves even in these times. Those who even use the corona crisis to develop new ideas could even profit from the crisis.
  • Some investors have cash available right now through crisis sales that they want to invest. I know of a few business angels who quickly saved their money from the stock market at the beginning of the corona crisis. Before the money goes to their current account, they are looking for other investments – for example startups.
  • The very big financial framework conditions have not changed as a result of the corona crisis. There are still a relatively large number of investors who are looking for other sources of return in a zero-interest world and find them in promising startups.

My conclusion on the situation of startups in the corona crisis

My forecast for the situation of startups in the corona crisis and afterwards is therefore differentiated. Some startups that would have made it without corona will fall by the wayside undeservedly. But many startups will be helped by their high adaptability to get through the crisis. I would advise every startup team to be resilient. Keep trying, even if times are more difficult.

This includes taking care of your team first and foremost. As Oliver Trinchera from KINEXON stresses: The corona crisis is deeply stressful for your team members, who worry about their health and job safety. As a founder, focus on giving people confidence by showing human concern. Try to give them a purpose and mission especially now to boost motivation and keep the team together despite social distancing and home office.

Startups should also intensify what they should be doing even in the best of times: Be curious and learn about your counterpart when you are contacting investors for financing. If you are getting three rejections in a row, ask why! Try to learn if it is your business model (then change it!) or, maybe, the lost liquidity of the angel due to the crisis (then keep looking!).

The corona crisis is a time of radical change. And these always bring with them opportunities – keyword “creative destruction”. Those who have a strong project will survive. Who knows – maybe the DAX companies in 2030 will be the winning startups in today’s crisis?

Crisis-proof information for startups looking for financing

Crisis or no crisis: the rules of startup financing remain the same. And you’ll find them in my book „Startup-Finanzierung“ (in German).Startup Finanzierung - Buch-Cover

Get Startup-Finanzierung right here in hardcover, softcover, or Kindle eBook:

📘 Get „Startup-Finanzierung“ on Amazon

Drei ist die magische Zahl für ein Gründungsteam (Amir Schlachet)

Drei ist die magische Zahl für ein Gründungsteam: Die Sicht eines Startup-Gründers

Solo-Gründer wie Elon Musk oder Steve Jobs inspirieren viele Startup-Gründerinnen und Gründer. Und dank ihrer schillernden (man könnte sogar sagen exzentrischen) Persönlichkeiten und enorm ehrgeizigen Visionen berichten die Medien gerne über solche einzelnen Gründerpersönlichkeiten.

Professionelle Investoren sind allerdings oft skeptisch, was Solo-Gründer angeht. Selbst wenn du jemand bist, der alle Kompetenzen von Technologie-Entwicklung bis Vertrieb selbst abdeckt, wird dir das im Kontakt mit Investoren wenig helfen.

Investorinnen und Investoren glauben an das Team und investieren in das Team. Denk dran, du baust das Team nicht nur für die Kapitalsuche auf, sondern auch für die langfristige Entwicklung des Unternehmens. Wenn das Team nur aus dir besteht, werden Investoren vermutlich „Nein“ sagen.

Warum sind Investoren Einzelgründern gegenüber skeptisch?

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass eine einzelne Person all die unterschiedlichen Fähigkeiten hat, die zum Vorantreiben des Startup-Projekts notwendig sind.

Selbst wenn Investoren eine Person träfen, von der sie glauben würden, dass sie alle diese Fähigkeiten hat (so jemand ist uns noch nicht begegnet), würden sie sich fragen, was passiert, wenn die Person morgen vom Auto überfahren wird.

Sie hätten außerdem Bedenken, dass es sich um eine One-Man-Show (oder One-Woman-Show) handelt, weil die Person es nicht geschafft hat, irgendjemand anders zu überzeugen, Teil des Unternehmens zu werden. Stimmt da etwas nicht? Will sie niemanden dabei haben oder will wegen ihr niemand mitmachen? So oder so ist das ein Warnzeichen in den Augen der meisten professionellen Investoren.

Was ist die richtige Anzahl von Mitgründerinnen und Mitgründern für ein Startup?

Nicolajs und meine Meinung ist: Die richtige Anzahl von Mitgründerinnen und Mitgründern im Gründungsteam ist normalerweise 2 bis 4.

Das hängt einerseits mit den Kompetenzen zusammen, die diese Personen mitbringen: Mehr Personen können mehr Bereiche abdecken. Ein anderer wichtiger Faktor ist die Vielfalt der Perspektiven, die jede einzelne Person im Gründungsteam mitbringt. Bedenke aber, dass jede zusätzliche Person die Entscheidungsfindung in deinem Unternehmen auch komplizierter macht!

Für unser Buch Startup-Finanzierung haben wir auch Gründer befragt, was sie zu der Frage nach der richtigen Anzahl von Mitgründerinnen und Mitgründern denken. Eine Perspektive dazu hat uns der Startup-Gründer Amir Schlachet gegeben.

Die Sicht eines Gründers: 3 ist die magische Zahl für ein Startup-Team

Amir Schlachet ist Mitgründer und Geschäftsführer von Global-e, einem Startup, das Online-Einzelhändler in Europa und den USA mit seiner kostengünstigen und risikofreien Dienstleistung dabei unterstützt, ihren komplexen internationalen Vertrieb zu managen.

Amir erläutert seine Ansicht zur optimalen Anzahl der Mitgründerinnen und Mitgründer für ein Startup:

Amir Schlachet, Gründer und Geschäftsführer von Global-e

Amir Schlachet, Gründer und Geschäftsführer von Global-e

„Ich glaube, dass ein Team aus drei Gründerinnen und Gründern mit gleichen Anteilen die optimale Struktur für ein Startup-Gründungsteam ist.

Ich habe keine Ahnung, wie ein Einzelgründer irgendetwas erreichen kann, ohne Superman zu sein oder eine Menge Glück zu haben.

In der heutigen hochkomplexen und schnelllebigen Welt ist es superwichtig, mehrere Perspektiven von Leuten zu haben, die sich dem Unternehmen gleich verpflichtet fühlen, besonders bei wichtigen Entscheidungen (und in einem Startup kann fast jede Entscheidung potenziell strategische Folgen für das Unternehmen haben).

Zwei Gründerinnen oder Gründer sind besser.

Aber unter der Annahme, dass sie unterschiedliche Ansichten zu vielen Themen haben werden (was sie auch sollten), ist die Entscheidungsfindung nicht einfach. Das könnte dazu führen, dass sie unnötige Kompromisse schließen oder dass sich eine Seite ständig übergangen fühlt.

Vier Gründerinnen oder Gründer sind schon eine „Menschenmenge“, was zahlreiche Probleme hervorruft.

Dazu gehören die Entscheidungsfindung (siehe die Begründung für zwei Gründer, die sich hier noch verdoppelt) und die Aufspaltung des Gründungsteams in zwei „Parteien“ aus je zwei Gründerinnen oder Gründern, deren Ansichten sich entgegenstehen. Ich habe tatsächlich von einem Fall gehört, bei dem der wichtigste VC-Investor gefordert hat, dass nur ein Paar bleiben kann und das andere herausgekauft werden muss. Dazu kommt noch, dass jeder im Gründungsteam nur 25 Prozent Anteile an dem Unternehmen hat, die in den ersten paar Runden schnell verwässert werden. Das führt möglicherweise bis an den Punkt, an dem der Anteil jedes einzelnen Mitglieds des Gründungsteams zu unbedeutend wird, dass er oder sie noch die Zeit, das Geld und die Mühe aufwendet, um das Unterfangen zum Erfolg zu führen.

Zusammengefasst glaube ich, dass drei Personen die magische Zahl für ein Gründungsteam ist.

Dadurch entsteht die nötige Vielfalt an Perspektiven, Mehrheiten zu finden ist sehr einfach, und jedes Mitglied des Gründerteams behält einen ausreichend hohen Anteil am Unternehmen.“

Mehr zum idealen Gründungsteam für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du ein Gründungsteam zusammenstellst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

Warum du Investoren VOR dem Crowdfunding suchen solltest (Teja Philipp)

Warum du Investoren VOR dem Crowdfunding suchen solltest: Ein Gründer erzählt

Als ich selbst vor anderthalb Jahren in das Crowdfunding-finanzierte Startup Spyra investiert habe, habe ich das gemacht, noch bevor ich das fertige Produkt in den Händen halten konnte.

Dass die Spyra One in dem Jahr das erfolgreichste deutsche Crowdfunding-Projekt war, hat definitiv mein Interesse geweckt – der Markt war also da.

Aber obwohl es einen Prototypen der Hightech-Wasserpistole gab, war die sprichwörtliche Kuh zu dieser Zeit noch lange nicht vom Eis. Deshalb habe ich mich gemeinsam mit meinen technisch versierten Co-Investoren vor dem Investment erst einmal zwei Stunden mit den Gründern zusammengesetzt und eine intensive Due Diligence zur Produktionsplanung und der IP-Situation gemacht.

Warum eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne nicht unbedingt ein Investment bedeutet

Nicht jeder Investor – mich normalerweise eingeschlossen – gibt Crowdfunding-finanzierten Startups bei jedem Investment so einen Vertrauensvorschuss. Denn ein strahlender Crowdfunding-Erfolg ist nicht das Ende der Fahnenstange. Jeder Crowdfunder weiß, dass jetzt die eigentliche Arbeit erst beginnt: Das Produkt muss produziert und ausgeliefert werden. (Was passiert, wenn dieser Teil schiefgeht, erzählt Amabrush-Gründer Marvin Musialek sehr persönlich in diesem Blogpost.)

Auch das Team des Münchner Startups Mr Beam Lasers hat die Erfahrung machen müssen, dass eine enorm erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne nicht automatisch ein sicheres Ticket zum Investoren-Investment bedeutet.

Mr Beam entwickelt und verkauft einen Desktop-Lasercutter, mit dem auch ungelernte Nutzerinnen und Nutzer leicht eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien schneiden und gravieren können. Sein erstes Lasercutter-Kit verkaufte Mr Beam Lasers 2014 erstmals über eine Kickstarter-Kampagne. 2016 launchte das Startup eine zweite Kampagne für den weiterentwickelten Lasercutter Mr Beam II, die zur zweiterfolgreichsten deutschen Crowdfunding-Kampagne bis heute wurde.

Deshalb solltest du schon vor deiner Crowdfunding-Kampagne einen Investor suchen: Ein Gründer erzählt

Teja Philipp ist Gründer und Geschäftsführer von Mr Beam Lasers. In meinem Buch Startup-Finanzierung erläutert er:

Teja Philipp, Gründer und Geschäftsführer von Mr Beam Lasers

Teja Philipp, Gründer und Geschäftsführer von Mr Beam Lasers

„Nachdem wir 2017 für den Mr Beam II auf Kickstarter knapp eine Million Euro eingesammelt hatten, begannen wir, nach einem Investor zu suchen, um unser Unternehmen bis zur tatsächlichen Auslieferung und dem regulären Markteintritt zu finanzieren.

Es stellte sich heraus, dass unsere anfängliche Erwartung, durch die erfolgreiche Kickstarter-Kampagne leicht einen Investor finden zu können, ziemlich naiv war. Investoren investieren nicht in reine Ideen, sondern zusätzlich in die gute Umsetzung und Vermarktung der Idee. Eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne ist für den Investor erst mal eine gute Idee – inklusive Beweis des Potenzials. Die eigentliche Entscheidung hängt jetzt davon ab, wie du und dein Team das Projekt umsetzen.

Und Investoren nach der Kampagne anzusprechen, ist eine Steilvorlage für sie, sich deine Aktivitäten bis zur Auslieferung erst einmal anzuschauen.

Eigentlich hatten wir hier gute Karten: Viele finanzielle Fallstricke konnten wir bei unserer zweiten Kampagne vermeiden, da wir bereits aus den Erfahrungen der ersten viel gelernt haben. Wir ließen unseren Steuerberater beispielsweise einen speziellen Deal aushandeln, um nicht sofort die gesamte Umsatzsteuer für die vermeintlichen „Einnahmen“ zahlen zu müssen und so größere Liquidität zu haben. Und wir hatten bereits vor Kampagnenstart alle Angebote mit unseren Lieferanten auf die letzte Schraube ausgehandelt. Denn unsere Erfahrung war, dass eine erfolgreiche Kampagne manche Lieferanten durchaus motiviert, einen maximalen Anteil des Kickstarter-Erfolgs absahnen zu wollen.

Dennoch spielte die Zeit in dieser Situation gegen uns, denn je länger wir brauchten, desto mehr standen wir mit dem Rücken zur Wand.

In unserem Fall kam sogar noch höhere Gewalt dazu: Durch eine plötzliche Gesetzesänderung, die unsere Zertifizierung verzögerte, verschob sich unsere Auslieferung um mehr als ein Jahr – ein Jahr, in dem die Fixkosten unseres Unternehmens weiterliefen, während wir keine Umsätze machten. So etwas kann immer passieren, und dadurch war unser Verhandlungsspielraum gegenüber dem Investor leider sehr klein.

Ich würde daher jedem raten, Investoren bereits ein halbes Jahr vor der geplanten Kampagne anzusprechen.

Mit der Idee gewinnst du ihr Interesse, mit dem Projekt „Kampagne“ demonstrierst du die Umsetzungskraft deines Teams, und am Ende kannst du deinen Crowdfunding-Erfolg dann als überzeugenden Meilenstein präsentieren. Außerdem ermöglicht dir ein Investor in der Hinterhand, bereits vor der Kampagne größer zu denken: Du kannst mehr Leute für die Unterstützerbetreuung einstellen, Partnerschaften und neue Vertriebskanäle anstoßen und gleich in größere Produktionskapazitäten investieren.“

Mehr zu Crowdfunding für dein Startup

Du möchtest mehr darüber erfahren, ob Crowdfunding für dein Startup das Richtige sein könntest und wie du eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne durchführst? In meinem Buch „Startup-Finanzierung“ findest du ein ausführliches Kapitel dazu, unter anderem mit folgenden Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Was ist Crowdfunding und welche Arten von Crowdfunding gibt es?
  • Was sind die Voraussetzungen, Vorteile und Nachteile von Crowdfunding?
  • Was ist Eigenkapitalbasiertes Crowdfunding (Crowdinvesting)?
  • Was ist Kreditbasiertes Crowdfunding (Crowdlending)?
  • Was ist Crowdfunding über Initial Coin Offerings (ICOs)?

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

So haben wir den EXIST-Forschungstransfer bekommen: Ein Gründer erzählt (mit Pedro Gómez)

So haben wir den EXIST-Forschungstransfer bekommen: Ein Gründer erzählt

Viele Startups sind aktuell auf der Suche nach Startup-Förderungen. Sich auf Förderungen zu bewerben, macht gerade in der Corona-Krise Sinn: Während private Investoren und Geldgeber in Krisenzeiten ihr Geld meist lieber zusammenhalten, hat der Staat ein besonderes Interesse daran, die Wirtschaft schnell wieder in Gang zu bringen. Förderprogramme für Startups sind ein Mittel, das zu erreichen.

Besonders in der Krise sollten sich Gründer jedoch darüber im Klaren sein: Wer sich auf eine Startup-Förderung bewirbt, muss geduldig sein. Reguläre Förderprogramme brauchen oft einige Monate von der Bewerbung bis zur Bewilligung. Das gilt auch für den „EXIST-Forschungstransfer“ der Bundesregierung.

In diesem Blogpost möchte ich einen Gründer zu Wort kommen lassen, der euch von den Erfahrungen mit der Bewerbung zum EXIST-Forschungstransfer berichtet.

Was ist der EXIST-Forschungstransfer?

Die offizielle Seite zum EXIST-Forschungstransfer des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie beschreibt die zwei Phasen des Förderprogramms so:

„In der ersten Förderphase sollen Forschungsergebnisse, die das Potenzial besitzen, Grundlage einer Unternehmensgründung zu sein, weiterentwickelt werden. Ziel ist es, die Entwicklungsarbeiten zur Klärung grundlegender Fragen einer Umsetzung wissenschaftlicher Ergebnisse in technische Produkte und Verfahren durchführen [sic], die darauf basierende Geschäftsidee zu einem Businessplan ausarbeiten und die geplante Unternehmensgründung gezielt vorbereiten.

In der zweiten Förderphase stehen die Durchführung weiterer Entwicklungsarbeiten, Maßnahmen zur Aufnahme der Geschäftstätigkeit sowie die Schaffung der Voraussetzungen für eine externe Unternehmensfinanzierung im Fokus.“ (Quelle)

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Gründer interviewt, der es geschafft hat, mit Geduld und viel Arbeit dieses hoch dotierte Förderprogramm des Wirtschaftsministeriums zu bekommen. Pedro Gómez erzählt hier von seinen Erfahrungen.

So haben wir den EXIST-Forschungstransfer bekommen: Ein Gründer erzählt

Team ORBEM: Pedro Gomez (rechts), Maria Laparidou, Miguel Molina

Team ORBEM: Pedro Gomez (rechts), Maria Laparidou, Miguel Molina

Pedro Gómez ist Mitgründer und Geschäftsführer von ORBEM. Das Münchner Tech-Startup hat eine KI-gestützte Lösung entwickelt, mit der Eier berührungslos untersucht und automatisch nach ihrem Befruchtungsstatus oder dem Geschlecht des Kükens sortiert werden können. Für diese Technologie wurde dem Gründungsteam im Mai 2019 eine siebenstellige Fördersumme über den EXIST-Forschungstransfer bewilligt.

Pedro Gómez erläutert:

„Dass wir gute Chancen auf eine Förderung haben, haben wir bereits daran gemerkt, dass wir mit ORBEM bei Startup-Wettbewerben immer unter den ersten drei Preisträgern gelandet sind. Wir führen das darauf zurück, dass wir die ideale Mischung aus einem echten Industrieproblem, einer technisch guten Lösung und einem breit aufgestellten Team mit viel Erfahrung anzubieten haben.

Um den EXIST-Forschungstransfer zu bekommen, war es außerdem aber wichtig, ein Patent vorweisen zu können. Denn das Ziel des Programms ist es, anspruchsvolle Grundlagenforschung in die kommerzielle Anwendung zu bringen. Auch deswegen haben wir noch kurz vor unserem ersten Antrag Ende 2017 ein Patent eingereicht.

Nicht zuletzt brauchten wir einen langen Atem für den Förderantrag.

Allein das Zusammenstellen der Bewerbungsunterlagen dauerte vier Monate in Vollzeit. Bei uns waren es schließlich knapp 200 Seiten (!), bestehend aus etwa 40 Seiten Projektbeschreibung, Proof of Principle und Arbeitsplanung, 30 Seiten Formularen und weiteren 130 Seiten Anlagen wie Absichtserklärungen, Unterstützungsschreiben, Referenzen und Zeugnissen, Presseberichten sowie Hintergrundinformationen zum Markt und dem Stand der Technik.

Mit diesem Paket haben wir die Förderung dann im zweiten Anlauf, ein Jahr nach unserem ersten Versuch, bekommen.

In unserem Fall war das kein Problem, weil wir noch an der TU München als Doktoranden angestellt waren und auf diese Weise gesichert war, dass wir in der Zwischenzeit bezahlt werden und unsere Lösung weiterentwickeln können. Aber auch das ist eine Voraussetzung für die Bewerbung für ein solch umfassendes Programm: Man muss in der Lage sein, warten zu können!“

Mehr zu öffentlichen Förderprogrammen für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du öffentliche Förderungen für dein Startup einwirbst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wie funktionieren öffentliche Förderungen?
  • Welche Arten öffentlicher Förderungen gibt es?
  • Was ist Co-Finanzierung?
  • Öffentliche Eigenkapitalfinanzierung
  • Kreditförderung und Bürgschaften

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

Wie du als Student ein Raketenunternehmen gründest (mit Daniel Metzler)

Wie du schon als Student ein Raketenunternehmen gründen kannst: Ein Gründer erzählt

Am Wochenende hat Elon Musk es geschafft: Seine Space X-Rakete hat zwei Astronauten zur ISS gebracht. Und das, obwohl er bei der Gründung des Unternehmens 2002 noch dachte, dass es maximal eine 10-prozentige Chance gäbe, mit seinem Vorhaben erfolgreich zu werden. Das war angesichts des hohen technischen Risikos eines Raumfahrtunternehmens vermutlich sogar noch optimistisch geschätzt.

Andererseits war es eben auch Elon Musk – die Gründer-Legende und Startup-Ikone. Wenn es einer schafft, dann er, oder?

Teamrisiko – das größte Risiko bei Startups aus Investorensicht

Sogar bei Startups, die ein hohes Marktrisiko und/oder ein hohes technisches Risiko mit sich bringen, sehen viele Investoren das Gründungsteam als größten Risikofaktor an. Dabei ist es egal, ob die Marktchance riesig ist und die Technologie für das Produkt existiert. Wenn du mit deinem Team nicht die erforderlichen Fähigkeiten hast, um das Vorhaben erfolgreich umzusetzen, werdet ihr in der Entwicklungs- oder Vertriebsphase scheitern oder von der Konkurrenz überholt werden, die die Marktchance besser und schneller nutzt.

Dass viele Startups an der Finanzierung durch Investoren scheitern, liegt nicht daran, dass sie die enorme Größe der Geschäftschance nicht vermitteln können. Das Problem ist, dass sie die Investoren nicht überzeugen können, dass sie – das Team – diese Chance zu Geld machen können.

Das Gegenteil von Teamrisiko – Startups, die durch ihr Team überzeugen

Auch das Gegenteil ist möglich. Ich kenne Investorinnen und Investoren, die ein Startup finanziert haben, ohne dass sie von der Marktchance überzeugt waren und obwohl sie wussten, dass es ein hohes technisches Risiko gibt. Warum? Weil sie ein starkes Team angetroffen haben, das die Ausdauer und den Antrieb hatte, den Herausforderungen des Markts und der Technologie ins Auge zu sehen und sie zu überwinden.

Elon Musk ist ein herausragendes Beispiel für die Überzeugungskraft, die eine einzelne Gründerpersönlichkeit entwickeln kann. Das ist jedoch eine Ausnahme. Im Normalfall zählt das Team als gesamtes, mit den Erfahrungen und Kompetenzen aller Mitgründerinnen und Mitgründer kombiniert.

Ein gutes Beispiel dafür, wie ein tolles Team Investoren beeindrucken kann, ist Airbnb. Paul Graham vom Y Combinator hatte Zweifel an dem Geschäftsmodell von Airbnb, aber er sah ein tolles Team, das ein Jahr lang ohne Investorengelder überlebt hatte, indem es Müsli verkauft hatte. Er glaubte, wenn sie Müsli verkaufen könnten, könnten sie alles verkaufen und so auch Airbnb zu einem Erfolg machen.

Mit glaubwürdigen Erfahrungen kannst du selbst als Student ein Raketenunternehmen gründen und finanzieren: Ein Gründer erzählt

Auch ich habe für mein Buch im Sommer 2019 einen Startup-Gründer interviewt, der das Unwahrscheinliche dank seines Teams geschafft hat.

Daniel Metzler ist Mitgründer und Geschäftsführer von Isar Aerospace, das sich der Herstellung von Trägerraketen für den Transport kleiner Satelliten widmet. Ende 2018 konnte sich das Tech-Startup eine Seed-Finanzierung im einstelligen Millionenbereich sichern. Bereits ein Jahr später schloss Isar Aerospace seine A-Finanzierungsrunde über 15 Millionen Euro ab. (Unter anderem investierte Bulent Altan, der 12 Jahre bei SpaceX arbeitete.) Die ersten Raketenstarts sind für Ende 2021 geplant.

Daniel erläutert:

Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

Daniel Metzler, Mitgründer von Isar Aerospace

„Unser Unternehmen ist entstanden aus dem Projekt „Cryosphere“ an der TU München, in dem ich und die meisten meiner Teamkollegen während unseres Studiums aktiv waren. Dort haben wir mehrere Raketentriebwerke mit Flüssigsauerstoff entwickelt, einem hoch performanten, aber gefährlichen Oxidator, was im universitären Rahmen einzigartig ist.

Bereits während unserer Zeit als Studierende an der TU München bekamen wir Anfragen von Unternehmen, die unser Antriebssystem kaufen wollten.

Ein Raketentriebwerk von Studenten kaufen? Das klingt natürlich erstmal seltsam. Dazu muss man wissen, dass man ein Raketentriebwerk nicht einfach so am Markt bekommen kann. Viele Systeme wurden von Staaten entwickelt oder liegen in der Hand politisch beeinflusster Unternehmen, sind also nicht oder nur für sehr viel Geld erhältlich.

Die Anfragen waren ausschlaggebend dafür, dass wir uns aus dem Studium heraus Anfang 2018 dafür entschieden haben, als Unternehmer in diesen Markt einzusteigen. Unser Ziel ist, ein Komplettsystem aus Träger und Antrieb zu entwickeln und damit Raketenstarts für Satelliten anzubieten. Das Umsatzpotenzial ist hoch, aber wir benötigen auch eine Menge Kapital: Wir schätzen, dass die Entwicklung bis zum Launch unserer ersten kommerziellen Raketen Ende 2021 etwa 100 Millionen Euro kosten wird.

Es ist uns gelungen, praktisch noch als Studenten-Projekt erst das Vertrauen der Kunden und dann auch das der Investoren zu gewinnen und eine einstellige Millionensumme einzuwerben.

Das lag meiner Einschätzung nach vor allem daran, dass wir bereits intensive Praxiserfahrungen aus dem Projekt vorweisen konnten. Dort arbeiten seit etwa fünf Jahren regelmäßig 40 Studierende an der Entwicklung von Höhenforschungsraketen, die dann auch gelauncht werden – es sind also bereits eine Menge Personenjahre in die Entwicklung geflossen!

Zugute gekommen ist uns auch die exzellente Lehre an der TU München, die zahlreiche talentierte Raumfahrtingenieure anzieht und die Studierenden auf höchstem Niveau ausbildet. Auch dass wir am Münchner Standort nahe an allen wichtigen Zulieferern sind, die ihrerseits die Projekte genau beobachten und sich oft durch Sponsoring an der Entwicklung beteiligen, hat uns enorm weitergebracht.

Für die Finanzierung waren wir wohl auch zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Hätten wir nur zwei Jahre später angefangen, wäre angesichts der langen Entwicklungszeit der Investment-Trend in die Raketentechnik, der sich in Europa gerade erst zögerlich entwickelt und in den USA derzeit bereits in vollem Gange ist, vermutlich an uns vorbeigezogen. Ein bisschen Glück gehört also auch dazu, wenn man ein so ehrgeiziges Gründungsprojekt verfolgt.“

Mehr zu den Kriterien, nach denen Investoren Startups aussuchen

Nicolaj und ich fragen in unserem Buch Startup-Finanzierung ganz provokant: Was könnten Gründe sein, warum du (noch) keinen Investor für dein Startup findest? In einem ausführlichen Kapitel erläutern wir diese Themen:Startup Finanzierung - Buch-Cover

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

3 Wege, die Finanzplan-Folie im Pitckdeck zu ruinieren (Insider-Tipps von Investoren)

3 Wege, die Finanzplan-Folie in deinem Pitchdeck zu ruinieren

Wie viel Geld werden wir alle an deinem Startup verdienen? Die Finanzplan-Folie in deinem Pitchdeck ist entscheidend für den Erfolg deines Startups beim Investoren-Pitch.

Zwar sind insbesondere viele Business Angels nicht nur wegen des Geldes an Startup-Investments interessiert. Wenn du aber zeigen kannst, dass dein Projekt nicht nur inspirierend und spannend ist, sondern sich auch finanziell lohnt, bringt dich das bei Investoren über die Ziellinie.

Viele Gründerinnen und Gründer machen hier leider vermeidbare Fehler. Für unser Buch haben Nicolaj und ich unser Investorennetzwerk befragt. Dabei haben wir 3 typische Fehler identifiziert, die Startups in ihrem Pitchdeck unbedingt vermeiden sollten.

Fehler Nr. 1: Finanzprognosen für dein Startup aufstellen, ohne Annahmen zu nennen

Sehr verbreitet ist der klassische Hockeyschläger („Hockey Stick“) bei Finanzprognosen: „Aktuell verdienen wir kein Geld, aber in fünf Jahren werden wir steinreich sein.“

Sei realistisch. Optimismus ist toll, aber du musst in der Lage sein, deine Zahlen zu verteidigen. Wenn du behauptest, dass du in fünf Jahren 20 Millionen verdienst, musst du zeigen, wie das zu deiner Markteintrittsstrategie und dem Kapital passt, dass du von Investoren einwerben möchtest. All das muss auf deinem Budget aufbauen.

Der größte Fehler in diesem Teil ist es, deine Annahmen nicht zu nennen. Du zeigst einen hübschen Hockeyschläger, aber du erläuterst nicht die Zahl an Kunden, auf der er basiert, wie viel Geld sie zahlen, und wie du diese Kunden bekommen wirst. Die Zahlen sind dann bedeutungslos. Die Investorin oder der Investor kann schlecht beurteilen, ob sie plausibel sind oder nicht.

Unten siehst du ein positives Beispiel von MotilityCount, das sowohl das erwartete Ergebnis in Bezug auf Umsatz und Gewinn zeigt als auch die zugrundeliegenden Schlüsselfaktoren und Annahmen.

Finanz-Slide: Beispiel MotilityCount

Finanzplan-Folie: Beispiel MotilityCount

Fehler Nr. 2: Hyperpräzise langfristige Finanzvorhersagen für dein Startup machen

Søren Jessen Nielsen, ehemaliger Partner zweier VC-Fonds, formuliert es so:

Soren Jessen Nielsen

Soren Jessen Nielsen, ehemaliger VC-Investor

„Du solltest vermeiden, langfristige Finanzvorhersagen zu machen, die auf die letzte Stelle präzise sind: „In 2022 wird unser Umsatz 4.213.452 Euro mit einem Gewinn von 256.714 Euro betragen.“

Niemand wird solche Berechnungen ernst nehmen, und sie zeigen mangelndes Verständnis von Finanzvorhersagen in Startups mit einem extremen Grad an Unsicherheit.

Konzentrier dich stattdessen auf das übergreifende Geschäftsmodell mit ein paar unterschiedlichen Szenarien dafür, wie unterschiedlich großer Erfolg und hohes Wachstum die zukünftigen Finanzen aussehen lassen. Sei bei deinen Erwartungen ehrlich, aber selbstbewusst, und denk dran, auch die möglichen Probleme des Business Case aus finanzieller Sicht anzusprechen.

Behalt im Kopf, dass VC-Partner einen sehr empfindlichen Bullshit-Filter entwickelt haben, nachdem sie Tausende Pitches von Startups gehört haben.

In der Lage zu sein, sowohl die positiven Aussichten als auch die Herausforderungen zu kommunizieren, wird dir im Vergleich zu anderen Unternehmen mit Slides voller Bullshit und Buzzwords eine Menge Glaubwürdigkeit bringen.“

Die folgende Version einer Finanzplan-Folie stammt von Recon Instruments. Sie zeigt zwar lobenswerterweise einige der Annahmen für die Umsatztreiber (siehe Fehler Nr. 1), aber bei den Nachkommastellen für die Folgejahre hätten die Gründer einen Gang herunterschalten können…

Finanz-Slide: Beispiel Recon Instruments

Finanzplan-Folie: Beispiel Recon Instruments

Fehler Nr. 3: Im Pitchdeck überhaupt keine Zahlen nennen

Niels Henrik Rasmussen, Seriengründer und Business Angel, sagt:

Niels Henrik Rasmussen

Niels Henrik Rasmussen, Seriengründer und Business Angel

„Natürlich bist du von deiner Vision, der übergreifenden Markthypothese und der Nachfrage nach deinem Produkt getrieben, aber du musst Zahlen in deinen Pitch aufnehmen!

Erkläre deine Überlegungen und die zugrundeliegenden Annahmen darüber, wie du dein Geschäft weiterentwickeln willst und wie das deine Zahlen beeinflusst.

Mir sind die Unsicherheiten bei solchen Vorhersagen völlig bewusst.

Und ich weiß, dass sich die Schätzwerte wahrscheinlich ändern werden, aber du musst dein Bestes geben.

Wie soll ich beurteilen, ob dein Geschäftsmodell plausibel ist oder nicht, wenn du mir keine Zahlen geben kannst?“

Mehr zu Investoren-Pitch und Pitchdecks

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du das optimale Pitchdeck zusammenstellst und welche Unterlagen du sonst noch bei der Investorensuche brauchst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Welche Inhalte müssen in meinem Pitchdeck enthalten sein?
  • Wie sollte das Pitchdeck aussehen?
  • Echte Pitchdecks, die funktioniert haben – 6 Beispiele
  • Deine Pitch-Präsentation

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

Warum ich den geförderten Kredit nicht angenommen habe (Carolin Kunert)

Warum ich den geförderten Kredit nicht angenommen habe: Eine Gründerin erzählt

Bei „Startup-Finanzierung“ denken die meisten nicht an einen Kredit der Sparkasse oder Volksbank – zu Recht! Denn Banken vergeben wegen des hohen Ausfallrisikos nur extrem selten Kredite an Startups.

Dabei gibt es theoretisch schon eine Möglichkeit, dass die Bank deinem Startup einen Kredit gibt. Nämlich dann, wenn dein Startup die Anforderungen für eine staatliche Kreditförderung erfüllt.

Was ist ein geförderter Kredit für Startups?

Banken vergeben nur extrem selten Kredite an Startups aufgrund des hohen Risikos, das nicht zu ihrem eigenen Geschäftsmodell passt (mehr dazu im Kapitel „Banken“ in meinem Buch). Tun sie es doch, sind die Zinssätze und die verlangten Bürgschaften am Markt aus dem gleichen Grund meist sehr hoch.

Öffentliche Kreditinstitute haben zwei – oft miteinander verbundene – Fördermöglichkeiten geschaffen, um diese Nachteile auszugleichen und es Startups zu ermöglichen, doch einen Kredit aufzunehmen:

  1. Vergünstigte Kreditkonditionen. Für die mit der Gründung deines Unternehmens verbundenen Kosten stellt dir die Bundes- oder Landesförderbank öffentlich geförderte Kredite zur Verfügung. Das bedeutet, dass du Kredite zu deutlich günstigeren Zinssätzen (etwa 2,0 bis 3,0 Prozent) aufnehmen kannst, als es am Markt üblich ist. Außerdem gibt es oft eine tilgungsfreie Zeit von ein bis drei Jahren am Anfang der Laufzeit. In dieser Zeit kannst du dein Unternehmen erst einmal weiter aufbauen und zahlst nur die Zinsen, bis die Tilgung beginnt.
  2. Haftung für einen Teil der Bürgschaft. Auch bei geförderten Krediten muss der Gründer im Normalfall persönlich für einen Teil oder den ganzen Kredit haften, da das Startup nicht über ausreichend Sicherheiten verfügt. Die Förderbanken bieten hier die Möglichkeit, einen großen Teil dieser Bürgschaft (50 bis 80 Prozent) gegen eine Provisionszahlung (etwa ein bis zwei Prozent jährlich) zu übernehmen. Das reduziert dein persönliches Risiko bei der Gründung zumindest teilweise. Es erleichtert es dir zudem, den Kredit überhaupt erst einmal zu bekommen.

Lohnt es sich unter diesen Umständen, einen Kredit anzunehmen?

Das Beispiel von Carolin Kunert von Knister zeigt, dass ein geförderter Kredit trotz dieser Erleichterungen noch lange kein geschenktes Geld ist.

Warum ich den geförderten Kredit nicht angenommen habe: Eine Gründerin erzählt

Carolin Kunert ist Gründerin und Geschäftsführerin von Knister, einer Marke für innovative Lifestyle-Produkte, die die Themen Urbanisierung und Nachhaltigkeit miteinander verbinden. Langlebigkeit, eine kunststofffreie, lokale Lieferkette und Recyclebarkeit sind auch die obersten Prämissen für das erste Produkt des Startups: Der Knister Grill ist ein Holzkohlegrill, der für den Transport mit dem Fahrrad optimiert ist. Die Grillutensilien werden einfach im Grill verstaut, bevor er in Sekundenschnelle an den Fahrradlenker gehangen wird.

Carolin Kunert erläutert:

Carolin Kunert, Gründerin und Geschäftsführerin von Knister

Carolin Kunert, Gründerin und Geschäftsführerin von Knister

„Als wir im Herbst 2018 begannen, nach Kapital in Höhe von etwa 250.000 Euro für unser weiteres Unternehmenswachstum zu suchen, hatte Knister bereits die kritischste Phase überwunden: Mit einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne im Frühjahr 2018 und laufenden Vorbestellungen hatten wir den Marktnachweis erbracht, und unser Produkt war nicht nur fertig entwickelt, sondern bereits an glückliche Kundinnen und Kunden ausgeliefert.

Das Geschäftsmodell war also nachgewiesen und das Risiko nur noch gering.

An diesem Punkt, an dem wir einen konstanten Cashflow hatten und das Kapital für das weitere Wachstum brauchten, ist ein Kredit laut Lehrbuch die richtige Finanzierungsart. Deswegen ging ich zur Kreissparkasse München, um dort den ERP-Gründerkredit der KfW-Bank zu beantragen. 100.000 Euro ohne Eigenkapitalleistung, also ohne selbst noch einmal den gleichen Betrag als Sicherheit vorweisen zu müssen? Das klang erst einmal super. Auch der Kreissparkasse gefiel unser Businessplan, und so bekamen wir schnell ein Angebot.

Ich habe mir dann aber die Details angeschaut und wurde stutzig.

Zwar übernimmt die KfW die Haftung für das Ausfallrisiko gegenüber meiner Bank und ermöglicht so überhaupt erst die Kreditvergabe. Aber wie sähe es mit meiner persönlichen Haftung aus? Nachdem ich dazu lange keine klare Aussage bekam, fragte ich also ein letztes Mal nach: „Wenn mein Unternehmen im schlimmsten Fall in einem Jahr pleite geht und ich den Kredit nicht zurückzahlen kann, bin ich dann privatinsolvent?“

Die Antwort war „Ja“. Damit war das Thema für mich erledigt.

Versteh mich nicht falsch: Ich bin nicht feige.

Das unternehmerische Risiko schreckt mich nicht, ich glaube an unsere Produkte und unser Geschäftsmodell und ich kann mit dem Druck umgehen, das Geld zurückzahlen zu müssen.

In der konkreten Situation war für mich ausschlaggebend, dass ich das Risiko hätte ganz alleine tragen müssen. Als junges Unternehmen waren wir noch nicht so eng zusammengewachsen, dass meine Mitgründer bereit gewesen wären, das Risiko gemeinsam zu tragen. Hätten wir es gemeinsam gemacht, hätte ich auch eine halbe Million aufgenommen! Aber meine Zukunft im Alleingang aufs Spiel zu setzen? Das wäre purer Leichtsinn gewesen.

Inzwischen haben wir das Crowdlending als Alternative ins Auge gefasst.

Hier gehen wir einen anderen Deal ein, denn Crowdloans sind Nachrangdarlehen. Natürlich ist es ein Risikokapital-Investment für die Kreditgeberinnen und Kreditgeber, aber dafür zahlen wir ihnen auch höhere Zinsen. Das ist nur fair – und passt einfach besser zu unserer aktuellen Unternehmenssituation.“

So nutzt du Kredite als Finanzierungsquelle für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Kredite von einer Bank für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ausführliche Infos dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Welche Finanzierung stellen Banken deinem Startup zur Verfügung?
  • Unter welchen Umständen geben Banken deinem Startup einen Kredit?
  • Welche Fördermöglichkeiten bietet der Staat für Startups, die Kredite aufnehmen möchten?
  • Macht es Sinn, sich von Freunden oder über Crowdlending einen Kredit geben zu lassen?

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

Achtung, betrügerische Finanzierungs-Vermittler (Johannes Sréter)

Achtung, betrügerische Finanzierungs-Vermittler: Ein Gründer erzählt

Auf Startups, die gerade eine Finanzierungsrunde abschließen wollten, lastet aktuell ein hoher Druck. Durch die Corona-Krise sind viele Startups aktuell in eine schwierige finanzielle Lage geraten. Viele Investoren halten ihr Geld zurück, geplante Runden können plötzlich doch nicht stattfinden. Und welche öffentlichen Fördertöpfe in Frage kommen, ist auch noch nicht klar.

Unseriöse Anbieter, die Startups auf der Finanzierungssuche ausnutzen, gibt es aber nicht nur in Krisenzeiten.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Gründer befragt, der in der Anfangszeit seines Startups einem solchen Anbieter zum Opfer gefallen ist. Um anderen zu helfen, solche Fehler zu vermeiden, teilt er seine Story über den betrügerischen Finanzierungs-Vermittler.

Startups, haltet euch von betrügerischen Finanzierungs-Vermittlern fern!

Johannes Sréter war Gründer und Managing Director von Shopeur, einem Concierge-Service für chinesische Luxusreisende. In Kooperation mit europäischen Premium-Marken hatte Shopeur Luxusprodukte gekauft, die die chinesischen Reisenden im Voraus auswählen konnten. Außerdem bot Shopeur exklusive Touren prestigereicher Hersteller an. So hatte es Shopeur den chinesischen Reisenden erleichtert, ihrer sozialen Verpflichtung nachzukommen und auf ihrer Europareise Luxusprodukte für Freunde und Verwandte einzukaufen.

Im Rückblick auf seine erste Finanzierungsrunde erzählt Johannes, der nach der Liquidation von Shopeur seit Anfang 2020 neben der Vorbereitung des nächsten Startup-Projekts CLEAND weiterhin als Lecturer für Nachhaltigkeit in der Schweiz tätig ist:

„Unsere Firma war gerade erst gegründet worden und wir waren fleißig auf Startup-Veranstaltungen unterwegs, um Investorenkontakte zu knüpfen und als Neulinge ein Gefühl für die Szene zu bekommen.

Johannes Sréter, Gründer und Geschäftsführer von Shopeur

Johannes Sréter, Gründer und Geschäftsführer von Shopeur

Dabei wurde ziemlich schnell klar, dass wir auf überlaufenen Events wenig Chancen auf einen zielführenden Austausch mit potenziellen Investorinnen und Investoren haben würden. Daher sahen wir uns vermehrt nach Alternativen wie kleineren Business Angel Dinners um.

Wir waren zwar von befreundeten Gründerinnen und Gründern bereits vor fadenscheinigen Investitionsvermittlungen gewarnt worden, mussten aber leider trotzdem unser Lehrgeld bezahlen.

Ein Vermittler kontaktierte uns via Email, lobte unsere Geschäftsidee und stellte uns auch gleich eine mögliche Finanzierung aus seinem privaten „Investment-Netzwerk“ in Aussicht.

Unsere Internetrecherche ergab ein seriöses Bild und so reagierten wir erfreut auf das Angebot. Wir führten zwei einstündige Telefonate, in denen der Vermittler aus unserer Sicht die richtigen Fragen zu unserem Konzept und dem Team stellte. Darauf folgte die Einladung zu einem Pitch-Event in Hamburg, bei dem eine hochkarätige und handverlesene Auswahl an Investoren und Family Offices anwesend sein sollte.

Zudem sollte unser Konzept auf einer Onlineplattform gelistet und so die Investoren-Reichweite nochmals erhöht werden. Hierzu fiel „lediglich“ eine Listing-Fee von 1.000 Euro an. Der Vermittler erläuterte dazu, dass wir diese Gebühr eher als zusätzliche Versicherung unsererseits verstehen sollten, dass wir es mit unserem Startup auch wirklich ernst meinten.

Achtung, betrügerische Finanzierungs-Vermittler (Symbolbild)

Anstelle von Investoren finden Gründerinnen und Gründer auf teuren Networking-Events von betrügerischen Vermittlern nur eine Enttäuschung vor (Symbolbild)

Das Pitch-Event entpuppte sich als eine Abendveranstaltung, auf der neben fünf weiteren Startups gerade einmal zwei „Investoren“ anwesend waren.

Diese hatten keinerlei Interesse an auch nur einem einzigen der teilnehmenden Konzepte. Zusätzlich zur Listing-Fee hatten mein Mitgründer und ich damit die Kosten für die Reise und die Übernachtung sowie unsere wertvolle Zeit in den Wind geschossen.

Auf diese Weise wurden wir mit der Realität konfrontiert, dass es Vermittlungen gibt, die sich die Unwissenheit und Hoffnungen frischgebackener Gründer zu Nutze machen, um diese schamlos auszunehmen. Als wir im Nachgang unsere Enttäuschung gegenüber dem Vermittler zum Ausdruck brachten, änderte sich schlagartig der bis dahin freundliche Umgangston und wir wurden arrogant abgespeist.

Seither haben wir keinerlei Angebote mehr wahrgenommen, bei denen bereits im Vorfeld Gebühren anfallen oder Finder’s Fees über den gängigen Raten von fünf bis sieben Prozent verlangt werden.“

So findest du seriöse Business Angel-Investments für dein Startup

Echte Business Angels findest du beispielsweise auf Events von Business Angel-Netzwerken – oder über eine persönliche Intro eines vertrauenswürdigen Kontakts.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du auch in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen

Startup-Finanzierung in Zeiten von Corona (Kommentar von Martin Giese)

Startup-Finanzierung in Zeiten von Corona

Als Corona von einer weit entfernten Kuriosität plötzlich zu der historischen Krise wurde, die die ganze Welt in Atem hält, hatten wir gerade die ersten zwei Wochen unseres XPRENEURS-Programms mit den Startups des aktuellen Batch hinter uns. Eben noch hatten wir zusammen auf einer Berghütte gesessen, Bier getrunken und uns auf intensive 3 Monate zusammen gefreut – und nun waren wir gezwungen, unser Office am Münchner Ostbahnhof zu schließen und unseren Startup-Accelerator ins Virtuelle zu verlegen.

Auch wenn digitales Arbeiten uns nicht fremd ist, ist 100%-iges Home Office doch eine ganz neue Erfahrung für uns und die Startups. Wir haben versucht, uns so schnell wie möglich anzupassen, und wir bekommen es mittlerweile ganz gut hin. Inzwischen freue ich mich, dass ein persönliches Kennenlernen überhaupt noch möglich war. Denn das ist das, was dem Programm am meisten fehlt: die Möglichkeit, sich unkompliziert auszutauschen. Erfahrungen und Wissen ganz nebenbei in der Kaffeeküche, beim Lunch oder beim Feierabendbier weiterzugeben. Und einfach Spaß mit Gleichgesinnten zu haben.

Jenseits des Accelerators werde ich inzwischen aber oft mit einem besorgten Unterton gefragt: Wie geht es den Startups in der Corona-Krise?

Wie wirkt sich die Corona-Krise auf Startups aus?

Startup-Finanzierung in Zeiten von Corona

Wenn ich nach den Auswirkungen von Corona auf Startups gefragt werde, gebe ich zwei Antworten:

  • Die Corona-Krise betrifft jedes Startup. Ich kenne kein Gründerteam, das derzeit nicht einen signifikanten Anteil seiner Zeit darauf verwendet, mit der Krise und ihren Folgen im Unternehmen und außerhalb des Unternehmens umzugehen.
  • Aber: Die Corona-Krise betrifft nicht jedes Startup gleich.

Faktor 1: Die Branche des Startups

Entscheidend für die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Startup ist in erster Linie die Branche des Startups. Tourismus-, Event- und Reise-Startups haben es nun um ein Vielfaches schwerer als vorher. Andere Startups ergreifen neue Chancen: KINEXON beispielsweise hat eine Anwendung für seine Sensor-Technologie entwickelt, um Social Distancing innerhalb von Unternehmen wirkungsvoll umzusetzen.

Im zweiten Teil dieses Blogs präsentiere ich einige Startups, deren Lösungen mich besonders beeindruckt haben.

Faktor 2: Geschäftsmodelle für die Zeit nach der Krise

Und auch für die Zeit nach der Krise ergeben sich neue Chancen, denn ich bin ziemlich sicher, dass die Welt dann nicht mehr so aussehen wird wie vorher. Beispiel Home Office: Ich bin sicher, dass diese Arbeitsform weit stärker verbreitet bleibt als vorher. Und das hat Auswirkungen auf die Art und das Ausmaß der Mobilität und die Nutzung von Gewerbeimmobilien.

Auch die Digitalisierung von Unternehmensprozessen hat einen Anschub bekommen. Diese Chancen können Startups nutzen.

Faktor 3: Verfügbarkeit von Kunden

Bei XPRENEURS merke ich, dass insbesondere B2B-Startups auf der Suche nach Kunden mit einer weiteren Herausforderung kämpfen: den ohnehin schon schwierig zu überzeugenden Pilotkunden zu finden. Denn derzeit zeigen sich die meisten Unternehmen sehr entscheidungsscheu. Wer weiß schon, wie es in ein paar Wochen oder Monaten aussieht? Im Krisenmodus werden leider eher Rotstifte gezückt als Investitionen in langfristige Innovation getätigt.

Aber auch praktische Probleme bei der Kundenakquise tauchen auf. Ein Startup konnte angefangene Gespräche plötzlich nicht mehr weiterführen: Die Ansprechpartner waren in Kurzarbeit oder im Home Office und die Festnetznummer der Ansprechpartner nicht mehr erreichbar.

Faktor 4: Umsetzung der virtuellen Zusammenarbeit

Bei der virtuellen Zusammenarbeit sind Startups schon vor der Krise ganz vorn dabei gewesen. Dass digitale Tools und Videokonferenzen effizient sein können und (Reise-)Kosten sparen, merken die meisten Unternehmen jetzt erst – uns bei XPRENEURS eingeschlossen.

Klar, wir kennen die Tools von unseren Startups. Erst jetzt aber haben wir wirklich gesehen, was alles möglich ist. Etwa virtuelle gemeinsame Frühstücke und Feierabendrunden. Oder auch Community-Events wie Powerpoint-Karaoke und Montagsmaler-Runden. Nicht ganz das gleiche wie ein Austausch beim Kaffee im Office, aber definitiv kein schlechter Ersatz!

Startup-Finanzierung in der Corona-Krise

Startup-Finanzierung in Zeiten von Corona

Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Startups, die ein Investment suchen oder eine Finanzierung benötigen? Auch das erlebe ich derzeit bei XPRENEURS aus erster Hand bei unseren Startups mit.

Allgemein ist es derzeit aus mehreren Gründen schlagartig schwieriger geworden, an Geld zu kommen:

  • Die meisten VC-Fonds halten in der Krise ihr Geld zusammen. Sie nutzen ihre Mittel lieber, um ihrem bestehenden Startup-Portfolio durch die Krise zu helfen. Zwar verkünden sie es nicht offensiv, aber wer in diesen Tagen bei VC-Fonds nach Geld fragt, hat ziemlich schlechte Karten. Das gilt auch für internationale VC-Fonds.
  • Von den Milliarden Euro angekündigter staatlicher Unterstützung ist bei den Startups bis jetzt noch nichts angekommen. Anders als andere Kleinunternehmen fallen sie aus dem Raster für normale Soforthilfen, weil sie keine positiven Bilanzen der letzten Jahre vorweisen können. Es ist deswegen noch unklar, wie die Hilfen vergeben werden sollen. Konkrete Ideen zur Unterstützung gibt es nur bei Startups, bei denen aktuell eine Investitionsrunde ansteht: Hier füllt der Staat die Lücke mit Co-Investments, was ich persönlich für eine gute Lösung halte.
  • Viele Business Angels sind von der Corona-Krise verunsichert oder haben durch sie sogar Geld verloren. Auch diese Business Angels halten ihr Geld derzeit lieber zusammen.

Es gibt allerdings auch Lichtblicke:

  • Startups mit starken Ideen, Geschäftsmodellen und Teams werden es auch in diesen Zeiten schaffen, Investorinnen und Investoren von sich zu überzeugen. Wer die Corona-Krise sogar nutzt, um neue Ideen zu entwickeln, könnte sogar von der Krise profitieren.
  • Manche Investoren haben gerade jetzt durch Krisenverkäufe Cash zur Verfügung, das sie investieren wollen. Ich kenne einige Business Angels, die ihr Geld am Anfang der Corona-Krise noch schnell aus der Börse gerettet haben. Bevor das nun auf dem Girokonto versauert, suchen sie nach anderen Investments – zum Beispiel Startups.
  • Die ganz großen finanziellen Rahmenbedingungen haben sich durch die Corona-Krise nicht geändert. Noch immer gibt es eine relativ große Zahl von Investorinnen und Investoren, die in einer Nullzinswelt andere Renditequellen suchen und sie in vielversprechenden Startups finden.

Mein Fazit zur Situation von Startups in der Corona-Krise

Meine Prognose für die Situation von Startups in der Corona-Krise und danach ist daher differenziert. Einige Startups, die es ohne Corona geschafft hätten, werden unverdient auf der Strecke bleiben. Vielen Startups wird aber ihre hohe Adaptionsfähigkeit helfen, durch die Krise zu kommen.

Die Corona-Krise ist eine Zeit der radikalen Veränderungen. Und diese bringen immer auch Chancen mit sich – Stichwort „kreative Zerstörung“. Wer ein starkes Projekt hat, wird überleben. Wer weiß – vielleicht sind die DAX-Unternehmen 2030 die Gewinner-Startups der Krise von heute?

Krisenfeste Infos für Startups auf der Suche nach einer Finanzierung

Krise oder nicht: Die Regeln der Startup-Finanzierung bleiben gleich. Und diese findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“Startup Finanzierung - Buch-Cover

Hol dir Startup-Finanzierung hier als Hardcover, Softcover oder Kindle eBook:

📘 „Startup-Finanzierung“ auf Amazon kaufen