Erfolgreiche Frauen der Startup-Szene in Startup-Finanzierung

Featuring: Erfolgreiche Frauen der Startup-Szene – Gründerinnen, Investorinnen, Expertinnen

Leider gibt es in Deutschland weniger Gründerinnen als Gründer.

Statistiken und Erfahrungsberichte zeigen, dass diese es aus vielen Gründen auch noch schwerer haben als die Männer. Sachlich gesehen macht das keinen Sinn: immerhin sind gemischte Teams erfolgreicher und frauengeführte Startups erwirtschaften laut einer Studie sogar mehr Umsatz pro Investment-Dollar als die von Männern.

Vor diesem Hintergrund halte ich es für wichtig, dass Gründerinnen auch erfolgreiche Vorbilder erleben: Frauen, die es geschafft haben und in der Gründerszene erfolgreich aktiv sind. Entweder als Startup-Gründerinnen oder als wichtiger Teil des Startup-Ökosystems: als Investorinnen oder Expertinnen für Startup-Themen.

In meinem Buch Startup-Finanzierung kommen viele erfolgreiche Frauen aus der Startup-Szene – Gründerinnen, Investorinnen und Expertinnen – zu Wort. Sie teilen ihre Erfahrungen und Tipps genauso wie Geschichten zu ihrem Scheitern und was sie daraus gelernt haben.

Erfahrungsberichte von Gründerinnen

Carolin Kunert, Gründerin und Geschäftsführerin, Knister: „Warum ich den geförderten Kredit nicht angenommen habe“

Carolin Kunert ist Gründerin und Geschäftsführerin von Knister, einer Marke für innovative Lifestyle-Produkte, die die Themen Urbanisierung und Nachhaltigkeit miteinander verbinden. Langlebigkeit, eine kunststofffreie, lokale Lieferkette und Recyclebarkeit sind auch die obersten Prämissen für das erste Produkt des Startups: Der Knister Grill ist ein Holzkohlegrill, der für den Transport mit dem Fahrrad optimiert ist. Die Grillutensilien werden einfach im Grill verstaut, bevor er in Sekundenschnelle an den Fahrradlenker gehangen wird.

Im Kapitel „Banken“ berichtet Carolin, warum sie sich gegen einen Förderkredit entschieden hat, obwohl sie die Möglichkeit dazu hatte – und welche Finanzierungsalternative sie für Knister stattdessen in Betracht zieht.

Freya Oehle, Gründerin und Geschäftsführerin, 3tausendsassa, Spottster: „Seit wir nur noch unser eigenes Geld ausgeben, merken wir erst, wieviel Druck wir vorher hatten“ und „Unser Produkt hat im Markt nicht funktioniert – also haben wir selbst einen Schlussstrich gezogen“

Freya Oehle ist Mitgründerin von 3tausendsassa, einem Hamburger Startup, das datenbasierte Software für andere Startups entwickelt. Zuvor hatte sie mit ihrem Mitgründer und vier Investoren das Preisportal Spottster gegründet. 2017 entschlossen sich Freya und Tobias freiwillig, Spottster aufzugeben.

Freya erläutert, warum sie die Entscheidungsfreiheit schätzt, ihr Unternehmen aus eigenen Mitteln statt mit Investorengeldern wachsen zu lassen. Als Seriengründerin berichtet Freya außerdem vom Scheitern ihres ersten Startups Spottster, das sie und ihr Mitgründer auf bemerkenswerte Weise entschieden und kommunizierten.

Dr. Friderike Bruchmann, Gründerin und Geschäftsführerin, Medikura: „Wenn das Input-Output-Verhältnis stimmt, kann ein Accelerator deinem Unternehmen einen riesigen Schub geben“

Nachdem sie festgestellt hatten, dass es kein funktionierendes Überwachungs- oder Meldesystem für Nebenwirkungen von Arzneimitteln gibt, gründeten die Betriebswirte Friderike Bruchmann und Philipp Nägelein 2017 ein Startup zur Lösung des Problems: Medikura ermöglicht einen direkten und digitalen Austausch zwischen allen Beteiligten im Gesundheitssystem – Patienten, Ärzten, Apothekern und Pharmaunternehmen – und trägt so dazu bei, Medikamente noch sicherer zu machen.

Im Kapitel „Startup-Acceleratoren“ erzählt Friderike, wie sie gemeinsam mit ihrem Mitgründer Philipp Nägelein ihre ersten Schritte als Unternehmerin in einem Münchner Accelerator gemacht hat.

Katharina Mayer, Gründerin und Geschäftsführerin, Kuchentratsch: „Wenn dein Produkt ins Fernsehen passt, ist die ‚Höhle der Löwen‘ ein echter Boost für dein Unternehmen“

Katharina Mayer ist Gründerin von Kuchentratsch, einem Münchner Startup, in dem echte Omas (und Opas) Kuchen backen und inzwischen deutschlandweit vertreiben. Als Sozialunternehmen arbeitet Kuchentratsch gewinnorientiert, stellt aber den positiven gesellschaftlichen Einfluss in den Vordergrund: Einen Ort zu schaffen, an dem verschiedene Generationen miteinander im Austausch stehen, voneinander lernen und eine gute Zeit zusammen beim Arbeiten haben.

Katharina berichtet im Kapitel „Business Angels“, wie sich ihr erfolgreicher Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ Ende 2018 auf ihr Unternehmen ausgewirkt hat.

Maria Sievert, Gründerin und Geschäftsführerin, Inveox: „Für eine langfristige Zusammenarbeit müssen die Konditionen des Deals stimmen – und zwar für alle Parteien“

Maria Sievert führt gemeinsam mit ihrem Mann, Dominik Sievert, als Gründerin und Geschäftsführerin das Münchner Startup inveox. Das 2017 gegründete Unternehmen digitalisiert und automatisiert das Pathologielabor: Das AI-gestützte Automatisierungssystem besteht aus einem intelligenten Probenbehälter für Biopsien, einem Automaten für den Probeneingang und einer hochsicheren Onlineplattform zur Datenübertragung zwischen Arztpraxis und Pathologielabor. Das Ziel: durch eine digitalisierte, vollautomatisierte und vernetzte Histopathologie schnelle und zuverlässige Krebsdiagnosen zu ermöglichen.

Im Kapitel zu „Verhandlungen“ berichtet Maria, auf welche Stolpersteine sie beim ersten Versuch einer Finanzierungsrunde gestoßen war. Aus dieser Erfahrung lernte das Gründerteam und nahm die Finanzierungssuche proaktiv in die Hand – um 2019 mit einer bewährten Runde aus Investoren ein drittes Investment von 17 Millionen Euro abzuschließen.

Rike Brand, Mitgründerin, Spyra: „Ohne Nebenverdienst hätte ich mir die Gründung nicht leisten können“ und „Bereite deine Community auf den großen Tag vor“

Rike Brand ist seit 2017 Mitgründerin von Spyra, einem Münchner Startup, das die „Wasserpistole für den Papa“ entwickelt – ein Hightech-Outdoorspielzeug für den Sommer, das 2018 knapp eine halbe Million Euro auf Kickstarter einsammelte.

In Startup-Finanzierung berichtet Rike zum einen von ihrer privaten Finanzierungsstrategie, um sich die Anfangszeit der Gründung ohne Rücklagen zu finanzieren. Zum anderen verrät sie im Kapitel „Crowdfunding“, welche Strategie hinter der erfolgreichen Crowd-Finanzierung der Wasserpistole Spyra One steckte.

Veronika Riederle, Gründerin und Geschäftsführerin, Demodesk: „Mit intensiver Vorbereitung und hartnäckigem Üben haben wir es in den Y Combinator geschafft“

2017 gründete Veronika Riederle gemeinsam mit Alex Popp Demodesk, die erste cloud-basierte Screen-Sharing-Plattform, die in jedem Webbrowser funktioniert und Unternehmenskunden beim digitalen Vertrieb und Kundensupport über das Internet unterstützt. Im Winter 2019 wurde Demodesk in den Startup-Accelerator Y Combinator im Silicon Valley aufgenommen und sammelte beim abschließenden Demo Day seine erste Finanzierung ein.

Im Kapitel „Startup-Acceleratoren“ verrät Veronika, dass es nicht gleich beim ersten Mal mit der Bewerbung klappte. Dennoch hat sie es in den renommierten Accelerator geschafft und berichtet im Buch detailliert, welche Vorbereitungen dafür nötig waren.

Hintergrundstories von Investorinnen und Geldgeberinnen

Dr. Andrea Kranzer, BAND Business Angel des Jahres 2019: „Netzwerke unterstützen uns Business Angels wesentlich bei unserem Job“

Die Mannheimerin Andrea Kranzer setzt seit 2014 ihr Knowhow, ihr Kapital und ihre Kontakte als Frühphasen-Investorin in den Bereichen Tech, IT und Healthcare ein. Inzwischen ist sie in mehreren Angel-Netzwerken aktiv und hat selbst die Angels4Health gegründet, Deutschlands einziges auf Life Science spezialisiertes Business Angel-Netzwerk. 2019 wurde sie vom Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND e.V.) zum Business Angel des Jahres gewählt.

Andrea verrät im Kapitel „Business Angels“ ihre Motivation, über Business Angel-Netzwerke zu investieren. Dabei spricht sie auch an, wie Gründerinnen und Gründer davon profitieren, wenn nicht ein einzelner, sondern ein Syndikat von erfahrenen Angels in ihr Startup investiert.

Ariane Hartmann, Group Coach Munich, GoBeyond: „In unserem Angel-Netzwerk bündeln wir Schwarmintelligenz und streuen unser Risiko über ein größeres Portfolio“

Ariane Hartmann und Stefan Schwarz leiten seit 2016 die Münchner Gruppe des internationalen Angel-Netzwerkes GoBeyond. GoBeyond wurde 2008 gegründet und umfasst inzwischen 884 Investorinnen und Investoren aus 45 Ländern. Bis zum Frühjahr 2019 hat das Netzwerk 250 Investment-Runden in 100 Firmen mit einem Gesamtvolumen von etwa 25 Millionen Euro koordiniert.

In ihrem Beitrag im Kapitel „Business Angels“ lässt Ariane Gründerinnen und Gründer beispielhaft hinter die Kulissen des Business Angel-Netzwerks schauen und beschreibt die Stationen, die Startups auf dem Weg zu einem Investment über das Netzwerk durchlaufen.

Liesa Siedentopp, Projektmanagerin und Business Developer, EU Executive Agency for SMEs, EASME: „Nutze die Möglichkeiten, die dir die EU als Sprungbrett bietet!“

Liesa Siedentopp ist seit 2015 in der EU-Agentur EASME, wo sie als Projektmanagerin und Business Developer mit dem „SME Instrument“ eines der größten und finanzstärksten Förderprogramme der EU für Startups und kleine, mittelständische Unternehmen (Small & Medium-sized Enterprises: SMEs) mit aufgebaut hat. Seit über zwei Jahren ist sie mit ihrem Team für die Business Acceleration Services zuständig und ermöglicht den Startups mit gezielten Servicedienstleistungen und Netzwerkveranstaltungen – etwa mit europäischen Investoren- und Unternehmenskontakten, Trainings und Workshops – neue potentielle Kunden, Partner und Finanzmittel zu erschließen.

In ihrem Beitrag im Kapitel „Öffentliche Förderungen“ wirbt Liesa bei Gründerinnen und Gründern dafür, sich nicht von vermeintlichen bürokratischen Hürden abschrecken zu lassen und sich auf eine EU-Förderung zu bewerben. Sie räumt außerdem mit manchen Mythen und Vorurteilen zur EU-Förderung auf: Etwa, dass eine Förderung zwingend einen professionellen Antragschreiber erfordert.

Dr. Iris Bleck, Director Credit, Risk and Compliance, Silicon Valley Bank: „Nur wenige Startups sind für Venture Debt qualifiziert“

Die ehemalige Anwältin und Unternehmensberaterin Iris Bleck ist unter anderem verantwortlich für die Venture Debt-Kreditprozesse der deutschen Niederlassung der Silicon Valley Bank (SVB).

Iris erläutert im Kapitel „Banken“, wie die seit 2018 in Deutschland aktive SVB das noch wenig bekannte Thema Venture Debt behandelt.

Tipps von Startup-Expertinnen

Prof. Dr. Carolin Häussler, Professorin für Organisation, Technologiemanagement und Entrepreneurship, Universität Passau: „Die Anteile unter den Mitgliedern des Gründungsteams nicht gleich aufzuteilen, führt zu mehr Innovation“

Carolin Häussler forscht seit 2011 als Professorin für Organisation, Technologiemanagement und Entrepreneurship an der Universität Passau zum Technologie- und Innovationsmanagement in Startups. Sie ist außerdem Mitglied der Expertenkommission Forschung und Innovation der Bundesregierung.

Im Kapitel zu „Mitgründerinnen und Mitgründer“ berichtet Carolin von ihren Forschungsergebnissen. Diese zeigen, dass die in Deutschland übliche Praxis, die Unternehmensanteile ‚fair‘ unter den Mitgliedern des Gründungsteams aufzuteilen, nicht die optimale Lösung im Hinblick auf Innovation zu sein scheint.

Magdalena Reith, Speaker, Startup-Coach und ehemalige Leiterin Startup Consulting, UnicornPitch: „Die beste Idee ist nichts wert, wenn du sie nicht richtig verkaufen kannst!“, „Dein Pitch-Termin ist deine eine Chance – bereite dich gut darauf vor!“ und „So überzeugst du in einer persönlichen Präsentation“

Magdalena Reith ist seit 2017 leidenschaftliche Speakerin und Startup-Coach. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen in der Startup-Szene im Silicon Valley und den vielen Startups, die sie als Leiterin Startup Consulting bei UnicornPitch betreut hat, unterstützt sie Gründerinnen und Gründer dabei, erfolgreich neue Ideen zu pitchen.

Im Buch gibt Magdalena im Kapitel zu „Materialien für Investorinnen und Investoren“ wichtige Tipps für das Erstellen eines Pitchdecks und fürs Präsentieren des Pitchs vor Investorinnen und Investoren.

Mehr Insider-Stories aus der Startup-Szene

Im Blog findest du noch viel mehr Insider-Stories aus der Startup-Szene. Viele davon finden sich auch in meinem Buch „Startup-Finanzierung“Startup Finanzierung - Buch-Cover

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Fotocredits: Rike Brand: Sabine Jakobs; Katharina Mayer: Lara Freiburger; Maria Sievert: Nathalie Zimmermann

Bootstrapping - Eigenes Geld ausgeben statt rechtfertigen (Freya Oehle)

Warum Bootstrapping? (#2) – Eigenes Geld ausgeben statt rechtfertigen

Bootstrapping als Alternative zu Investoren oder anderen Kapitalgebern hat mehrere Vorteile für Startups.

In meinem letzten Post hat Lin Kayser von Hyperganic berichtet, wie sein Startup Hyperganic von der dafür erforderlichen Marktnähe profitiert.

Bootstrapping hat aber auch noch einen zweiten Vorteil für Gründerinnen und Gründer, der nicht zu unterschätzen ist. Das ist die Entscheidungsfreiheit.

Investoren sitzen bei Entscheidungen immer mit am Tisch

Es kommt selten vor, dass Investoren dir Geld geben und dir sagen: „Viel Erfolg! Melde dich einfach beim Exit!“. Weil es ihr Geld ist, lassen Investorinnen und Investoren sich im Normalfall zumindest ein gewisses Mitspracherecht an deinem Unternehmen zusichern. Das kann in den Anteilen verankert sein (weil sie eine Sperrminorität an deinem Unternehmen haben) oder auch in den Beteiligungsverträgen.

Idealerweise suchst du dir natürlich Investorinnen und Investoren aus, deren Meinung und Input du schätzt und die du gerne zu deinen Gesellschafterversammlungen einlädst.

Du kannst jedoch immer in Situationen gelangen, in denen du lieber alleine entscheiden würdest – sei es nur, weil schnell eine wichtige Entscheidung her muss, du aber nicht so kurzfristig alle Investoren versammeln kannst. Und mit mehr Leuten am Tisch tendiert jede noch so produktive Diskussion dazu, langwieriger zu werden.

Worst Case: Du gibst deine unternehmerische Entscheidungsfreiheit an Investoren ab

Schlimmer noch ist es, wenn deine unternehmerischen Ansichten und die deiner Investorinnen und Investoren darüber auseinandergehen, welche Strategie dein Startup zukünftig verfolgen soll.

Für mein Buch habe ich mehrere Startups interviewt, bei denen die Zusammenarbeit mit Investoren aus verschiedenen Gründen nicht gut funktioniert hat:

  • Diese Gründe können in der Person der Investorin oder des Investors liegen – wenn du etwa einen Business Angel erwischt hast, der nicht hilfreich ist und dich nur Zeit und Nerven kostet.
  • Oder die Probleme entstehen aus der Natur des Investors – wenn du einen VC-Fonds an Bord hast, der dein Unternehmen mit aller Kraft in Richtung Exit schiebt.
  • Oder wenn dein Startup durch eine Crowd finanziert wird – die Unterstützer würden bei einer grundlegenden Änderung der Produktausrichtung (im Startup-Jargon „Pivot“) auf die Barrikaden gehen.

Der Seriengründer Lin Kayser sagt dazu aus eigener Erfahrung:

Lin Kayer, Seriengründer und Geschäftsführer von Hyperganic

Lin Kayer, Seriengründer und Geschäftsführer von Hyperganic

„Mit einem VC-Fonds an Bord entsteht immer auch ein Kontrollverhältnis. Bei manchen VCs hatte ich das Gefühl, sie wären eigentlich am liebsten selber CEO gewesen. Mit einem VC-Investment kann es sein, dass du das Schlimmste aus dem Angestelltendasein und dem Unternehmertum kombinierst: Du gibst deine Entscheidungsfreiheit ab und hast trotzdem den Stress als Unternehmer!

Maximale Entscheidungsfreiheit behalten oder den Wachstums-Turbo einlegen?

Vielleicht ist aber auch alles gut mit deinen Geldgebern – und dir gefällt es trotzdem nicht, dir in deine Entscheidungen hineinreden zu lassen! Entscheidest du lieber selbst (zusammen mit deinem Kernteam)? Oder hilft es dir, bei wichtigen Entscheidungen andere mitsprechen zu lassen? Das ist zu einem großen Teil auch eine Frage deiner persönlichen Vorlieben und Einstellungen.

Manche Gründerinnen und Gründer fühlen sich allein durch den Gedanken, dass jemand ihnen sein Geld in der Erwartung gegeben hat, dass sie es vervielfachen werden, psychologisch unter Druck gesetzt. Sie denken, sie müssen jede Entscheidung rechtfertigen. Insbesondere, wenn zum Investor ein persönliches Verhältnis besteht oder durch die Zusammenarbeit entstanden ist, möchten sie diese Person oder Institution nicht enttäuschen.

Anderen Gründerinnen und Gründern geht es umgekehrt: Ihnen gibt das externe Kapital erst die Freiheit, wirtschaftlich und gewinnbringend mit Geld umzugehen – anders als mit dem eigenen Geld, das sie möglicherweise äußerst risikoavers und sparsam ausgeben.

Wir merken erst jetzt, wie viel Druck wir hatten: Eine Gründerin erzählt

Freya Oehle ist Mitgründerin von Dreitausendsassa, einem Hamburger Startup, das datenbasierte Software für andere Startups entwickelt. Zuvor hatte sie mit ihrem Mitgründer und vier Investoren das Preisportal Spottster gegründet.

In meinem Buch Startup-Finanzierung erläutert Freya:

Freya Oehle, Gründerin und Geschäftsführerin von Dreitausendsassa

Freya Oehle, Gründerin und Geschäftsführerin von Dreitausendsassa

„Nachdem wir unser erstes Startup Spottster freiwillig aufgegeben hatten, bekamen mein Mitgründer und ich direkt das Angebot zweier unserer alten Investoren, wieder in unser Team zu investieren, sollten wir ein neues Unternehmen gründen.

Wir hätten also kein Problem gehabt, eine Finanzierung für ein neues Vorhaben zu finden.

Als wir mit 3tausendsassa einige Zeit später das zweite Mal gründeten, haben wir uns dennoch entschieden, den Aufbau unseres Unternehmens diesmal selbst zu finanzieren.

Wir sind wirklich nicht Investoren-avers – insgesamt haben wir sehr gute Erfahrungen mit unseren bisherigen Investoren gemacht. Dennoch merken wir den Unterschied deutlich.

Heute ist alles Geld, was wir ausgeben, unser eigenes Geld.

Erst dadurch ist uns bewusst geworden, was das für ein ständiger unterbewusster Druck war, jede Entscheidung und jedes Ergebnis genau darlegen und erklären zu müssen.“

Mehr zu Bootstrapping für Startups

Auf meiner Ressourcen-Seite habe ich einen Vortrag zum Thema Bootstrapping veröffentlicht, in dem weitere Gründerinnen und Gründer zu Vor- und Nachteilen dieser Finanzierungsform zu Wort kommen.

Noch mehr Insider-Tipps zum Bootstrapping findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“. Darin habe ich ein vollständiges Kapitel zum Thema geschrieben, unter anderem mit folgenden Aspekten:

  • Willst du das Geld wirklich? Jetzt?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Vorteile und Fallstricke der Innenfinanzierung

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Wann ist der richtige Zeitpunkt für externes Kapital (Hanno Renner)

Wann der richtige Zeitpunkt ist, Kapital aufzunehmen: Ein Gründer erzählt

In meinem letzten Blogpost habe ich die Frage gestellt: Willst du das Investment wirklich? Denn jedes Investment kommt mit dem Preis der Verwässerung.

Wenn du dich entschieden hast, dass ein Investment dein Startup weiterbringen wird, bleibt aber noch eine zweite Frage: Wann willst du das Investment? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Geld von Investoren aufzunehmen?

Wenn du dir nicht genau überlegst, wie viel Geld dein Startup wirklich benötigt, passiert es dir mit hoher Wahrscheinlichkeit bei deiner nächsten Finanzierungsrunde, dass du entweder zu viel oder zu wenig Geld aufnimmst. Und das bringt Probleme mit sich.

Zu frühes Investment: Risiko einer zu hohen Verwässerung

Wir kennen einige Gründerinnen und Gründer, die es bereut haben, früh Investoren aufzunehmen. Denn im Rückblick hätten sie es länger aus eigener Kraft geschafft. Sie wissen inzwischen, welche riesigen Sprünge der Wert ihres Startups macht, wenn sie neue Meilensteine erreichen.

Während der Wert einer Idee praktisch Null ist, schießt er wie eine Rakete nach oben, wenn das Startup ein Team rekrutiert hat, einen Prototypen gebaut hat, ein Produkt herausbringt, Umsätze macht und beginnt, schnell zu wachsen.

Ein Beispiel hierfür ist die unten dargestellte Entwicklung der Unternehmensbewertung von Recon Instruments. Recon Instruments war ein 2007 gegründetes Startup aus Vancouver, das 2015 an Intel verkauft wurde. Die Idee war es, Elektronik mit Sportausrüstung zu kombinieren, etwa in Schwimmbrillen, Skibrillen und Sonnenbrillen mit eingebautem Head-up-Display (HUD). Die Bewertung in den verschiedenen Unternehmensphasen stieg stetig an, nachdem das Startup jeweils neue Meilensteine erreicht hatte.

Bewertung von Recon Instruments über die Zeit

Bewertung von Recon Instruments über die Zeit

Die ersten Investments, die du aufnimmst, sind sehr teuer, da der Wert deines Unternehmens niedrig ist. Du wirst also einen großen Teil deines Unternehmens für relativ wenig Geld abgeben müssen, wenn du früh Investoren aufnimmst. Und wenn du zu früh zu viel Geld aufnimmst, hältst du am Ende vielleicht nur noch einen kleinen Bruchteil deines Unternehmens, wenn es zum Unternehmensverkauf (Exit) kommt. Diese Verwässerung beeinflusst nicht nur deinen finanziellen Ertrag, sondern auch deine Möglichkeiten, das Unternehmen zu steuern.

Zu spätes Investment: Risiko für dein Unternehmen

Die Medaille hat aber auch eine andere Seite. Es ist mindestens genauso gefährlich für dein Unternehmen, wenn du zu wenig Kapital aufnimmst. Denn eine Finanzierungsrunde beansprucht einen beachtlichen Anteil deiner Management-Kapazität.

Gründerinnen und Gründer unterschätzen immer wieder, dass es in der Regel mindestens sechs Monate dauert, eine Finanzierungsrunde vorzubereiten und abzuschließen. Die Zeit, die du für die Suche nach Investoren, deren Ansprache und die Verhandlungen aufwendest, fehlt dir für die Weiterentwicklung deines Produkts, den Aufbau deines Teams oder die Akquise deiner Kunden.

Nimmst du zu wenig Geld auf, musst du gleich nach der Kapitalaufnahme schon wieder mit der Investorensuche für die nächste Runde beginnen – ohne dass du Zeit hast, in der Zwischenzeit an deinem Kerngeschäft zu arbeiten.

Das gefährdet nicht nur dein Unternehmen insgesamt, sondern verhindert auch, dass du in der Zwischenzeit Meilensteine erreichst, die den Wert des Unternehmens steigern und dir bessere Konditionen für die nächste Runde ermöglichen.

Ein Gründer rät: Sammle Kapital erst dann ein, wenn es für dein Unternehmen einen Unterschied macht

Der richtige Zeitpunkt, um Kapital aufzunehmen, ist also keine festgelegte Zahl – etwa: nach einem Jahr – sondern eine strategische Überlegung.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer des erfolgreichen HR-Software-Startups Personio, zu seiner Finanzierungsstrategie gefragt. Das 2015 gegründete Startup bietet eine Software für Personalmanagement und Recruiting für kleine und mittelständische Unternehmen. In seiner C-Finanzierungsrunde hat Personio Anfang des Jahres 75 Millionen US-Dollar aufgenommen, unter anderem von dem internationalen VC-Fonds Accel.

Hanno Renner rät Gründerinnen und Gründern:

Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer von Personio

Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer von Personio

„Natürlich haben wir bei unserer Finanzierungssuche davon profitiert, dass unser SaaS-Unternehmen für VC-Fonds gerade sehr attraktiv war. Die Börsengänge von Slack und Zoom zeigen, wie viel Wert in dem Bereich generiert werden kann, und das Geschäftsmodell mit seinen wiederkehrenden, stabilen Umsätzen ist gut planbar. Außerdem sind wir schnell gewachsen: Unsere Umsätze hatten sich jedes Jahr bereits verdrei- oder vierfacht.

Mein Rat an Gründerinnen und Gründer ist dennoch: Sammle Kapital nicht dann ein, wenn du kannst, sondern dann, wenn du damit etwas anders machen kannst.

Zum Beispiel, wenn du dein Wachstum damit noch mehr beschleunigen kannst. Ein halbes Jahr vor unserer Seed-Runde hätte uns mehr Geld gar nichts gebracht: Wir mussten erst einmal unseren eigenen Business Case entwickeln und uns mit dem eigenen Geschäft vertraut machen. Da wollten wir niemanden, der uns reinquatscht.“

Mehr zur Finanzierungsstrategie für Startups

Wenn du noch mehr Insider-Tipps zur Finanzierungsstrategie für dein Startup suchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ mehrere ausführliche Kapitel dazu. Unter anderem zu folgenden Themen:

  • Braucht dein Startup wirklich externes Kapital?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Wie viel dein Startup wert ist

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Verwässerung - Willst du das Investment wirklich?

Über große und kleine Kuchen (oder: Willst du das Investment wirklich?)

Bei der Startup-Finanzierung dreht sich oft alles um die Frage „Wie komme ich an ein Investment für mein Startup?“. Auch in meinem Buch geht es in der Mehrzahl der Kapitel darum, wie Gründerinnen und Gründer es schaffen, Geldgeber von ihrem Startup zu überzeugen.

Ganz zu Anfang meines Buches stelle ich jedoch eine andere Frage: Willst du das Investment wirklich?

Warum ist es so wichtig, diese Frage zu stellen?

Jedes Investment hat seinen Preis

Auch wenn Investoren dein Startup schon früh als das nächste große Ding feiern und du die Chance hast, viel Geld einzuwerben: Externes Kapital wird dir nie geschenkt, sondern hat seinen Preis.

In jedem Fall wird es dich Zeit und Mühe kosten, ein Investment einzuwerben, eine Förderung zu beantragen oder eine Crowdfunding-Kampagne zu organisieren. Langfristig am entscheidendsten ist jedoch: Bei den meisten Finanzierungsformen wirst du Anteile an deinem Unternehmen für das Investment abgeben müssen.

Je mehr Geld du aufnehmen willst und je früher du Geld aufnimmst, desto mehr Unternehmensanteile musst du verkaufen.

Verwässerung – der Preis von Investments in verschiedenen Phasen

Das Beispiel unten verdeutlicht eine typische Verwässerung der Anteile in einem Unternehmen, das von den üblichen Verdächtigen in verschiedenen Phasen Kapital bekommt.

Es beginnt damit, dass du Anteile an eine Mitgründerin oder einen Mitgründer abgibst und Freunde, Business Angels und Acceleratoren in dein Unternehmen investieren. Als nächstes vergibst du Anteile an deinen ersten Angestellten und weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (über einen Anteilspool). Schließlich bekommst du ein riesiges Investment von einem lokalen Venture Capital-Fonds (VC-Fonds), und später noch ein weiteres von einem internationalen VC-Fonds. Am Ende hältst du nur noch 17 deiner ursprünglichen 100 Prozent Anteile an deinem Unternehmen.

Verwässerung eines Startups durch Investments

Verwässerung eines Startups

Lohnt es sich, mit Investments deinen Startup-Kuchen zu vergrößern?

Lohnt es sich, statt 100 Prozent eines sehr kleinen Kuchens nur noch 17 Prozent eines (hoffentlich) großen Kuchens zu behalten?

Das hängt von deiner spezifischen Situation ab und davon, was du wirklich mit deinem Startup erreichen willst. Ist es dir wichtiger, dein Unternehmen selbst steuern zu können, selbst wenn es nur ein kleines ist, als es zu einem weltweiten Marktführer zu machen? Dann solltest du diesen Weg sicher nicht gehen!

Aber wenn du ein Startup hast, das Kapital braucht, um zu wachsen oder schnell genug zu wachsen, sind VC-Fonds und andere Arten von Investoren möglicherweise genau das, was du brauchst!

Du solltest dich fragen:

  • Brauchen wir das Geld wirklich?
  • Wird das Geld wirklich einen riesigen Unterschied für unser Unternehmen machen – oder könnten wir unsere Ziele auch ohne erreichen?
  • Und wenn wir Geld brauchen, brauchen wir es jetzt oder kann das auch bis später warten?

Ein gut gehütetes Geheimnis: Nicht immer ist der größere Kuchen der bessere

Eine in der Startup-Welt oft ignorierte Tatsache ist: Oft ist das innovative Dienstleistungsunternehmen, über das Gründerszene oder TechCrunch niemals berichten werden, für dich als Gründerin oder Gründer deutlich lukrativer als das riesige, weltweit gehypte Produkt-Startup. Denn das kann nicht ohne externes Kapital abheben. So bist du gezwungen, einen Großteil deines Unternehmens an Investoren zu verkaufen, um überhaupt zum Ziel zu kommen. Den Gewinn beim Verkauf dieses nach außen hin riesigen Kuchens streichen dann größtenteils andere ein.

Dein Kuchen mag zwar kleiner sein, aber gehört er dir zu 100 Prozent, stehst du beim Verkauf möglicherweise sogar besser da.

Wie Rand Fishkin, Gründer des erfolgreichen SEO-Software-Unternehmens Moz und Autor des Buches Lost and Founder sagt:

„Wenn alles glatt geht, könntest du dir am Ende ein zusätzliches Batmobil oder zwei leisten!“

Mehr zur Finanzierungsstrategie für Startups

Wenn du noch mehr Insider-Tipps zur Finanzierungsstrategie für dein Startup suchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ mehrere ausführliche Kapitel dazu. Unter anderem zu folgenden Themen:

  • Braucht dein Startup wirklich externes Kapital?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Wie viel dein Startup wert ist

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So überzeugst du im Pitch vor Investoren (Magdalena Reith)

So überzeugst du im Pitch vor Investoren: 3 Tipps einer Expertin

In meinem vorherigen Blogpost hat Startup-Coach und Speakerin Magdalena Reith bereits beschrieben, wie du dein Pitchdeck optimal auf dein jeweiliges Gegenüber anpassen kannst.

Heute geht es um dich – wie du dich am besten präsentierst, um in deinem Pitch deinen Wunsch-Investor oder deine Wunsch-Investorin von deinem Startup zu überzeugen. Das nützt dir nicht nur bei der Suche nach Investoren. Auch bei Startup-Wettbewerben kannst du mit einem herausragend vorgetragenen Pitch auf jeden Fall punkten. (Das sage ich aus Erfahrung – denn auch ich langweile mich in einer Investoren-Jury nicht gern…)

Auch zu dem Thema Pitch-Präsentation habe ich wieder Startup-Coach und Speakerin Magdalena Reith als Expertin für mein Buch Startup-Finanzierung interviewt.

So überzeugst du in einer persönlichen Pitch-Präsentation

Magdalena Reith (www.magdalena-reith.de) ist seit 2017 leidenschaftliche Speakerin und Startup-Coach. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen in der Startup-Szene im Silicon Valley und den vielen Startups, die sie bei UnicornPitch betreut hat, unterstützt sie Gründerinnen und Gründer dabei, erfolgreich neue Ideen zu pitchen.

Die Expertin erläutert, wie du deine Zuhörer mit deinem Pitch überzeugst:

„Um einen erfolgreichen Pitch zu machen, kannst du an drei Stellschrauben drehen: der Storyline und Struktur, deiner Sprachfertigkeit und deinem Auftreten. Wenn nur eine dieser Stellschrauben falsch eingestellt ist, kann dein gesamter Pitch scheitern. Die gute Nachricht: Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg! Mit intensiver Übung kannst du einiges dafür tun, dass du erfolgreich bist und die Investoren begeisterst.

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin beim Pitch

1. Storyline und Struktur deines Pitchs

Die Basis jeder Präsentation ist der inhaltliche Aufbau: deine Story. Je nach Zeit, die dir zur Verfügung steht, kannst du die Storyline kürzen oder ausbauen – vom 30-sekündigen Elevator Pitch bis zur ausführlichen Präsentation. Unabhängig von der Länge sollte dein Pitch immer folgende Fragen beantworten:

  • Welches Problem wird gelöst?
  • Wie lösen wir dieses Problem?
  • Für wen lösen wir dieses Problem?
  • Warum lösen wir dieses Problem?

2. Sprachfertigkeit in deiner Präsentation

Selbst der spannendste Inhalt wird schnell ermüdend, wenn er langweilig vorgetragen wird. Um das zu vermeiden, gibt es einfache Methoden und Maßnahmen, die du gut vorher einüben kannst.

Achte in deinem Vortrag etwa auf Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit. Gerade wenn du aufgeregt bist, sprichst du schneller und undeutlicher, verschluckst Wörter, vergisst Pausen und deine Stimme wird leise. Das macht es deinen Zuhörerinnen und Zuhörern unmöglich, den Inhalten zu folgen: Sie fangen an, sich zu langweilen, oder verlieren komplett den roten Faden – insbesondere bei komplexen Zusammenhängen ist das fatal.

Damit deine Zuhörerinnen und Zuhörer den Inhalten besser folgen können, hilft eine entsprechende Betonung mit gezielten Pausen. Ganz einfach sorgst du für einen besseren Satzrhythmus, indem du deine Stimme am Satzende hebst (Frage) oder senkst (Aussage). Zudem solltest du deinen Sprachstil, also die Wortwahl und die Satzstruktur, speziell an deine Zielgruppe anpassen. Als Experte neigst du ansonsten möglicherweise dazu, Fachsprache zu verwenden, die nicht für alle Investorinnen und Investoren verständlich ist.

3. Deine persönliche Präsenz beim Pitch

Wenn du live vor potenziellen Investorinnen und Investoren stehst oder in einem Pitchwettbewerb präsentierst, ist eine bewusste und selbstsichere Körpersprache entscheidend für die Überzeugungskraft deines Pitches. Je besser du deine eigene Präsentation kennst, desto sicherer wirkt dein Auftreten vor den Investorinnen und Investoren. Durch Haltung, Gestik und Mimik kannst du die Inhalte deines Vortrags unterstreichen.

Stärken kannst du deine Präsenz bei einem Vortrag auch, indem du gezielt mit den Zuhörenden interagierst. Mit präzisen Fragen, Anmerkungen und Augenkontakt steigerst du ihre Aufmerksamkeit und bleibst mit deinem Publikum in Verbindung.

Zuletzt ist es sinnvoll, dass du dich entsprechend des Anlasses kleidest. Als Startup-Gründerin oder ‑Gründer kannst du deinen Anzug oder dein Kostüm zwar meistens im Schrank lassen und durch einen „Business Casual“-Look ersetzen. Beim Outfit geht es aber auch um Authentizität: Wenn dein Startup beispielsweise Sportkleidung vertreibt, kannst du dich durchaus auch in einem sportlichen, legeren Outfit zeigen – solange du dich darin wohl und nicht verkleidet fühlst.“

Mehr zu Investoren-Pitch und Pitchdecks

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du das optimale Pitchdeck zusammenstellst und welche Unterlagen du sonst noch bei der Investorensuche brauchst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Welche Inhalte müssen in meinem Pitchdeck enthalten sein?
  • Wie sollte das Pitchdeck aussehen?
  • Echte Pitchdecks, die funktioniert haben – 6 Beispiele
  • Deine Pitch-Präsentation

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Für jeden Investor das richtige Pitchdeck (Magdalena Reith)

Für jeden Investor das richtige Pitchdeck: Eine Expertin erklärt, wie das geht

Ich vergleiche die Investorensuche bekanntermaßen gern mit Dating.

Und was beim Dating dein Outfit ist, ist bei der Investorensuche dein Pitchdeck: Der Inhalt muss passen, aber die Aufmachung auch. Sonst kommt es nie zum nächsten Schritt. 

Soweit, so klar. Aber was viele Gründer bei der Investorensuche vergessen: Es wäre seltsam, bei jedem Date immer im Anzug zu erscheinen, auch wenn das vielleicht das beste Outfit ist, was du hast. Denn natürlich passt du dein Auftreten und deine Aufmachung auch der Gelegenheit an. Konkret: Beim Date in der Bar nebenan ziehst du dich anders an als beim Candlelight-Dinner im edlen Restaurant.

Wie kannst du also bei der Investorensuche dein Pitchdeck perfekt auf die aktuelle Gelegenheit anpassen?

Basis-Pitchdeck und individuelles Pitchdeck

Wenn du mit 10 verschiedenen Investorinnen und Investoren sprichst, werden sie dir 10 verschiedene Wege nennen, wie du die Folien zusammenstellen sollst. Das ist sehr subjektiv und für manche ist es fast eine Religion. Nicolaj und ich empfehlen in unserem Buch Startup-Finanzierung etwa 15 Folien, die jede Investorin und jeder Investor sehen möchte.

Das ist ziemlich allgemeingültig. Du kannst die Reihenfolge der Folien verändern, aber der zugrundeliegende Inhalt gehört in dein Pitchdeck. Dieses Pitchdeck ist dann dein Basis-Pitchdeck.

Das Basis-Pitchdeck ist aber nur die Ausgangsbasis. Es ist wichtig, dieses bei jeder Gelegenheit individuell auf dein Publikum anzupassen – deine Investoren oder den Wettbewerb, bei dem du antrittst.

Wie das funktioniert, habe ich für Startup-Finanzierung die Expertin Magdalena Reith gefragt.

3 Fragen, um dein Pitchdeck für dein Publikum zu optimieren

Magdalena Reith (www.magdalena-reith.de) ist seit 2017 leidenschaftliche Speakerin und Startup-Coach. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen in der Startup-Szene im Silicon Valley und den vielen Startups, die sie bei UnicornPitch betreut hat, unterstützt sie Gründerinnen und Gründer dabei, erfolgreich neue Ideen zu pitchen.

Magdalena erklärt, wie du dich optimal auf deinen Pitch vorbereitest:

„Schon bevor du dir Gedanken um die eigentliche Präsentation machst, solltest du dir dein Basis-Pitchdeck vornehmen und dir 3 Fragen stellen:

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin

1. Für wen präsentiere ich mein Pitchdeck?

Kenne deine Zielgruppe. Sind deine Investorinnen und Investoren mit der Materie bereits vertraut oder branchenfremd? Dein Publikum bestimmt, wie intensiv du dein Thema einleiten und erklären musst.

Wenn du eine Finanzierung für dein IT-Startup suchst und deine Zielinvestorin nicht technikaffin ist, solltest du sie erst bei ihrem Kenntnisstand abholen, damit sie den nachfolgenden Inhalten überhaupt folgen kann. Eine Investorin, die selbst bereits Expertin ist, wäre stattdessen von einer ausschweifenden Erklärung des Themas gelangweilt.

2. Wie präsentiere ich mein Pitchdeck?

Unabhängig davon, ob du dein Pitchdeck vorab zusenden konntest oder nicht: Es empfiehlt sich, für einen Vortrag oder ein direktes Investorengespräch eine reduzierte Variante deiner Folien vorzubereiten, um dein Publikum während deines Vortrags nicht zu überfordern.

Ich rate dir allgemein, zwei Pitchdecks zu erarbeiten – eines als Informationsgrundlage und eines als Gesprächsunterstützung. Achte darauf, beide stets parallel aktuell zu halten!

3. Warum sollte mir diese spezielle Investorin oder dieser Investor zuhören?

Was ist für sie oder ihn dabei drin? Auch wenn deine Story die gleiche ist, hat jedes deiner Gegenüber andere Interessen und einen anderen persönlichen und beruflichen Hintergrund. Vermeide, immer alles erzählen zu wollen und zu tief ins Detail zu gehen.

Überlege dir stattdessen, welche Aspekte für dieses spezielle Publikum interessant sein könnten und kommuniziere am Ende deiner Präsentation einen klaren Call-to-Action.

Es gibt keinen ‚One Size Fits All‘-Pitch!

Mehr zu Investoren-Pitch und Pitchdecks

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du das optimale Pitchdeck zusammenstellst und welche Unterlagen du sonst noch bei der Investorensuche brauchst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Welche Inhalte müssen in meinem Pitchdeck enthalten sein?
  • Wie sollte das Pitchdeck aussehen?
  • Echte Pitchdecks, die funktioniert haben – 6 Beispiele
  • Deine Pitch-Präsentation

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Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken (Andrea Kranzer)

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken: Eine Investorin erzählt

Wie Business Angel-Netzwerke funktionieren und dass ein Investment über ein Business Angel-Netzwerk für viele Startups Sinn macht, habe ich in meinem letzten Post bereits beschrieben.

Aber wieso lassen sich Business Angels darauf ein, gemeinsam zu investieren?

Das zu verstehen, ist auch für dich als Gründerin oder Gründer wichtig. So kannst du besser einschätzen, wer da beim Pitch vor dir sitzt und warum.

Was machen Business Angels in ihren Netzwerken?

Manche Business Angels bevorzugen es, sich in thematischen oder lokalen Netzwerken mit anderen (erfahreneren) Business Angels über Startups auszutauschen, für deren Branche sie sich interessieren oder in die sie investieren wollen. Teilweise investieren sie in solchen Netzwerken sogar zusammen mit anderen Angels. Das nennt sich „Syndikation“ und ist vor allem in den USA und in Frankreich ein bei Angels beliebtes Vorgehen.

In Deutschland dominieren aktuell die informellen Netzwerke, die dem Austausch dienen, aber es gibt auch Netzwerke, in denen die Angels explizit gemeinsam nach Startup-Investment-Chancen suchen.

Warum manche Business Angels lieber gemeinsam investieren

Es gibt drei Gründe, warum manche Business Angels lieber in einem Netzwerk investieren:

Warum manche Business Angels lieber in Netzwerken investieren

Warum manche Business Angels lieber in Netzwerken investieren

  1. Sie bekommen Deals vorgelegt. Als Teil eines Netzwerks bekommt der Business Angel Zugang zu Startups, die über ihre persönlichen Kontakte hinaus nach Kapital suchen. So bekommt sie oder er zahlreiche Investment-Chancen präsentiert, ohne viel dafür tun zu müssen.
  2. Sie haben begrenzte Mittel. Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Business Angels und anderen Arten von Investoren ist, dass das verfügbare Kapital der meisten Angels begrenzt ist. Teil eines Business Angel-Netzwerks zu sein (und mit anderen Mitgliedern gemeinsam zu investieren) ermöglicht es dem Angel, Investments über mehrere unterschiedliche Startups zu streuen und so das eigene Portfolio zu diversifizieren.
  3. Mehr Augen prüfen den selben Deal. Business Angels haben (anders als VC-Fonds) kein großes Team von Angestellten, um einen Deal zu analysieren, da sie meistens als Privatpersonen allein arbeiten. Indem sie sich im Business Angel-Netzwerk engagieren, können sie einen potenziellen Deal mit anderen Mitgliedern besprechen und abschließen, was das wahrgenommene Risiko des Investments in das Unternehmen begrenzt.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Business Angel gefragt, warum sie in Netzwerken statt alleine investiert.

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken: Eine Investorin erzählt

Die Mannheimerin Andrea Kranzer setzt seit 2014 ihr Knowhow, ihr Kapital und ihre Kontakte als Frühphasen-Investorin in den Bereichen Tech, IT und Healthcare ein. Inzwischen ist sie in mehreren Angel-Netzwerken aktiv und hat selbst die Angels4Health gegründet, Deutschlands einziges auf Life Science spezialisiertes Business Angel-Netzwerk. 2019 wurde sie vom Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND e.V.) zum Business Angel des Jahres gewählt.

Andrea Kranzer erläutert:

„Auch wenn ich dies früher in einigen Investments gemacht habe:

Andrea Kranzer, Business Angel des Jahres 2019

Andrea Kranzer, Business Angel des Jahres 2019

Heute würde ich nicht mehr alleine investieren.

Als einziger Business Angel oder Investor bist du der alleinige Ansprechpartner für dein Startup und gerätst schnell selbst in eine Gründerrolle, die du gar nicht übernehmen willst.

Außerdem ist meiner Meinung nach die Kombination des Wissens und der Fähigkeiten von mehreren Personen für den Erfolg notwendig.

Netzwerke unterstützen uns Business Angels maßgeblich dabei, unseren Job zu machen.

Ich investiere am liebsten mit Investorinnen und Investoren, die ich kenne und denen ich vertraue. Unschätzbar wertvoll ist für mich auch die Kompetenzerweiterung und der Erfahrungsaustausch im Netzwerk. Selbst in unserem spezialisierten Life Science-Netzwerk präsentieren Startups manchmal Themen, bei denen ich mich nicht auskenne. Ich kann dann bei anderen Angels nachfragen und wir können die Deals in der Gruppe diskutieren.

Das kommt auch Startups zugute, denen ich sonst einfach absagen müsste, weil ich durch den Austausch auf für mich bis dahin unbekannte Details hingewiesen wurde.“

Mehr zu Business Angel-Investments für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

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So findest du Investoren über Business Angel Netzwerke

So findest du Investoren über ein Business Angel-Netzwerk

Suchst du für die Seed-Finanzierung deines Startups Investoren und hast noch nicht so viele Kontakte in die Szene? Dann kann es hilfreich sein, sich an Business Angel-Netzwerke zu wenden.

Ich selbst habe über ein Business Angel-Netzwerk in Startups investiert. Mir macht es Spaß, mich hier mit anderen Business Angels auszutauschen (wie es auch Business Angel Andrea Kranzer in ihrem Beitrag beschreibt) – aber auch für Gründerinnen und Gründer haben die Netzwerke große Vorteile. Darum ist Business Angel-Netzwerken in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ganzes Unterkapitel gewidmet.

Zunächst einmal möchte ich aber klären: Was ist der Vorteil an einem Business Angel-Netzwerk und wie funktioniert das aus Startup-Sicht?

Vorteile eines Investments über Business Angel-Netzwerke

Für dich als Startup-Gründerin oder Gründer haben Business Angel-Netzwerke gleich mehrere Vorteile:

  • Du hast die Chance, dein Startup mehreren Investorinnen und Investoren auf einmal vorzustellen. Selbst wenn du nicht alle begeistern kannst, reicht es, einige davon zu überzeugen.
  • Du musst nicht unbedingt vorgestellt werden, um eine Chance zu haben (auch wenn vorherige Kontakte ins Netzwerk helfen). Stattdessen wählt das Business Angel-Netzwerk vorab geeignete Startup-Kandidaten nach internen Kriterien aus.
  • Das Business Angel-Netzwerk wird dir bereits im Vorfeld helfen, dein Startup überzeugend zu präsentieren. Das steigert deine Chancen für einen erfolgreichen Pitch.

Wie funktioniert ein Investment über ein Business Angel-Netzwerk?

Wie unten abgebildet kommt dein Startup typischerweise in 6 Schritten über ein Business Angel-Netzwerk zu Investoren:

Business Angel Netzwerke - Ablauf Investment

Ablauf eines Investments in einem Business Angel-Netzwerk

  1. Bewerbung: Startups senden Unterlagen per Email oder Webformular ein, normalerweise Pitchdeck und Executive Summary.
  2. Vorauswahl: Unvollständige Bewerbungen und solche, die nicht in die Investment-Kriterien passen, werden aussortiert.
  3. Auswahl: Qualifizierte Bewerbungen werden für eine Beurteilung an Mitglieder des BA-Netzwerks weitergeleitet.
  4. Präsentation: Die vielversprechendsten Startups werden zum Pitch beim Mitgliedertreffen eingeladen.
  5. Due Diligence: Wenn sich Mitglieder für das Startup interessieren, recherchieren sie weiter und führen die Due Diligence durch. Wenn es mehrere Angels sind, schaffen sie meist ein Konsortium und wählen einen Angel als Deal Leader aus, der sie in den Verhandlungen mit dem Gründungsteam vertritt.
  6. Investment-Vereinbarung: Die Investment-Vereinbarung wird unterschrieben.

Wie findest du ein Business Angel-Netzwerk?

Um ein passendes Business Angel-Netzwerk zu finden, google einfach nach „Business Angel Netzwerk“ und dem Namen deiner Region oder Stadt (wenn du in einer größeren Stadt lebst).

Alternativ kannst du auch auf die Website des Business Angel Netzwerk Deutschland (www.business-angels.de) gehen und dort nach Gruppen in deiner Region suchen.

Mehr zu Business Angel-Investments für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

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Mythen über EU-Förderung für Startups aufgeklärt (Liesa Siedentopp)

Mythen über EU-Förderung: Eine EU-Insiderin klärt auf

Ich kenne viele Startups, bei denen das Thema „EU-Fördergelder recherchieren“ schon lange auf der To Do-Liste steht.

Ich merke aber auch, dass viele Startup-Teams zögern, sich mit dem Thema zu befassen. Denn zu dem Thema kursiert auch eine Menge Halbwissen und Hörensagen:

  • „Irgendwie passt jedes Startup doch in irgendeine EU-Förderung!“
  • „Ich habe gehört, die Fördertöpfe der EU sind riesig?“
  • „Die Förderquoten der EU sollen aber nicht besonders hoch sein.“
  • „Der Antrag für EU-Fördergelder ist mega-kompliziert!“
  • „Es bekommen sowieso nur Startups aus kleineren Ländern eine EU-Förderung.“

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich die EU-Insiderin Liesa Siedentopp Ende 2019 zu den EU-Förderprogrammen für Startups interviewt.

Wie du die EU als Sprungbrett für dein Startup nutzt: Eine EU-Insiderin erzählt

Liesa Siedentopp ist seit 2015 in der EU-Agentur EASME, wo sie als Projektmanagerin und Business Developer mit dem „SME Instrument“ eines der größten und finanzstärksten Förderprogramme der EU für Startups und kleine, mittelständische Unternehmen (Small & Medium-sized Enterprises: SMEs) mit aufgebaut hat.

Seit über zwei Jahren ist sie mit ihrem Team für die Business Acceleration Services zuständig und ermöglicht den Startups mit gezielten Servicedienstleistungen und Netzwerkveranstaltungen – etwa mit europäischen Investoren- und Unternehmenskontakten, Trainings und Workshops – neue potentielle Kunden, Partner und Finanzmittel zu erschließen.

Zu den Förderprogrammen der EU erläutert Liesa Siedentopp:

„Die Startup-Förderung der EU ist gerade stark im Umbruch.

Liesa Siedentopp, Projektmanagerin und Business Developer der EU-Agentur EASME

Liesa Siedentopp, Projektmanagerin und Business Developer der EU-Agentur EASME

Wir haben in den vergangenen Jahren viel gelernt und arbeiten nun daran, unsere Programme bis 2021 unter einem Dach, dem European Innovation Council (EIC), zu bündeln und sie noch besser auf die Bedürfnisse von Startups und Kleinunternehmen zuzuschneiden.

Bereits jetzt haben wir einige wichtige Änderungen umgesetzt. So fördern wir unsere Programmteilnehmerinnen und ‑teilnehmer nicht mehr nur durch Geld, sondern bieten seit 2017 auch unterstützende Business Acceleration Services wie Trainings und Veranstaltungen gemeinsam mit relevanten Industrie- und Finanzpartnern an.

Wie ein guter Accelerator legen wir dabei großen Wert auf den messbaren Mehrwert für die Startups – darum bereiten wir die teilnehmenden Teams nicht nur individuell vor, sondern vernetzen sie vorab aktiv mit den richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern in den Konzernen, damit sie im besten Fall mit abgeschlossenen Verträgen oder konkreten Kooperationsvereinbarungen aus den Meetings herausgehen.

In Zukunft wird aus dem „SME Instrument“ das „EIC Accelerator“-Programm.

Es ist über zwei Jahre mit 1,8 Milliarden Euro ausgestattet ist und damit das größte und für Startups interessanteste Förderprogramm ist. Die bisherige Phase 1, bei der Startups 50.000 Euro Fördergeld für die Entwicklung eines Businessplans bekommen konnten, ist seit Mitte 2019 entfallen. Dafür erweitern wir Phase 2: Startups können weiterhin bis zu 2,5 Millionen Euro Co-Finanzierung für ein Projekt bekommen, sich aber zusätzlich auch noch um Eigenkapital von bis zu 15 Millionen Euro bewerben.

Den großen Vorteil, den wir mit dem EIC Accelerator bieten, ist unser inzwischen riesiges internationales Netzwerk, natürlich zu europäischen Investoren und Großunternehmen, aber auch zu den inzwischen ca. 5.000 Alumni-Startups unserer Förderprogramme. Leider nehmen deutsche Startups dieses Sprungbrett in den europäischen Markt noch nicht so als Chance wahr wie Startups aus anderen EU-Ländern, aus denen wir deutlich mehr Bewerbungen erhalten.

In der Tat ist der EIC Accelerator ein extrem kompetitives Programm.

Die Erfolgsquoten für den EIC Accelerator sind nicht besonders hoch. Und die Kandidaten messen sich mit den besten europäischen Wettbewerbern.

Dennoch ist es eigentlich nicht schwierig, einen erfolgreichen Antrag zu schreiben. Das Programm richtet sich gezielt an Einzelunternehmen und unterliegt keinerlei thematischen Einschränkungen, außer dass das Unternehmen disruptive Innovationen voranbringt und skalierbar ist.

Meiner Ansicht nach braucht man keinen professionellen Antragschreiber.

Wichtig ist, dass die drei abgefragten Kriterien überzeugend beantwortet werden – und idealerweise gibt eine Person mit englischer Muttersprache dem Antrag noch einen Feinschliff. In unserer Auswahljury sitzen vor allem VCs, Business Angels und Innovationsscouts, deshalb sollte der Antrag nicht nur für Technologie-Nerds verständlich sein.

In jedem Fall ist es hilfreich, sich vorab mit den regionalen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern für EU-Programme und mit erfolgreichen ehemaligen Startups auszutauschen, um so den eigenen Antrag zu verbessern. Die meisten sind gern bereit, ihre Erfahrungen weiterzugeben!

Wichtig ist auch zu wissen, dass die wenigsten Startups direkt bei ihrer ersten Bewerbung gefördert werden.

Startup-Teams können ihre Bewerbung mit unserem detaillierten schriftlichen Feedback aber verbessern und sich dann erneut bewerben – das erhöht die Chancen erheblich.

Neben dem EIC Accelerator gibt es noch andere europäische Programme, die aber speziellere Anforderungen haben. Für das FTI-Programm (Fast Track to Innovation) wird etwa ein Konsortium mit Industriepartnern gefordert, und das FET Open-Programm (Future and Emerging Technologies) – in Zukunft „EIC Pathfinder“ – richtet sich eher an interdisziplinäre Forschungsteams aus der Wissenschaft, die eine radikale innovative Idee haben.

Über unseren EIC Wizard können Startup-Teams herausfinden, welches Förderprogramm am besten zu ihnen passt. Und im EIC DataHub können sie erfolgreiche Teilnehmer verschiedener EU-Programme in ihrer Region ausfindig machen.“

Mehr zu öffentlichen Förderprogrammen für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du öffentliche Förderungen für dein Startup einwirbst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wie funktionieren öffentliche Förderungen?
  • Welche Arten öffentlicher Förderungen gibt es?
  • Was ist Co-Finanzierung?
  • Öffentliche Eigenkapitalfinanzierung
  • Kreditförderung und Bürgschaften

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Do und Don't für Excel-Finanzplanung bei Startups

14 Do’s und Don’ts für deine Startup-Finanzplanung

Als Business Angel und Inkubator-Manager begutachte ich häufig Finanzpläne von Startups.

Solche Excel-Tabellen zu analysieren, klingt erst einmal nach einer furchtbar trockenen Aufgabe. Aber tatsächlich gibt es kaum ein Dokument – nicht einmal das Pitchdeck! – was so deutlich zeigt, ob und wie strukturiert ein Startup-Team sein Geschäftsmodell durchdacht hat. Das ist die Information, die Investoren suchen!

Wenn du zum allerersten Mal vor der Aufgabe stehst, so eine Finanzplanung für dein Startup zu erstellen, kann das überwältigend sein. Dabei ist es nicht schwer, hier Bonuspunkte zu sammeln. Und umgekehrt hilft es sehr, typische Fehler zu vermeiden.

Aus meiner Insider-Erfahrung habe ich dir 14 Do’s und Don’ts für deine Finanzplanung zusammengestellt. 

Do’s zur Finanzplanung für dein Startup

  1. Kennzeichne alle Eingabefelder (Variablen deiner Finanzplanung) optisch eindeutig und bündle sie an einer Stelle im Modell.
  2. Behandle alle Teile so ausführlich, wie es ihr jeweiliger Beitrag zum Ergebnis rechtfertigt – nicht mehr und nicht weniger detailliert.
  3. Wähle eine sinnvolle Granularität auf der Zeitachse – für die nähere Zukunft Monate, in späteren Jahren ggf. nur Quartals- oder auch Jahreswerte
  4. „Cash is King“ – beachte daher den Zeitversatz bei den Geldzuflüssen (z.B. Zahlungsziele) und mögliche Zahlungsausfälle. Notiere den Kassenstand separat am Ende jeder Periode, um zu zeigen, dass du die Liquidität bewusst beobachtest.
  5. Erzeuge Vertrauen, indem du in der gesamten Optik gängigen Darstellungen und Formaten folgst.
  6. Bereite deine Stückkosten, wichtige Ratios und andere Zahlen, die Investoren typischerweise suchen, in klaren und transparenten Übersichten auf – Investoren haben oft wenig Zeit und wissen es zu schätzen, wenn die Unterlagen zugänglich aufbereitet sind.
  7. Zeige, dass du ein grundsätzliches Verständnis von Buchhaltung und den Unterschieden zwischen Cash-Flow-Statements, Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanzen hast.

Don’ts zur Finanzplanung für dein Startup

  1. Vermeide unbedingt Modellierungsfehler, denn diese verschrecken jeden Investor – ziehe bei Unsicherheit lieber einen Experten bei der Erstellung und zur Kontrolle hinzu.
  2. Verstecke niemals Inputwerte in den Formeln – das erzeugt Verwirrung und den Eindruck, du hättest etwas zu verbergen.
  3. Behandle keine inhaltlichen Bereiche oberflächlich – wenn ein Thema nur rudimentär modelliert ist, ist dies oft ein Warnhinweis für den Investor, dass Kompetenz in diesem Gebiet fehlt.
  4. Vermeide genauso übertriebene Detailverliebtheit – das deutet für den Investor nur darauf hin, dass dir dieser Bereich besonders am Herzen liegt (was vielleicht zu Lasten anderer wichtiger Themen geht).
  5. Vermeide wilde Szenarien – etwa einen Worst Case, einen Medium Case und einen Best Case, die so weit auseinanderliegen, dass ihre Beliebigkeit offensichtlich ist
  6. Verzichte auf ausschweifende Hinweise zur Unsicherheit deiner Prognosen – ein Investor weiß, dass Modelle gerade bei Startups per Definition spekulativ sind, und sieht solche Hinweise eher als Zeichen für mangelndes eigenes Vertrauen in das Modell.
  7. Vermeide offensichtlich falsche oder „gewürfelte“ Annahmen – viele Investoren beschäftigen sich nur stichprobenartig mit deinem Modell und schließen daraus auf die Gesamtqualität deines Modells, jeder gefundene Schwachpunkt ruiniert deshalb den Gesamteindruck überproportional.

Mein Tipp zum Schluss: Einfach anfangen

Mein wichtigster Tipp an dich ist: Lass dich nicht vom weißen Excel-Sheet einschüchtern.

Lade dir eine beliebige Vorlage herunter und fang erst einmal mit den Basics an – der Rest kommt von ganz alleine. Du wirst selber sehen, wo du Anpassungen vornehmen musst, um dein Geschäftsmodell passend wiederzugeben oder wichtige Kennzahlen sichtbar zu machen.

Und nicht zuletzt ist die Finanzplanung auch ein wachsendes Dokument, das du gemeinsam mit deinem Team und deinen Mentoren immer weiter verfeinern und ausbauen wirst.

Alle Tipps zusammengefasst als Infografik zum Download

Infografik: Do und Don't für Excel-Finanzplanung bei Startups

Mehr zur Finanzplanung für Startups

Wenn du mehr darüber erfahren willst, welche Unterlagen du für Investoren brauchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ausführliche Infos dazu, unter anderem mit folgenden Themen:

  • Wie nehme ich Kontakt mit Investoren auf?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Was gehört ins Executive Summary?
  • Wie baue ich mein Pitchdeck auf?
  • Was ist bei meiner Pitch-Präsentation wichtig?

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