Wann ist der richtige Zeitpunkt für externes Kapital (Hanno Renner)

Wann der richtige Zeitpunkt ist, Kapital aufzunehmen: Ein Gründer erzählt

In meinem letzten Blogpost habe ich die Frage gestellt: Willst du das Investment wirklich? Denn jedes Investment kommt mit dem Preis der Verwässerung.

Wenn du dich entschieden hast, dass ein Investment dein Startup weiterbringen wird, bleibt aber noch eine zweite Frage: Wann willst du das Investment? Wann ist der richtige Zeitpunkt, um Geld von Investoren aufzunehmen?

Wenn du dir nicht genau überlegst, wie viel Geld dein Startup wirklich benötigt, passiert es dir mit hoher Wahrscheinlichkeit bei deiner nächsten Finanzierungsrunde, dass du entweder zu viel oder zu wenig Geld aufnimmst. Und das bringt Probleme mit sich.

Zu frühes Investment: Risiko einer zu hohen Verwässerung

Wir kennen einige Gründerinnen und Gründer, die es bereut haben, früh Investoren aufzunehmen. Denn im Rückblick hätten sie es länger aus eigener Kraft geschafft. Sie wissen inzwischen, welche riesigen Sprünge der Wert ihres Startups macht, wenn sie neue Meilensteine erreichen.

Während der Wert einer Idee praktisch Null ist, schießt er wie eine Rakete nach oben, wenn das Startup ein Team rekrutiert hat, einen Prototypen gebaut hat, ein Produkt herausbringt, Umsätze macht und beginnt, schnell zu wachsen.

Ein Beispiel hierfür ist die unten dargestellte Entwicklung der Unternehmensbewertung von Recon Instruments. Recon Instruments war ein 2007 gegründetes Startup aus Vancouver, das 2015 an Intel verkauft wurde. Die Idee war es, Elektronik mit Sportausrüstung zu kombinieren, etwa in Schwimmbrillen, Skibrillen und Sonnenbrillen mit eingebautem Head-up-Display (HUD). Die Bewertung in den verschiedenen Unternehmensphasen stieg stetig an, nachdem das Startup jeweils neue Meilensteine erreicht hatte.

Bewertung von Recon Instruments über die Zeit

Bewertung von Recon Instruments über die Zeit

Die ersten Investments, die du aufnimmst, sind sehr teuer, da der Wert deines Unternehmens niedrig ist. Du wirst also einen großen Teil deines Unternehmens für relativ wenig Geld abgeben müssen, wenn du früh Investoren aufnimmst. Und wenn du zu früh zu viel Geld aufnimmst, hältst du am Ende vielleicht nur noch einen kleinen Bruchteil deines Unternehmens, wenn es zum Unternehmensverkauf (Exit) kommt. Diese Verwässerung beeinflusst nicht nur deinen finanziellen Ertrag, sondern auch deine Möglichkeiten, das Unternehmen zu steuern.

Zu spätes Investment: Risiko für dein Unternehmen

Die Medaille hat aber auch eine andere Seite. Es ist mindestens genauso gefährlich für dein Unternehmen, wenn du zu wenig Kapital aufnimmst. Denn eine Finanzierungsrunde beansprucht einen beachtlichen Anteil deiner Management-Kapazität.

Gründerinnen und Gründer unterschätzen immer wieder, dass es in der Regel mindestens sechs Monate dauert, eine Finanzierungsrunde vorzubereiten und abzuschließen. Die Zeit, die du für die Suche nach Investoren, deren Ansprache und die Verhandlungen aufwendest, fehlt dir für die Weiterentwicklung deines Produkts, den Aufbau deines Teams oder die Akquise deiner Kunden.

Nimmst du zu wenig Geld auf, musst du gleich nach der Kapitalaufnahme schon wieder mit der Investorensuche für die nächste Runde beginnen – ohne dass du Zeit hast, in der Zwischenzeit an deinem Kerngeschäft zu arbeiten.

Das gefährdet nicht nur dein Unternehmen insgesamt, sondern verhindert auch, dass du in der Zwischenzeit Meilensteine erreichst, die den Wert des Unternehmens steigern und dir bessere Konditionen für die nächste Runde ermöglichen.

Ein Gründer rät: Sammle Kapital erst dann ein, wenn es für dein Unternehmen einen Unterschied macht

Der richtige Zeitpunkt, um Kapital aufzunehmen, ist also keine festgelegte Zahl – etwa: nach einem Jahr – sondern eine strategische Überlegung.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer des erfolgreichen HR-Software-Startups Personio, zu seiner Finanzierungsstrategie gefragt. Das 2015 gegründete Startup bietet eine Software für Personalmanagement und Recruiting für kleine und mittelständische Unternehmen. In seiner C-Finanzierungsrunde hat Personio Anfang des Jahres 75 Millionen US-Dollar aufgenommen, unter anderem von dem internationalen VC-Fonds Accel.

Hanno Renner rät Gründerinnen und Gründern:

Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer von Personio

Hanno Renner, Gründer und Geschäftsführer von Personio

„Natürlich haben wir bei unserer Finanzierungssuche davon profitiert, dass unser SaaS-Unternehmen für VC-Fonds gerade sehr attraktiv war. Die Börsengänge von Slack und Zoom zeigen, wie viel Wert in dem Bereich generiert werden kann, und das Geschäftsmodell mit seinen wiederkehrenden, stabilen Umsätzen ist gut planbar. Außerdem sind wir schnell gewachsen: Unsere Umsätze hatten sich jedes Jahr bereits verdrei- oder vierfacht.

Mein Rat an Gründerinnen und Gründer ist dennoch: Sammle Kapital nicht dann ein, wenn du kannst, sondern dann, wenn du damit etwas anders machen kannst.

Zum Beispiel, wenn du dein Wachstum damit noch mehr beschleunigen kannst. Ein halbes Jahr vor unserer Seed-Runde hätte uns mehr Geld gar nichts gebracht: Wir mussten erst einmal unseren eigenen Business Case entwickeln und uns mit dem eigenen Geschäft vertraut machen. Da wollten wir niemanden, der uns reinquatscht.“

Mehr zur Finanzierungsstrategie für Startups

Wenn du noch mehr Insider-Tipps zur Finanzierungsstrategie für dein Startup suchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ mehrere ausführliche Kapitel dazu. Unter anderem zu folgenden Themen:

  • Braucht dein Startup wirklich externes Kapital?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Wie viel dein Startup wert ist

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier:

📘 „Startup-Finanzierung“ als Kindle eBook

📘 „Startup-Finanzierung“ als Hardcover

Verwässerung - Willst du das Investment wirklich?

Über große und kleine Kuchen (oder: Willst du das Investment wirklich?)

Bei der Startup-Finanzierung dreht sich oft alles um die Frage „Wie komme ich an ein Investment für mein Startup?“. Auch in meinem Buch geht es in der Mehrzahl der Kapitel darum, wie Gründerinnen und Gründer es schaffen, Geldgeber von ihrem Startup zu überzeugen.

Ganz zu Anfang meines Buches stelle ich jedoch eine andere Frage: Willst du das Investment wirklich?

Warum ist es so wichtig, diese Frage zu stellen?

Jedes Investment hat seinen Preis

Auch wenn Investoren dein Startup schon früh als das nächste große Ding feiern und du die Chance hast, viel Geld einzuwerben: Externes Kapital wird dir nie geschenkt, sondern hat seinen Preis.

In jedem Fall wird es dich Zeit und Mühe kosten, ein Investment einzuwerben, eine Förderung zu beantragen oder eine Crowdfunding-Kampagne zu organisieren. Langfristig am entscheidendsten ist jedoch: Bei den meisten Finanzierungsformen wirst du Anteile an deinem Unternehmen für das Investment abgeben müssen.

Je mehr Geld du aufnehmen willst und je früher du Geld aufnimmst, desto mehr Unternehmensanteile musst du verkaufen.

Verwässerung – der Preis von Investments in verschiedenen Phasen

Das Beispiel unten verdeutlicht eine typische Verwässerung der Anteile in einem Unternehmen, das von den üblichen Verdächtigen in verschiedenen Phasen Kapital bekommt.

Es beginnt damit, dass du Anteile an eine Mitgründerin oder einen Mitgründer abgibst und Freunde, Business Angels und Acceleratoren in dein Unternehmen investieren. Als nächstes vergibst du Anteile an deinen ersten Angestellten und weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (über einen Anteilspool). Schließlich bekommst du ein riesiges Investment von einem lokalen Venture Capital-Fonds (VC-Fonds), und später noch ein weiteres von einem internationalen VC-Fonds. Am Ende hältst du nur noch 17 deiner ursprünglichen 100 Prozent Anteile an deinem Unternehmen.

Verwässerung eines Startups durch Investments

Verwässerung eines Startups

Lohnt es sich, mit Investments deinen Startup-Kuchen zu vergrößern?

Lohnt es sich, statt 100 Prozent eines sehr kleinen Kuchens nur noch 17 Prozent eines (hoffentlich) großen Kuchens zu behalten?

Das hängt von deiner spezifischen Situation ab und davon, was du wirklich mit deinem Startup erreichen willst. Ist es dir wichtiger, dein Unternehmen selbst steuern zu können, selbst wenn es nur ein kleines ist, als es zu einem weltweiten Marktführer zu machen? Dann solltest du diesen Weg sicher nicht gehen!

Aber wenn du ein Startup hast, das Kapital braucht, um zu wachsen oder schnell genug zu wachsen, sind VC-Fonds und andere Arten von Investoren möglicherweise genau das, was du brauchst!

Du solltest dich fragen:

  • Brauchen wir das Geld wirklich?
  • Wird das Geld wirklich einen riesigen Unterschied für unser Unternehmen machen – oder könnten wir unsere Ziele auch ohne erreichen?
  • Und wenn wir Geld brauchen, brauchen wir es jetzt oder kann das auch bis später warten?

Ein gut gehütetes Geheimnis: Nicht immer ist der größere Kuchen der bessere

Eine in der Startup-Welt oft ignorierte Tatsache ist: Oft ist das innovative Dienstleistungsunternehmen, über das Gründerszene oder TechCrunch niemals berichten werden, für dich als Gründerin oder Gründer deutlich lukrativer als das riesige, weltweit gehypte Produkt-Startup. Denn das kann nicht ohne externes Kapital abheben. So bist du gezwungen, einen Großteil deines Unternehmens an Investoren zu verkaufen, um überhaupt zum Ziel zu kommen. Den Gewinn beim Verkauf dieses nach außen hin riesigen Kuchens streichen dann größtenteils andere ein.

Dein Kuchen mag zwar kleiner sein, aber gehört er dir zu 100 Prozent, stehst du beim Verkauf möglicherweise sogar besser da.

Wie Rand Fishkin, Gründer des erfolgreichen SEO-Software-Unternehmens Moz und Autor des Buches Lost and Founder sagt:

„Wenn alles glatt geht, könntest du dir am Ende ein zusätzliches Batmobil oder zwei leisten!“

Mehr zur Finanzierungsstrategie für Startups

Wenn du noch mehr Insider-Tipps zur Finanzierungsstrategie für dein Startup suchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ mehrere ausführliche Kapitel dazu. Unter anderem zu folgenden Themen:

  • Braucht dein Startup wirklich externes Kapital?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Wann der richtige Zeitpunkt für ein Investment ist
  • Wie dein Startup ohne externes Kapital startet und wächst
  • Wie viel dein Startup wert ist

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier:

📘 „Startup-Finanzierung“ als Kindle eBook

📘 „Startup-Finanzierung“ als Hardcover

So überzeugst du im Pitch vor Investoren (Magdalena Reith)

So überzeugst du im Pitch vor Investoren: 3 Tipps einer Expertin

In meinem vorherigen Blogpost hat Startup-Coach und Speakerin Magdalena Reith bereits beschrieben, wie du dein Pitchdeck optimal auf dein jeweiliges Gegenüber anpassen kannst.

Heute geht es um dich – wie du dich am besten präsentierst, um in deinem Pitch deinen Wunsch-Investor oder deine Wunsch-Investorin von deinem Startup zu überzeugen. Das nützt dir nicht nur bei der Suche nach Investoren. Auch bei Startup-Wettbewerben kannst du mit einem herausragend vorgetragenen Pitch auf jeden Fall punkten. (Das sage ich aus Erfahrung – denn auch ich langweile mich in einer Investoren-Jury nicht gern…)

Auch zu dem Thema Pitch-Präsentation habe ich wieder Startup-Coach und Speakerin Magdalena Reith als Expertin für mein Buch Startup-Finanzierung interviewt.

So überzeugst du in einer persönlichen Pitch-Präsentation

Magdalena Reith (www.magdalena-reith.de) ist seit 2017 leidenschaftliche Speakerin und Startup-Coach. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen in der Startup-Szene im Silicon Valley und den vielen Startups, die sie bei UnicornPitch betreut hat, unterstützt sie Gründerinnen und Gründer dabei, erfolgreich neue Ideen zu pitchen.

Die Expertin erläutert, wie du deine Zuhörer mit deinem Pitch überzeugst:

„Um einen erfolgreichen Pitch zu machen, kannst du an drei Stellschrauben drehen: der Storyline und Struktur, deiner Sprachfertigkeit und deinem Auftreten. Wenn nur eine dieser Stellschrauben falsch eingestellt ist, kann dein gesamter Pitch scheitern. Die gute Nachricht: Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg! Mit intensiver Übung kannst du einiges dafür tun, dass du erfolgreich bist und die Investoren begeisterst.

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin beim Pitch

1. Storyline und Struktur deines Pitchs

Die Basis jeder Präsentation ist der inhaltliche Aufbau: deine Story. Je nach Zeit, die dir zur Verfügung steht, kannst du die Storyline kürzen oder ausbauen – vom 30-sekündigen Elevator Pitch bis zur ausführlichen Präsentation. Unabhängig von der Länge sollte dein Pitch immer folgende Fragen beantworten:

  • Welches Problem wird gelöst?
  • Wie lösen wir dieses Problem?
  • Für wen lösen wir dieses Problem?
  • Warum lösen wir dieses Problem?

2. Sprachfertigkeit in deiner Präsentation

Selbst der spannendste Inhalt wird schnell ermüdend, wenn er langweilig vorgetragen wird. Um das zu vermeiden, gibt es einfache Methoden und Maßnahmen, die du gut vorher einüben kannst.

Achte in deinem Vortrag etwa auf Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit. Gerade wenn du aufgeregt bist, sprichst du schneller und undeutlicher, verschluckst Wörter, vergisst Pausen und deine Stimme wird leise. Das macht es deinen Zuhörerinnen und Zuhörern unmöglich, den Inhalten zu folgen: Sie fangen an, sich zu langweilen, oder verlieren komplett den roten Faden – insbesondere bei komplexen Zusammenhängen ist das fatal.

Damit deine Zuhörerinnen und Zuhörer den Inhalten besser folgen können, hilft eine entsprechende Betonung mit gezielten Pausen. Ganz einfach sorgst du für einen besseren Satzrhythmus, indem du deine Stimme am Satzende hebst (Frage) oder senkst (Aussage). Zudem solltest du deinen Sprachstil, also die Wortwahl und die Satzstruktur, speziell an deine Zielgruppe anpassen. Als Experte neigst du ansonsten möglicherweise dazu, Fachsprache zu verwenden, die nicht für alle Investorinnen und Investoren verständlich ist.

3. Deine persönliche Präsenz beim Pitch

Wenn du live vor potenziellen Investorinnen und Investoren stehst oder in einem Pitchwettbewerb präsentierst, ist eine bewusste und selbstsichere Körpersprache entscheidend für die Überzeugungskraft deines Pitches. Je besser du deine eigene Präsentation kennst, desto sicherer wirkt dein Auftreten vor den Investorinnen und Investoren. Durch Haltung, Gestik und Mimik kannst du die Inhalte deines Vortrags unterstreichen.

Stärken kannst du deine Präsenz bei einem Vortrag auch, indem du gezielt mit den Zuhörenden interagierst. Mit präzisen Fragen, Anmerkungen und Augenkontakt steigerst du ihre Aufmerksamkeit und bleibst mit deinem Publikum in Verbindung.

Zuletzt ist es sinnvoll, dass du dich entsprechend des Anlasses kleidest. Als Startup-Gründerin oder ‑Gründer kannst du deinen Anzug oder dein Kostüm zwar meistens im Schrank lassen und durch einen „Business Casual“-Look ersetzen. Beim Outfit geht es aber auch um Authentizität: Wenn dein Startup beispielsweise Sportkleidung vertreibt, kannst du dich durchaus auch in einem sportlichen, legeren Outfit zeigen – solange du dich darin wohl und nicht verkleidet fühlst.“

Mehr zu Investoren-Pitch und Pitchdecks

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du das optimale Pitchdeck zusammenstellst und welche Unterlagen du sonst noch bei der Investorensuche brauchst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Welche Inhalte müssen in meinem Pitchdeck enthalten sein?
  • Wie sollte das Pitchdeck aussehen?
  • Echte Pitchdecks, die funktioniert haben – 6 Beispiele
  • Deine Pitch-Präsentation

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier:

📘 Startup-Finanzierung als Kindle eBook lesen

📘 Startup-Finanzierung als Hardcover bestellen

Für jeden Investor das richtige Pitchdeck (Magdalena Reith)

Für jeden Investor das richtige Pitchdeck: Eine Expertin erklärt, wie das geht

Ich vergleiche die Investorensuche bekanntermaßen gern mit Dating.

Und was beim Dating dein Outfit ist, ist bei der Investorensuche dein Pitchdeck: Der Inhalt muss passen, aber die Aufmachung auch. Sonst kommt es nie zum nächsten Schritt. 

Soweit, so klar. Aber was viele Gründer bei der Investorensuche vergessen: Es wäre seltsam, bei jedem Date immer im Anzug zu erscheinen, auch wenn das vielleicht das beste Outfit ist, was du hast. Denn natürlich passt du dein Auftreten und deine Aufmachung auch der Gelegenheit an. Konkret: Beim Date in der Bar nebenan ziehst du dich anders an als beim Candlelight-Dinner im edlen Restaurant.

Wie kannst du also bei der Investorensuche dein Pitchdeck perfekt auf die aktuelle Gelegenheit anpassen?

Basis-Pitchdeck und individuelles Pitchdeck

Wenn du mit 10 verschiedenen Investorinnen und Investoren sprichst, werden sie dir 10 verschiedene Wege nennen, wie du die Folien zusammenstellen sollst. Das ist sehr subjektiv und für manche ist es fast eine Religion. Nicolaj und ich empfehlen in unserem Buch Startup-Finanzierung etwa 15 Folien, die jede Investorin und jeder Investor sehen möchte.

Das ist ziemlich allgemeingültig. Du kannst die Reihenfolge der Folien verändern, aber der zugrundeliegende Inhalt gehört in dein Pitchdeck. Dieses Pitchdeck ist dann dein Basis-Pitchdeck.

Das Basis-Pitchdeck ist aber nur die Ausgangsbasis. Es ist wichtig, dieses bei jeder Gelegenheit individuell auf dein Publikum anzupassen – deine Investoren oder den Wettbewerb, bei dem du antrittst.

Wie das funktioniert, habe ich für Startup-Finanzierung die Expertin Magdalena Reith gefragt.

3 Fragen, um dein Pitchdeck für dein Publikum zu optimieren

Magdalena Reith (www.magdalena-reith.de) ist seit 2017 leidenschaftliche Speakerin und Startup-Coach. Aufbauend auf eigenen Erfahrungen in der Startup-Szene im Silicon Valley und den vielen Startups, die sie bei UnicornPitch betreut hat, unterstützt sie Gründerinnen und Gründer dabei, erfolgreich neue Ideen zu pitchen.

Magdalena erklärt, wie du dich optimal auf deinen Pitch vorbereitest:

„Schon bevor du dir Gedanken um die eigentliche Präsentation machst, solltest du dir dein Basis-Pitchdeck vornehmen und dir 3 Fragen stellen:

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin

Magdalena Reith, Startup-Coach und Speakerin

1. Für wen präsentiere ich mein Pitchdeck?

Kenne deine Zielgruppe. Sind deine Investorinnen und Investoren mit der Materie bereits vertraut oder branchenfremd? Dein Publikum bestimmt, wie intensiv du dein Thema einleiten und erklären musst.

Wenn du eine Finanzierung für dein IT-Startup suchst und deine Zielinvestorin nicht technikaffin ist, solltest du sie erst bei ihrem Kenntnisstand abholen, damit sie den nachfolgenden Inhalten überhaupt folgen kann. Eine Investorin, die selbst bereits Expertin ist, wäre stattdessen von einer ausschweifenden Erklärung des Themas gelangweilt.

2. Wie präsentiere ich mein Pitchdeck?

Unabhängig davon, ob du dein Pitchdeck vorab zusenden konntest oder nicht: Es empfiehlt sich, für einen Vortrag oder ein direktes Investorengespräch eine reduzierte Variante deiner Folien vorzubereiten, um dein Publikum während deines Vortrags nicht zu überfordern.

Ich rate dir allgemein, zwei Pitchdecks zu erarbeiten – eines als Informationsgrundlage und eines als Gesprächsunterstützung. Achte darauf, beide stets parallel aktuell zu halten!

3. Warum sollte mir diese spezielle Investorin oder dieser Investor zuhören?

Was ist für sie oder ihn dabei drin? Auch wenn deine Story die gleiche ist, hat jedes deiner Gegenüber andere Interessen und einen anderen persönlichen und beruflichen Hintergrund. Vermeide, immer alles erzählen zu wollen und zu tief ins Detail zu gehen.

Überlege dir stattdessen, welche Aspekte für dieses spezielle Publikum interessant sein könnten und kommuniziere am Ende deiner Präsentation einen klaren Call-to-Action.

Es gibt keinen ‚One Size Fits All‘-Pitch!

Mehr zu Investoren-Pitch und Pitchdecks

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du das optimale Pitchdeck zusammenstellst und welche Unterlagen du sonst noch bei der Investorensuche brauchst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Welche Inhalte müssen in meinem Pitchdeck enthalten sein?
  • Wie sollte das Pitchdeck aussehen?
  • Echte Pitchdecks, die funktioniert haben – 6 Beispiele
  • Deine Pitch-Präsentation

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier:

📘 Startup-Finanzierung als Kindle eBook lesen

📘 Startup-Finanzierung als Hardcover bestellen

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken (Andrea Kranzer)

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken: Eine Investorin erzählt

Wie Business Angel-Netzwerke funktionieren und dass ein Investment über ein Business Angel-Netzwerk für viele Startups Sinn macht, habe ich in meinem letzten Post bereits beschrieben.

Aber wieso lassen sich Business Angels darauf ein, gemeinsam zu investieren?

Das zu verstehen, ist auch für dich als Gründerin oder Gründer wichtig. So kannst du besser einschätzen, wer da beim Pitch vor dir sitzt und warum.

Was machen Business Angels in ihren Netzwerken?

Manche Business Angels bevorzugen es, sich in thematischen oder lokalen Netzwerken mit anderen (erfahreneren) Business Angels über Startups auszutauschen, für deren Branche sie sich interessieren oder in die sie investieren wollen. Teilweise investieren sie in solchen Netzwerken sogar zusammen mit anderen Angels. Das nennt sich „Syndikation“ und ist vor allem in den USA und in Frankreich ein bei Angels beliebtes Vorgehen.

In Deutschland dominieren aktuell die informellen Netzwerke, die dem Austausch dienen, aber es gibt auch Netzwerke, in denen die Angels explizit gemeinsam nach Startup-Investment-Chancen suchen.

Warum manche Business Angels lieber gemeinsam investieren

Es gibt drei Gründe, warum manche Business Angels lieber in einem Netzwerk investieren:

Warum manche Business Angels lieber in Netzwerken investieren

Warum manche Business Angels lieber in Netzwerken investieren

  1. Sie bekommen Deals vorgelegt. Als Teil eines Netzwerks bekommt der Business Angel Zugang zu Startups, die über ihre persönlichen Kontakte hinaus nach Kapital suchen. So bekommt sie oder er zahlreiche Investment-Chancen präsentiert, ohne viel dafür tun zu müssen.
  2. Sie haben begrenzte Mittel. Einer der wichtigsten Unterschiede zwischen Business Angels und anderen Arten von Investoren ist, dass das verfügbare Kapital der meisten Angels begrenzt ist. Teil eines Business Angel-Netzwerks zu sein (und mit anderen Mitgliedern gemeinsam zu investieren) ermöglicht es dem Angel, Investments über mehrere unterschiedliche Startups zu streuen und so das eigene Portfolio zu diversifizieren.
  3. Mehr Augen prüfen den selben Deal. Business Angels haben (anders als VC-Fonds) kein großes Team von Angestellten, um einen Deal zu analysieren, da sie meistens als Privatpersonen allein arbeiten. Indem sie sich im Business Angel-Netzwerk engagieren, können sie einen potenziellen Deal mit anderen Mitgliedern besprechen und abschließen, was das wahrgenommene Risiko des Investments in das Unternehmen begrenzt.

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich einen Business Angel gefragt, warum sie in Netzwerken statt alleine investiert.

Darum investiere ich in Business Angel-Netzwerken: Eine Investorin erzählt

Die Mannheimerin Andrea Kranzer setzt seit 2014 ihr Knowhow, ihr Kapital und ihre Kontakte als Frühphasen-Investorin in den Bereichen Tech, IT und Healthcare ein. Inzwischen ist sie in mehreren Angel-Netzwerken aktiv und hat selbst die Angels4Health gegründet, Deutschlands einziges auf Life Science spezialisiertes Business Angel-Netzwerk. 2019 wurde sie vom Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND e.V.) zum Business Angel des Jahres gewählt.

Andrea Kranzer erläutert:

„Auch wenn ich dies früher in einigen Investments gemacht habe:

Andrea Kranzer, Business Angel des Jahres 2019

Andrea Kranzer, Business Angel des Jahres 2019

Heute würde ich nicht mehr alleine investieren.

Als einziger Business Angel oder Investor bist du der alleinige Ansprechpartner für dein Startup und gerätst schnell selbst in eine Gründerrolle, die du gar nicht übernehmen willst.

Außerdem ist meiner Meinung nach die Kombination des Wissens und der Fähigkeiten von mehreren Personen für den Erfolg notwendig.

Netzwerke unterstützen uns Business Angels maßgeblich dabei, unseren Job zu machen.

Ich investiere am liebsten mit Investorinnen und Investoren, die ich kenne und denen ich vertraue. Unschätzbar wertvoll ist für mich auch die Kompetenzerweiterung und der Erfahrungsaustausch im Netzwerk. Selbst in unserem spezialisierten Life Science-Netzwerk präsentieren Startups manchmal Themen, bei denen ich mich nicht auskenne. Ich kann dann bei anderen Angels nachfragen und wir können die Deals in der Gruppe diskutieren.

Das kommt auch Startups zugute, denen ich sonst einfach absagen müsste, weil ich durch den Austausch auf für mich bis dahin unbekannte Details hingewiesen wurde.“

Mehr zu Business Angel-Investments für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier:

📘 Startup-Finanzierung als Kindle eBook lesen

📘 Startup-Finanzierung als Hardcover bestellen

So findest du Investoren über Business Angel Netzwerke

So findest du Investoren über ein Business Angel-Netzwerk

Suchst du für die Seed-Finanzierung deines Startups Investoren und hast noch nicht so viele Kontakte in die Szene? Dann kann es hilfreich sein, sich an Business Angel-Netzwerke zu wenden.

Ich selbst habe über ein Business Angel-Netzwerk in Startups investiert. Mir macht es Spaß, mich hier mit anderen Business Angels auszutauschen (wie es auch Business Angel Andrea Kranzer in ihrem Beitrag beschreibt) – aber auch für Gründerinnen und Gründer haben die Netzwerke große Vorteile. Darum ist Business Angel-Netzwerken in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ganzes Unterkapitel gewidmet.

Zunächst einmal möchte ich aber klären: Was ist der Vorteil an einem Business Angel-Netzwerk und wie funktioniert das aus Startup-Sicht?

Vorteile eines Investments über Business Angel-Netzwerke

Für dich als Startup-Gründerin oder Gründer haben Business Angel-Netzwerke gleich mehrere Vorteile:

  • Du hast die Chance, dein Startup mehreren Investorinnen und Investoren auf einmal vorzustellen. Selbst wenn du nicht alle begeistern kannst, reicht es, einige davon zu überzeugen.
  • Du musst nicht unbedingt vorgestellt werden, um eine Chance zu haben (auch wenn vorherige Kontakte ins Netzwerk helfen). Stattdessen wählt das Business Angel-Netzwerk vorab geeignete Startup-Kandidaten nach internen Kriterien aus.
  • Das Business Angel-Netzwerk wird dir bereits im Vorfeld helfen, dein Startup überzeugend zu präsentieren. Das steigert deine Chancen für einen erfolgreichen Pitch.

Wie funktioniert ein Investment über ein Business Angel-Netzwerk?

Wie unten abgebildet kommt dein Startup typischerweise in 6 Schritten über ein Business Angel-Netzwerk zu Investoren:

Business Angel Netzwerke - Ablauf Investment

Ablauf eines Investments in einem Business Angel-Netzwerk

  1. Bewerbung: Startups senden Unterlagen per Email oder Webformular ein, normalerweise Pitchdeck und Executive Summary.
  2. Vorauswahl: Unvollständige Bewerbungen und solche, die nicht in die Investment-Kriterien passen, werden aussortiert.
  3. Auswahl: Qualifizierte Bewerbungen werden für eine Beurteilung an Mitglieder des BA-Netzwerks weitergeleitet.
  4. Präsentation: Die vielversprechendsten Startups werden zum Pitch beim Mitgliedertreffen eingeladen.
  5. Due Diligence: Wenn sich Mitglieder für das Startup interessieren, recherchieren sie weiter und führen die Due Diligence durch. Wenn es mehrere Angels sind, schaffen sie meist ein Konsortium und wählen einen Angel als Deal Leader aus, der sie in den Verhandlungen mit dem Gründungsteam vertritt.
  6. Investment-Vereinbarung: Die Investment-Vereinbarung wird unterschrieben.

Wie findest du ein Business Angel-Netzwerk?

Um ein passendes Business Angel-Netzwerk zu finden, google einfach nach „Business Angel Netzwerk“ und dem Namen deiner Region oder Stadt (wenn du in einer größeren Stadt lebst).

Alternativ kannst du auch auf die Website des Business Angel Netzwerk Deutschland (www.business-angels.de) gehen und dort nach Gruppen in deiner Region suchen.

Mehr zu Business Angel-Investments für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Business Angels als Investoren für dein Startup gewinnst, findest du in meinem Buch Startup-Finanzierung ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wann und warum investieren Business Angels?
  • In was investieren Business Angels?
  • Besondere Arten von Business Angels: Neue Angels, Super-Angels und Business Angels-Netzwerke
  • Welche Business Angels du jagen solltest
  • Was Business Angels dir bieten können

Hol dir das Buch Startup-Finanzierung hier:

📘 Startup-Finanzierung als Kindle eBook lesen

📘 Startup-Finanzierung als Hardcover bestellen

Mythen über EU-Förderung für Startups aufgeklärt (Liesa Siedentopp)

Mythen über EU-Förderung: Eine EU-Insiderin klärt auf

Ich kenne viele Startups, bei denen das Thema „EU-Fördergelder recherchieren“ schon lange auf der To Do-Liste steht.

Ich merke aber auch, dass viele Startup-Teams zögern, sich mit dem Thema zu befassen. Denn zu dem Thema kursiert auch eine Menge Halbwissen und Hörensagen:

  • „Irgendwie passt jedes Startup doch in irgendeine EU-Förderung!“
  • „Ich habe gehört, die Fördertöpfe der EU sind riesig?“
  • „Die Förderquoten der EU sollen aber nicht besonders hoch sein.“
  • „Der Antrag für EU-Fördergelder ist mega-kompliziert!“
  • „Es bekommen sowieso nur Startups aus kleineren Ländern eine EU-Förderung.“

Für mein Buch Startup-Finanzierung habe ich die EU-Insiderin Liesa Siedentopp Ende 2019 zu den EU-Förderprogrammen für Startups interviewt.

Wie du die EU als Sprungbrett für dein Startup nutzt: Eine EU-Insiderin erzählt

Liesa Siedentopp ist seit 2015 in der EU-Agentur EASME, wo sie als Projektmanagerin und Business Developer mit dem „SME Instrument“ eines der größten und finanzstärksten Förderprogramme der EU für Startups und kleine, mittelständische Unternehmen (Small & Medium-sized Enterprises: SMEs) mit aufgebaut hat.

Seit über zwei Jahren ist sie mit ihrem Team für die Business Acceleration Services zuständig und ermöglicht den Startups mit gezielten Servicedienstleistungen und Netzwerkveranstaltungen – etwa mit europäischen Investoren- und Unternehmenskontakten, Trainings und Workshops – neue potentielle Kunden, Partner und Finanzmittel zu erschließen.

Zu den Förderprogrammen der EU erläutert Liesa Siedentopp:

„Die Startup-Förderung der EU ist gerade stark im Umbruch.

Liesa Siedentopp, Projektmanagerin und Business Developer der EU-Agentur EASME

Liesa Siedentopp, Projektmanagerin und Business Developer der EU-Agentur EASME

Wir haben in den vergangenen Jahren viel gelernt und arbeiten nun daran, unsere Programme bis 2021 unter einem Dach, dem European Innovation Council (EIC), zu bündeln und sie noch besser auf die Bedürfnisse von Startups und Kleinunternehmen zuzuschneiden.

Bereits jetzt haben wir einige wichtige Änderungen umgesetzt. So fördern wir unsere Programmteilnehmerinnen und ‑teilnehmer nicht mehr nur durch Geld, sondern bieten seit 2017 auch unterstützende Business Acceleration Services wie Trainings und Veranstaltungen gemeinsam mit relevanten Industrie- und Finanzpartnern an.

Wie ein guter Accelerator legen wir dabei großen Wert auf den messbaren Mehrwert für die Startups – darum bereiten wir die teilnehmenden Teams nicht nur individuell vor, sondern vernetzen sie vorab aktiv mit den richtigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern in den Konzernen, damit sie im besten Fall mit abgeschlossenen Verträgen oder konkreten Kooperationsvereinbarungen aus den Meetings herausgehen.

In Zukunft wird aus dem „SME Instrument“ das „EIC Accelerator“-Programm.

Es ist über zwei Jahre mit 1,8 Milliarden Euro ausgestattet ist und damit das größte und für Startups interessanteste Förderprogramm ist. Die bisherige Phase 1, bei der Startups 50.000 Euro Fördergeld für die Entwicklung eines Businessplans bekommen konnten, ist seit Mitte 2019 entfallen. Dafür erweitern wir Phase 2: Startups können weiterhin bis zu 2,5 Millionen Euro Co-Finanzierung für ein Projekt bekommen, sich aber zusätzlich auch noch um Eigenkapital von bis zu 15 Millionen Euro bewerben.

Den großen Vorteil, den wir mit dem EIC Accelerator bieten, ist unser inzwischen riesiges internationales Netzwerk, natürlich zu europäischen Investoren und Großunternehmen, aber auch zu den inzwischen ca. 5.000 Alumni-Startups unserer Förderprogramme. Leider nehmen deutsche Startups dieses Sprungbrett in den europäischen Markt noch nicht so als Chance wahr wie Startups aus anderen EU-Ländern, aus denen wir deutlich mehr Bewerbungen erhalten.

In der Tat ist der EIC Accelerator ein extrem kompetitives Programm.

Die Erfolgsquoten für den EIC Accelerator sind nicht besonders hoch. Und die Kandidaten messen sich mit den besten europäischen Wettbewerbern.

Dennoch ist es eigentlich nicht schwierig, einen erfolgreichen Antrag zu schreiben. Das Programm richtet sich gezielt an Einzelunternehmen und unterliegt keinerlei thematischen Einschränkungen, außer dass das Unternehmen disruptive Innovationen voranbringt und skalierbar ist.

Meiner Ansicht nach braucht man keinen professionellen Antragschreiber.

Wichtig ist, dass die drei abgefragten Kriterien überzeugend beantwortet werden – und idealerweise gibt eine Person mit englischer Muttersprache dem Antrag noch einen Feinschliff. In unserer Auswahljury sitzen vor allem VCs, Business Angels und Innovationsscouts, deshalb sollte der Antrag nicht nur für Technologie-Nerds verständlich sein.

In jedem Fall ist es hilfreich, sich vorab mit den regionalen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern für EU-Programme und mit erfolgreichen ehemaligen Startups auszutauschen, um so den eigenen Antrag zu verbessern. Die meisten sind gern bereit, ihre Erfahrungen weiterzugeben!

Wichtig ist auch zu wissen, dass die wenigsten Startups direkt bei ihrer ersten Bewerbung gefördert werden.

Startup-Teams können ihre Bewerbung mit unserem detaillierten schriftlichen Feedback aber verbessern und sich dann erneut bewerben – das erhöht die Chancen erheblich.

Neben dem EIC Accelerator gibt es noch andere europäische Programme, die aber speziellere Anforderungen haben. Für das FTI-Programm (Fast Track to Innovation) wird etwa ein Konsortium mit Industriepartnern gefordert, und das FET Open-Programm (Future and Emerging Technologies) – in Zukunft „EIC Pathfinder“ – richtet sich eher an interdisziplinäre Forschungsteams aus der Wissenschaft, die eine radikale innovative Idee haben.

Über unseren EIC Wizard können Startup-Teams herausfinden, welches Förderprogramm am besten zu ihnen passt. Und im EIC DataHub können sie erfolgreiche Teilnehmer verschiedener EU-Programme in ihrer Region ausfindig machen.“

Mehr zu öffentlichen Förderprogrammen für dein Startup

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du öffentliche Förderungen für dein Startup einwirbst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ein ausführliches Kapitel dazu. Darin geht es unter anderem um folgende Themen:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • Wie funktionieren öffentliche Förderungen?
  • Welche Arten öffentlicher Förderungen gibt es?
  • Was ist Co-Finanzierung?
  • Öffentliche Eigenkapitalfinanzierung
  • Kreditförderung und Bürgschaften

Hol dir das Buch „Startup-Finanzierung“ hier:

📘 „Startup-Finanzierung“ als Kindle eBook lesen

📘 „Startup-Finanzierung“ als Hardcover bestellen

Do und Don't für Excel-Finanzplanung bei Startups

14 Do’s und Don’ts für deine Startup-Finanzplanung

Als Business Angel und Inkubator-Manager begutachte ich häufig Finanzpläne von Startups.

Solche Excel-Tabellen zu analysieren, klingt erst einmal nach einer furchtbar trockenen Aufgabe. Aber tatsächlich gibt es kaum ein Dokument – nicht einmal das Pitchdeck! – was so deutlich zeigt, ob und wie strukturiert ein Startup-Team sein Geschäftsmodell durchdacht hat. Das ist die Information, die Investoren suchen!

Wenn du zum allerersten Mal vor der Aufgabe stehst, so eine Finanzplanung für dein Startup zu erstellen, kann das überwältigend sein. Dabei ist es nicht schwer, hier Bonuspunkte zu sammeln. Und umgekehrt hilft es sehr, typische Fehler zu vermeiden.

Aus meiner Insider-Erfahrung habe ich dir 14 Do’s und Don’ts für deine Finanzplanung zusammengestellt. 

Do’s zur Finanzplanung für dein Startup

  1. Kennzeichne alle Eingabefelder (Variablen deiner Finanzplanung) optisch eindeutig und bündle sie an einer Stelle im Modell.
  2. Behandle alle Teile so ausführlich, wie es ihr jeweiliger Beitrag zum Ergebnis rechtfertigt – nicht mehr und nicht weniger detailliert.
  3. Wähle eine sinnvolle Granularität auf der Zeitachse – für die nähere Zukunft Monate, in späteren Jahren ggf. nur Quartals- oder auch Jahreswerte
  4. „Cash is King“ – beachte daher den Zeitversatz bei den Geldzuflüssen (z.B. Zahlungsziele) und mögliche Zahlungsausfälle. Notiere den Kassenstand separat am Ende jeder Periode, um zu zeigen, dass du die Liquidität bewusst beobachtest.
  5. Erzeuge Vertrauen, indem du in der gesamten Optik gängigen Darstellungen und Formaten folgst.
  6. Bereite deine Stückkosten, wichtige Ratios und andere Zahlen, die Investoren typischerweise suchen, in klaren und transparenten Übersichten auf – Investoren haben oft wenig Zeit und wissen es zu schätzen, wenn die Unterlagen zugänglich aufbereitet sind.
  7. Zeige, dass du ein grundsätzliches Verständnis von Buchhaltung und den Unterschieden zwischen Cash-Flow-Statements, Gewinn- und Verlustrechnung und Bilanzen hast.

Don’ts zur Finanzplanung für dein Startup

  1. Vermeide unbedingt Modellierungsfehler, denn diese verschrecken jeden Investor – ziehe bei Unsicherheit lieber einen Experten bei der Erstellung und zur Kontrolle hinzu.
  2. Verstecke niemals Inputwerte in den Formeln – das erzeugt Verwirrung und den Eindruck, du hättest etwas zu verbergen.
  3. Behandle keine inhaltlichen Bereiche oberflächlich – wenn ein Thema nur rudimentär modelliert ist, ist dies oft ein Warnhinweis für den Investor, dass Kompetenz in diesem Gebiet fehlt.
  4. Vermeide genauso übertriebene Detailverliebtheit – das deutet für den Investor nur darauf hin, dass dir dieser Bereich besonders am Herzen liegt (was vielleicht zu Lasten anderer wichtiger Themen geht).
  5. Vermeide wilde Szenarien – etwa einen Worst Case, einen Medium Case und einen Best Case, die so weit auseinanderliegen, dass ihre Beliebigkeit offensichtlich ist
  6. Verzichte auf ausschweifende Hinweise zur Unsicherheit deiner Prognosen – ein Investor weiß, dass Modelle gerade bei Startups per Definition spekulativ sind, und sieht solche Hinweise eher als Zeichen für mangelndes eigenes Vertrauen in das Modell.
  7. Vermeide offensichtlich falsche oder „gewürfelte“ Annahmen – viele Investoren beschäftigen sich nur stichprobenartig mit deinem Modell und schließen daraus auf die Gesamtqualität deines Modells, jeder gefundene Schwachpunkt ruiniert deshalb den Gesamteindruck überproportional.

Mein Tipp zum Schluss: Einfach anfangen

Mein wichtigster Tipp an dich ist: Lass dich nicht vom weißen Excel-Sheet einschüchtern.

Lade dir eine beliebige Vorlage herunter und fang erst einmal mit den Basics an – der Rest kommt von ganz alleine. Du wirst selber sehen, wo du Anpassungen vornehmen musst, um dein Geschäftsmodell passend wiederzugeben oder wichtige Kennzahlen sichtbar zu machen.

Und nicht zuletzt ist die Finanzplanung auch ein wachsendes Dokument, das du gemeinsam mit deinem Team und deinen Mentoren immer weiter verfeinern und ausbauen wirst.

Alle Tipps zusammengefasst als Infografik zum Download

Infografik: Do und Don't für Excel-Finanzplanung bei Startups

Mehr zur Finanzplanung für Startups

Wenn du mehr darüber erfahren willst, welche Unterlagen du für Investoren brauchst, findest du in meinem Buch „Startup-Finanzierung“ ausführliche Infos dazu, unter anderem mit folgenden Themen:

  • Wie nehme ich Kontakt mit Investoren auf?
    Startup Finanzierung - Buch-Cover
  • Was gehört ins Executive Summary?
  • Wie baue ich mein Pitchdeck auf?
  • Was ist bei meiner Pitch-Präsentation wichtig?

Hol dir das Buch „Startup-Finanzierung“ hier:

📘 „Startup-Finanzierung“ als Kindle eBook

📘 „Startup-Finanzierung“ als Hardcover

10 Bücher für Startup-Gründer*innen auf Finanzierungssuche

10 Bücher für Startup-Gründerinnen und Gründer auf Finanzierungssuche

In meinem Buch „Startup-Finanzierung“ streife ich viele Themen, die auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so viel mit Finanzierung zu tun haben – Product/Market-Fit, Personalthemen oder Verhandlungen. Aber wieso?

Ganz einfach: Die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche Finanzierung ist und bleibt, dass dein Startup erfolgreich ist. Und dazu gehört eben, all diese unterschiedlichen Herausforderungen zu meistern.

Mit 500 Seiten und 1,5 Kilo Gewicht war für „Startup-Finanzierung“ aber dann doch irgendwann das Limit der Ausführlichkeit erreicht 😉. Und so habe ich mich dafür entschieden, statt weiterer Kapitel einfach meine ganz persönlichen Top 10-Lesetipps* mit dir zu teilen.

10 Bücher, die alle Startup-Gründer und Gründerinnen auf Finanzierungssuche lesen sollten

Platz 1: Startup mit System: In 24 Schritten zum erfolgreichen Entrepreneur von Bill Aulet

Laut Bill Aulet ist erfolgreiches Unternehmertum ein Handwerk. In Startup mit System teilt er seine Erfahrungen entlang der Reise eines Unternehmers in 24 Schritten und nutzt dazu eine Menge anschaulicher Beispiele. Im dazugehörigen englischsprachigen Workbook findest du viele Checklisten, mit denen du dir die Themen anhand deines eigenen Startup-Projekts erarbeiten kannst.

Stehst du mit deinem Startup noch am Anfang des Weges, kannst du das Buch der Reihe nach durcharbeiten. Aber auch erfahrene Gründerinnen und Gründer werden aus dem Buch noch viele Erkenntnisse gewinnen. Ich nutze Startup mit System regelmäßig als Grundlage für meine Workshops und für individuelle Coachings mit Startup-Teams.

Platz 2: Das Harvard-Konzept – Die unschlagbare Methode für beste Verhandlungsergebnisse von Roger Fisher, William Ury und Bruce Patton

Das Buch Das Harvard-Konzept ist der ultimative Klassiker im Verhandeln von den Gründerinnen und Gründern des Harvard Negotiation Project. Die unterschiedlichen Konzepte, die beim Verhandeln zum Einsatz kommen, nutzen dir in allen Lebenslagen, aber gerade bei deinem unternehmerischem Handeln.

Denn dort entstehen (hoffentlich) viele langfristige Beziehungen, bei denen es darauf ankommt, die Interessen beider Seiten angemessen zu berücksichtigen.

Ebenfalls sehr lesenswerte Lektüre aus dem Harvard Negotiation Project zu den „softeren“ Seiten der menschlichen Zusammenarbeit sind die Bücher Offen gesagt! Erfolgreich schwierige Gespräche meistern von Douglas Stone, Bruce Patton und Sheila Heen und Thanks for the Feedback: The Science and Art of Receiving Feedback Well von Douglas Stone und Sheila Heen.

Sehr hilfreich ist auch Verhandlungsmanagement – Analyse, Werkzeuge, Strategien von Christian Bühring-Uhle, Horst Eidenmüller und Andreas Nelle.

Platz 3: Venture Deals: Be Smarter Than Your Lawyer and Venture Capitalist von Brad Feld und Jason Mendelson

In Venture Deals erläutern zwei VCs rechtliche Themen rund ums Term Sheet und den Prozess der Verhandlung. Dabei zum Einsatz kommen viele konkrete Beispiele, Tipps und Tricks.

Das Buch ist ein hervorragendes Handbuch, das ich auch immer wieder selbst gern zu Rate ziehe.

Als kleine Einschränkung muss ich erwähnen, dass die Autoren von Venture Deals sich natürlich auf die US-amerikanischen Regeln und Gepflogenheiten beziehen.

Platz 4: Angel Investing at its best: Leitfaden für Business Angels II von Ute Günther und Roland Kirchhof (Hrsg.)

Dieser Sammelband des Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND e.V.) bearbeitet in vielfältigen Beiträgen alle Facetten des Investierens in Startups: von der Suche nach geeigneten Teams über die Vertragsgestaltung bis hin zum Exit.

Wie der Untertitel Leitfaden für Business Angels II verrät, richten sich die Beiträge von 90 Expertinnen und Experten zwar in erster Linie an Business Angels. Sie helfen dir aber gerade dadurch, zu verstehen, wie Investoren ticken.

Hilfreich ist auch, dass das Buch sich auf die deutschen Gegebenheiten bezieht und hier so manches spezielle Rechtsthema anspricht, was auch für dich als Gründerin oder Gründer relevant ist.

Platz 5: Lean Startup: Schnell, risikolos und erfolgreich Unternehmen gründen von Eric Ries

Ein absoluter Klassiker. Das Prinzip des „Lean Startups“ wird oft zitiert, oft aber leider auch von Leuten, die das Buch nicht gelesen oder verstanden haben.

Im Kern entwickelt Lean Startup eine pragmatische Methodik, um durch strukturiertes Experimentieren zu lernen.

Gründerinnen und Gründer werden angehalten, mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel darüber zu lernen, ob sie mit ihrem Startup auf dem richtigen Weg sind. Wenn nicht, sind Anpassungen bis hin zum „Pivot“ nötig.

Platz 6: Startup Leadership: How Savvy Entrepreneurs Turn Their Ideas Into Successful Enterprises von Derek Lidow

Das Buch Startup Leadership begleitet dich durch die unterschiedlichen Phasen der Gründung.

Es erklärt insbesondere, welche unterschiedlichen Fähigkeiten du in den unterschiedlichen Phasen brauchst.

Denn deine Rolle als Gründerin oder Gründer ändert sich maßgeblich mit der Teamgröße: Anfangs sind alle Prozesse zwangsweise auf dich zugeschnitten – später musst du lernen, die Verantwortung zu teilen und stabile Prozesse zu etablieren.

Platz 7: Der Mom Test: Wie Sie Kunden richtig interviewen und herausfinden, ob Ihre Geschäftsidee gut ist – auch wenn Sie dabei jeder anlügt von Rob Fitzpatrick

Vom Kunden zu lernen ist eine der grundlegenden Fähigkeiten, die alle Startup-Gründerinnen und ‑gründer brauchen. Das ist aber leichter gesagt als getan.

Das Buch Der Mom Test betrachtet die vielen möglichen Fehlerquellen dabei. Deine Mom zu fragen, die dich über alles liebt, ist nur eine davon.

Dieser Ratgeber hilft dir dabei, die richtigen Fragen zu deinem Produkt stellen. Auf diese Weise kannst du herausfinden, ob deine vermeintlich fantastische Idee wirklich jemanden interessiert, der bereit ist, dafür zu zahlen.

Platz 8: Das Handbuch für Startups von Steve Blank and Bob Dorf

Wie der Name schon sagt: Das Handbuch für Startups erklärt dir Schritt für Schritt, wie du ein erfolgreiches, skalierbares und profitables Startup aufbaust.

Auch in diesem Buch steht die Nähe zu deinen Kundinnen und Kunden und deren Bedürfnissen immer im Vordergrund.

Nicht ohne Grund ist das Handbuch weltweit ein Bestseller und wird in vielen führenden MBA-Programmen als Lehrbuch verwendet.

Platz 9: Measure What Matters. OKRs: The Simple Idea that Drives 10x Growth von John Doerr

Klassische Zielsysteme mit starren Ganzjahreszielen passen nicht in die dynamische Startup-Welt. Der erfolgreiche VC-Investor John Doerr beschreibt in dem Buch Measure What Matters anhand von vielen Fallbeispielen einen dynamischeren Gegenentwurf: „OKRs“ (Objectives and Key Results).

Der Ansatz entstand ursprünglich bei Intel. Unter anderem praktiziert ihn auch Google von Anfang an.

Platz 10: Get Backed: Craft Your Story, Build the Perfect Pitch Deck, and Launch the Venture of Your Dreams von Evan Baehr und Evan Loomis

Das auch haptisch schöne Buch Get Backed enthält anschauliche Tipps zum Thema Finanzierung und Pitchen.

Illustriert wird das Ganze mit 15 Pitchdecks von erfolgreichen Startups, die gemeinsam mehr als 100 Millionen Euro eingeworben haben.

 

 

*Die Affiliate-Einnahmen aus den Links in diesem Artikel spende ich (genauso wie die übrigen Affiliate-Einnahmen auf dieser Website!) vollständig an den gemeinnützigen Verein Startup Teens Netzwerk e.V., der unternehmerisches Handeln bei jungen Menschen fördert.

Was die Höhle der Löwen deinem Startup wirklich bringt (Katharina Mayer)

Was die Höhle der Löwen deinem Startup wirklich bringt: Eine Gründerin erzählt

Heute Abend ist wieder Showtime für Startups: Die 7. Staffel von Die Höhle der Löwen läuft an!

Ich stehe der Show (genauso wie ihrem österreichischen Pendant 2 Minuten, 2 Millionen) etwas zwiegespalten gegenüber. Einerseits finde ich es gut, dass dank ihr inzwischen viel mehr Leute als vorher etwas mit Begriffen wie “Startup” und “Pitch” anfangen können. Und auch Nicht-Gründerinnen und Gründer wissen nun zumindest ansatzweise, was eine “Bewertung” oder gar “Traction” ist.

Andererseits ist natürlich (auch ohne skandalöse Enthüllungsnachrichten) klar: Die Höhle der Löwen spiegelt die Gründerszene in etwa so realistisch wider wie Der Bachelor die Dating-Realität.

Und in der echten Welt bekommst du kein Kapital nach einem 15-minütigen Treffen mit einem Business Angel. Logisch also, dass manche Deals nach der Aufzeichnung in der Due Diligence doch noch platzen. Trotzdem schaue ich gerne zu und habe schon manchem Startup aus meinem Netzwerk die Daumen gedrückt.

Was bringt ein Auftritt in der Höhle der Löwen für ein Startup?

Aus Sicht der Löwinnen und Löwen macht es Sinn, echte Deals vor laufender Kamera abzuschließen. Die enorme Publicity durch die Show wiegt für sie das Risiko mehr als auf, ungeprüft und nur auf Basis des Pitchs in ein Startup-Unternehmen zu investieren.

Aber gilt das auch für Gründerinnen und Gründer auf Finanzierungssuche?

Ich habe diese Frage für mein Buch „Startup-Finanzierung“ einer Gründerin gestellt, die 2018 in der Höhle des Löwen aufgetreten ist und einen Deal mit nach Hause genommen hat.

Wenn dein Produkt ins Fernsehen passt, ist die „Höhle der Löwen“ ein echter Boost für dein Unternehmen

Katharina Mayer ist Gründerin von Kuchentratsch, einem Münchner Startup, in dem echte Omas (und Opas) Kuchen backen und inzwischen deutschlandweit vertreiben.

Als Sozialunternehmen arbeitet Kuchentratsch gewinnorientiert, stellt aber den positiven gesellschaftlichen Einfluss in den Vordergrund: Einen Ort zu schaffen, an dem verschiedene Generationen miteinander im Austausch stehen, voneinander lernen und eine gute Zeit zusammen beim Arbeiten haben.

Katharina Mayer erzählt, wie sich ihr Auftritt bei „Die Höhle der Löwen“ Ende 2018 auf ihr Unternehmen ausgewirkt hat:

Katharina Mayer, Gründerin von Kuchentratsch

Katharina Mayer, Gründerin von Kuchentratsch (Foto: Lara Freiburger)

„Auf die Idee zur Bewerbung bei der Höhle der Löwen sind wir gekommen, weil wir überzeugt waren, dass wir ein spannendes Produkt für die Löwen und die Fernsehzuschauerinnen und Fernsehzuschauer bieten können.

Für den geplanten deutschlandweiten Versand der Kuchen versprachen wir uns einen positiven Marketingeffekt, da die Sendung immerhin von drei Millionen Menschen gesehen wird.

Dass wir in der Sendung tatsächlich ein Investment bekommen würden, darauf hatten wir gar nicht zu hoffen gewagt. Sozialunternehmen sind dort sehr wenig vertreten und hatten in der Vergangenheit nie ein Investment bekommen. Als zwei der Löwen, Carsten Maschmeyer und Dagmar Wöhrl, unser Angebot von 10 Prozent für 100.000 Euro annahmen, war das eine echte Überraschung für uns.

Beworben hatten wir uns einfach über das Online-Formular der Produktionsfirma.

Schon am nächsten Tag wurden wir zurückgerufen und um einen Businessplan sowie ein Vorstellungsvideo gebeten – natürlich will der Sender vorher wissen, ob man überhaupt ‚fernsehtauglich‘ ist. Und nur 10 Tage später hatten wir dann bereits unseren Drehtermin!

Das Format ist immer gleich: Ein Drei-Minuten-Pitch, dann eine bis anderthalb Stunden Diskussion. Alles wird als One-Take gedreht und dann für die Sendung auf zehn bis zwanzig Minuten geschnitten. Bei der Vorbereitung waren wir weitestgehend auf uns alleine gestellt und auch die Investorinnen und Investoren haben wir erst in der ‚Höhle‘ getroffen.

Natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht: Was, wenn etwas schiefgeht, wenn der Kuchen runterfällt oder den Löwen nicht schmeckt?

Darum habe ich mir fest vorgenommen: Immer schön lächeln, auf keinen Fall traurig oder enttäuscht gucken – nicht, dass der Sender die Szene schwarzweiß mit trauriger Musik untermalt und es aussieht, als würde ich weinen!

Obwohl in der Sendung schon ein Deal geschlossen wird, kann in den anderthalb Stunden nicht das tiefe Kennenlernen stattfinden, das vor einem Investment sinnvoll ist. Dass die Verträge der Löwen problematisch sein sollen, kann ich nicht bestätigen. Viele Deals platzen im Nachhinein allerdings, weil die Gründerinnen oder Gründer nicht alles erzählt haben oder irgendwo Leichen vergraben haben.

Wir haben in der Sendung die ganze Wahrheit erzählt und beide Löwen zu uns in die Backstube eingeladen, wo sie die Omas kennenlernen konnten. Zwei Monate nach der Aufzeichnung waren wir beim Notar und haben die Beteiligungsverträge unterschrieben.

Katharina Mayer (Kuchentratsch-Gründerin) mit Oma Renate

Katharina Mayer (Kuchentratsch-Gründerin) mit Oma Renate

Zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung lagen sechs Monate, die wir intensiv zur Vorbereitung des erwarteten Ansturms genutzt haben.

Wir haben mit anderen Höhle der Löwen-Startups gesprochen und versucht, deren Learnings umzusetzen: Eine stabile und professionelle Website aufzubauen, Aufgaben im Team zu verteilen, Kuchen vorzuproduzieren – und einfach nicht unterzutauchen. Die Omas hatten wir schon vorab ins Boot geholt, indem wir mit ihnen über die Vorteile der Sendung gesprochen und ihnen die Investoren bei ihrem Besuch später auch persönlich vorgestellt haben.

Durch die gute Vorbereitung konnten wir die erwartete große Resonanz auf die Ausstrahlung gut abfangen. Während der Sendung, die rund drei Millionen Menschen sehen, waren gleichzeitig 50.000 Besucher auf der Website. In den ersten 24 Stunden bekamen wir 400.000 Klicks, 4.000 Emails und zahlreiche Bestellungen. Allein 2018 waren wir 200 Mal in der Presse – das war schon ein gutes Stück Arbeit.

Der Auftritt in Die Höhle der Löwen hat sich für uns definitiv langfristig gelohnt.

Mit dem Investment konnten wir den Relaunch unserer Website und das Neudesign unserer Verpackung sowie eine große Gastro-Spülmaschine finanzieren. Heute haben wir etwa 30 Prozent mehr Bestellungen, als wir es ohne die Sendung gehabt hätten.

Zu mir als Gründerin und zu unserem Produkt hat das Format und das Investment insgesamt sehr gut gepasst – ob das auf das eigene Startup zutrifft, muss allerdings jede Gründerin und jeder Gründer für sich selbst entscheiden.“

– Katharina Mayer, Gründerin von Kuchentratsch

Mehr von erfolgreichen Startup-Gründerinnen und Gründern

Wenn du mehr Stories von erfolgreichen Gründerinnen und Gründern lesen möchtest, findest du über 70 davon in meinem Buch „Startup-Finanzierung“. Unter anderem:
Startup Finanzierung - Buch-Cover

  • André Schwämmlein (Flixbus) – „So haben wir mit Flixbus den neu entstehenden Fernbusmarkt erobert“
  • Bastian Nominacher (Celonis) – „Ohne Disziplin verlierst du dein strategisches Ziel aus den Augen“
  • Maria Sievert (inveox) – „Für eine langfristige Zusammenarbeit müssen die Konditionen des Deals stimmen – und zwar für alle Parteien“

Hol dir das Buch „Startup-Finanzierung“ hier:

📘 „Startup-Finanzierung“ als Kindle eBook

📘 „Startup-Finanzierung“ als Hardcover

 

Fotocredit (Titelbild und Artikelbild): Kuchentratsch (www.kuchentratsch.com)